Wie hoch das Ansteckungsrisiko in Sammelunterkünften ist, zeigen die jüngsten Coronavirus-Ausbrüche in der deutschen Fleischindustrie. Auch in Österreich gibt es Branchen, in denen Arbeiter in Mehrbettzimmern untergebracht sind - oder es zumindest vor der Covid-19-Pandemie waren.
In der österreichischen Fleischwirtschaft selbst sei das Risiko jedoch geringer, weil die Schlachtbetriebe hierzulande kleiner seien als in Deutschland, hieß es von der Gewerkschaft Pro-GE auf APA-Anfrage. Anfällig sei in Österreich aber etwa die Land- und Forstwirtschaft.
Besonders Niedriglöhner aus dem Ausland betroffen
Aufgrund der wiederkehrenden Berichte über schlechte Unterkünfte für Erntehelfer oder aber auch über ausländische Holzschlägertrupps, die in Waldbaracken untergebracht seien, gebe es hier die Gefahr, dass sich das Coronavirus ausbreiten könnte, so der Gewerkschafter.
Im April sorgte ein Landwirt in Oberösterreich für Aufregung. Er soll seine 15 Erntehelfer aus Angst, sie könnten sich mit dem Coronavirus infizieren, über Nacht eingesperrt haben. "Allerdings sollte man nicht alle Bauern und Forstbesitzer über den gleichen Kamm scheren", wird seitens der Gewerkschaft betont. Neben schwarzen Schafen gebe es auch viele, die mit positivem Beispiel vorangehen.
Quartiere mit Mehrbettzimmern am Bau
Auch am Bau und in der Montage gab es bisher oft Quartiere für mehrere Arbeiter, nicht alle Unterkünfte oder Baubaracken waren geräumig genug für Einzelzimmer. Das Ansteckungsrisiko betrifft aber nicht nur kleine Unterkünfte oder gemeinsame Sanitäranlagen, sondern auch gemeinsame Fahrten im Firmenbus.
Am Bau haben sich die Sozialpartner deshalb auf strenge Regeln zum Schutz vor einer Infektion verständigt. So dürfen Schlafräume seit Ausbruch des Virus nicht mit mehr als einer Person belegt sein und im Auto muss ein Abstand von einem Meter zwischen den Arbeitern eingehalten werden.
Gemeinsame Einreise als Risiko
Auch die Anreise per Charterflugzeug stellt ein grundsätzliches Risiko dar. Zuletzt mussten 19 Erntehelfer aus der Ukraine in Quarantäne, weil von den 213 eingeflogenen Arbeitern eine Person positiv getestet wurde. Das Risiko der gemeinsamen Anreise gilt auch für die osteuropäischen Frauen in der 24-Stunden-Pflege.
(APA/red)