Gerichtspräsident Friedrich Forsthuber und Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) präsentierten im Beisein von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) die Tafeln der Öffentlichkeit.
Das Wiener “Graue Haus”
“Die Zeittafeln machen die Vergangenheit des Grauen Hauses sichtbar und tragen damit zum österreichischen Geschichtsbewusstsein und zur notwendigen Erinnerungskultur bei”, betonte Brandstetter beim anschließenden Festakt im Großen Schwurgerichtssaal. An die düstere Rolle des “Landls” während der NS-Zeit erinnerte die ehemalige Widerstandskämpferin Käthe Sasso. Die mittlerweile 88-Jährige war Ende 1942 wegen Hochverrats festgenommen und zur Anklage gebracht worden. Im Anschluss verbrachte sie als 16-Jährige 15 Monate – vom Jänner 1943 bis zum April 1944 – im E-Trakt des Landesgerichtlichen Gefangenenhauses: “Im Parterre direkt unter mir waren die Todeszellen der Frauen. Wir wussten fast immer, wer unten war und was mit ihnen geschieht.” Man habe “auf ein Wunder gehofft”, doch etliche ihrer Bekannten und Freunde hätten im Hinrichtungsraum ihr Ende gefunden. Sasso begrüßte das Anbringen der Zeittafeln als “Mahnung und Erinnerung, dass so etwas nicht vergessen und nie wieder geschehen darf”.
Gedenktafeln in Wien
“Die Gedenktafeln sollen an den Kampf und den Einsatz für Toleranz, Menschenrechte und Meinungsfreiheit erinnern. Das Eintreten für diese Werte sind wir all jenen schuldig, die in Zeiten leben und sterben mussten, als es diese inhaltlichen Zugänge zum Rechtssystem nicht gab”, gab Kulturminister Ostermayer zu bedenken. Unter Anspielung auf FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, der gemeint hatte, am 30. Jänner würden aus Protest gegen den Akademikerball “die Stiefeltruppen der SA (Sozialistische Antifa) wieder durch Wien marschieren”, sprach sich Ostermayer ausdrücklich für das Demonstrationsrecht aus. Dieses zähle zu den Grundwerten eines demokratischen Rechtsstaats, verwahrte er sich gegen Straches umstrittenen Nazi-Vergleich.
(APA/Red.)