“Man sieht dem Jörgerbad seine hundert Jahre wirklich nicht an, das ist der Beweis dafür wie sorgsam sich die MA 44 um ihre Bäder kümmert. Mein Dank gehört an dieser Stelle allen MitarbeiterInnen, die so hervorragende Arbeit leisten. Mit dem neuen barrierefreien Eingang, der Reaktivierung des Brunnens in der Kassenhalle und der Einrichtung von WLAN verbindet das Jörgerbad historisches Ambiente mit den Anforderungen des 21. Jahrhunderts”, so Stadtrat Christian Oxonitsch bei der 100-Jahr-Feier am Donnerstag.
Jörgerbad feiert 100. Jahre Bestehen
Im Gemeinderatsbeschluss vom 9. November 1886 wurde prinzipiell beschlossen, in allen Bezirken Wiens Volksbäder zu errichten. Bereits am 22. Dezember 1887 wurde das erste Wiener Volksbad in der Mondscheingasse 9 im 7. Bezirk eröffnet. Während zunächst dem Schwimmen der breiten Bevölkerung keine Bedeutung beigemessen wurde, beschloss der Wiener Gemeinderat 1912 die Errichtung des ersten städtischen Hallenbades.
Sowohl optisch im Jugendstil als auch technisch mit der Anwendung von Stahlbeton unterschied es sich von den damaligen privaten Hallenbädern. Weiter flossen modernste technische, hygienische und medizinische Erkenntnisse in die Errichtung des Bades ein. Erstmals wurde auch ein Kinderbecken errichtet.
“Kaiser Franz Joseph-Bad” wurde 1914 eröffnet
Am 22. Mai 1914 wurde schließlich das “Kaiser Franz Joseph-Bad” feierlich eröffnet und erfreute sich sofort größter Beliebtheit. Neben Schwimmhalle und Dampfbad wurden auch Wannenbäder 1. und 2. Klasse sowie ein “Luft- und Sonnenbad” eröffnet. Neuartig war das verschiebbare Glasdach.
Nach Ende des ersten Weltkrieges und dem Zerfall der Monarchie begann eine hitzige Diskussion um die Umbenennung des Bades. Der Antrag des Gemeinderates Jenschig auf Umbenennung in “Hernalser Volksbad” wurde wegen Verwechslungsgefahr mit dem in der nahen Gschwandnergasse befindlichen Volksbad nicht angenommen. Der Vorschlag der städtischen Sammlungen, das Bad nach der Wassernixe Melusine aus dem französischen Sagenkreis zu benennen, wurde aus Furcht vor dem Spott der Wiener Bevölkerung ebenso abgelehnt.
Letztendlich setzte sich der Vorschlag des Wiener Stadtbauamtes, das Bad mit dem im Volksmund bereits gebräuchlichen Namen “Jörgerbad”, der sich aus der gleichnamigen Straße ableitete, zu benennen.
Das älteste Hallenbad Wiens
Im zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt ist das Jörgerbad heute das älteste noch in Betrieb befindliche Hallenbad Wiens. 1968 bis 1978 wurde es modernisiert und generalsaniert. Finnische Saunaanlagen ersetzten die Dampfbäder, die Kohlenkesselanlage wurde abgetragen und das Bad an die Fernwärme angeschlossen. Unter Einbeziehung eines Teiles des Pezzlparks mit dem dortigen Kinderfreibad wurde es zum “Hernalser Badezentrum” erweitert.