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Coronavirus: Streit um Skitourismus in Europa entbrannt

Europaweit koordinierte Ski-Saisoneröffnung wurde von Alpenländern schon im Spätsommer debattiert.
Europaweit koordinierte Ski-Saisoneröffnung wurde von Alpenländern schon im Spätsommer debattiert. ©pixabay.com (Symbolbild)
Frankreich, Italien und Deutschland wollen, dass in Europa bis Mitte Jänner kein Skitourismus stattfindet. In Österreich lehnt Kanzler Sebaistian Kurz (ÖVP) eine ländergreifende Verschiebung der Saisoneröffnung in Skigebieten ab.
Ski-Schlacht zwischen Kurz und Söder

Landeschefs in heimischen Wintersport-Bundesländern, so in Salzburg, wollen schon vor Weihnachten einen sicheren Skibetrieb garantieren. Der "Ski-Lockdown" treibt indes auch seltsame Blüten.

Skitourismus: Auch Uneinigkeit in der Hotellerie

Auch in Österreich war zuletzt etwa innerhalb der Hotellerie die Stimmung gespalten, was die Wiedereröffnung nach dem aktuellen harten Lockdown anlangt. Die beiden westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg hatten sich erst letzte Woche dafür ausgesprochen, erst Mitte Jänner wieder zu öffnen, um das restliche Wintergeschäft dann komplett mitzunehmen. In anderen Bundesländern will man hingegen jedenfalls am Wochenende vor Weihnachten wieder ins Geschäft kommen.

Deutschland gegen touristische Reisen im Winter

Informationen von Polit-Insidern zufolge soll die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Konferenz mit den deutschen Ministerpräsidenten wörtlich gesagt haben, es treibe ihr "die Sorgen auf die Stirn", wenn sie höre, dass Österreich die Skilifte wieder laufen lassen wolle. Das schrieben Schweizer Medien. Deutschland appellierte an die Bürger, touristische Reisen zu unterlassen - insbesondere in Hinblick auf die Skisaison. Und Deutschland will nun auf EU-Ebene prüfen, ob eine gemeinsame Reglung für die Skiferien möglich ist - so wie die Italiener.

Einen Aufschrei aus den eigenen Skiregionen gab es nach den Ski-Lockdown-Rufen jedoch auch innerhalb Deutschlands und Italiens: Mit seiner Forderung, wegen Corona europaweit Skigebiete zu schließen, stieß Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf viel Widerspruch - vom Koalitionspartner in Bayern, Tourismusvertretern und vom Nachbarland Österreich. Nach dem ersten Vorstoß von Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte, Skigebiete mindestens bis zum 10. Jänner geschlossen zu halten, hatte Söder erklärt: "Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall, beziehungsweise kein Urlaub überall."

Große Sorge um ganzen Wirtschaftszweig, sollte Skisaison ausfallen

Auch in Italien folgte Empörung aus norditalienischen Skiregionen auf dem Fuß. Man sorgt sich um den ganzen Wirtschaftszweig. Für die FPÖ in Österreich ist die italienische Forderung eines europaweiten Skiurlaubsverbot überhaupt undankbar, dreist und überflüssig, wie sie heute in einer Aussendung wissen ließ. Nachdem die italienische Regierung mit ihrem Vorstoß für ein Skiverbot im eigenen Land während der Weihnachtszeit bei ihren Präsidenten der norditalienischen Regionen auf massiven Widerstand gestoßen sei, wolle nun Italien alle europäischen Skigebiete in eine Art Geiselhaft nehmen.

In der Schweiz hoffen die Touristiker gegenwärtig, die Saison pünktlich starten zu können und sogar von der hitzigen Verschiebungsdebatte in den Nachbarländern profitieren zu können.

Eine europaweit koordinierte Saisoneröffnung der Wintersportgebiete sei im Kreise der Alpenländer informell bereits im Spätsommer diskutiert und als ungeeignet nicht weiterverfolgt worden, zitierten Schweizer Zeitungen am Donnerstag den Schweiz Tourismus. "Wir gehen daher davon aus, dass dieser Ansatz auch jetzt nicht mehr Erfolg haben wird", sagt Markus Berger, Sprecher der Tourismuswerbeorganisation. Bundesrat, Behörden und die Tourismusregionen seien "überzeugt, dass der Schweizer Weg für den Moment richtig ist".

Loipen gelten als Sportstätte: Verbretungsverbot während des Lockdowns

Ein Behördenentscheid in Seefeld in Tirol hat es unterdessen zu einiger Prominenz auch in deutschen Medien gebracht. Dort wurde der Betrieb einer Loipe verboten. Der Tourismusverband Seefeld hatte am Freitag seine erste Langlauf-Loipe in Leutasch eröffnet, nach drei Tagen gab es ein abruptes Ende. Der Loipenbetrieb war unzulässig, wurde von der Bezirkshauptmannschaft beschieden. Die Anlage sei eine Sportstätte. Eine solche darf nach aktuellen Corona-Auflagen in Österreich nicht betreten werden - zumindest von Hobbysportlern. Das ginge nur für Spitzensportler für ihr Training. Der Tourismusverband am Seefelder Plateau wollte nicht mehr bewerten, wer zu dieser Sparte zählt und wer nicht, ging auf Nummer sicher und machte die Strecke - trotz Schutzkonzepten und Vorbuchungen gegen Rudelbildungen - für alle dicht. Ob Langläufer weiter auf die Loipe dürfen, so wie man auch joggen und wandern dürfe, lässt der Verband gerade rechtlich klären.

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(APA/red)

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