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Coronatests im Tourismus: Erst 10.200 Abstriche durchgeführt

Statt wöchentlich 65.000 Tests ab Anfang Juli bisher insgesamt 24.000 Anmeldungen und 10.200 Abstriche.
Statt wöchentlich 65.000 Tests ab Anfang Juli bisher insgesamt 24.000 Anmeldungen und 10.200 Abstriche. ©APA/AFP/RODRIGO BUENDIA
Bundesregierung und Wirtschaftskammer haben im Mai angekündigt, dass ab Juli bei Tourismusbetrieben flächendeckend in ganz Österreich 65.000 Coronatests pro Woche durchgeführt werden. Von der Zahl 65.000 ist man meilenweit entfernt, geht aus den neuesten Daten des Tourismusministeriums von Elisabeth Köstinger (ÖVP) hervor.

"Mit heutigem Stand sind rund 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Testung angemeldet, 10.200 Abstriche wurden durchgeführt", hieß es am Mittwoch auf APA-Anfrage aus dem Tourismusministerium. Ein Köstinger-Sprecher verwies auf die Freiwilligkeit des Programms. Es "ermöglicht freiwillige Coronatestungen für bis zu 65.000 Mitarbeiter mit Gästekontakt in Beherbergungsbetrieben", relativiert er die ursprüngliche Ankündigung. Bisher sei europaweit aber kein vergleichbares Programm dieser Dimension bekannt, wurde betont.

65.000 Tests pro Woche angekündigt

"Mit dem vielen Testen der Mitarbeiter soll verhindert werden, dass sie im Fall einer Ansteckung das Virus weiterverbreiten", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), als das Programm mit 65.000 Tests in der Woche am 21. Mai angekündigt worden war. "Wohlfühlen und sicher sein wird entscheiden, wenn es darum geht, dass Österreich die Nase vorne hat, wenn Reisen wieder möglich sind", sagte Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) beim gemeinsamen Medientermin mit Köstinger.

Der Hotelier und NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn kritisiert die Ankündigung gegenüber der APA am Mittwoch als "größte PR-Show überhaupt". Bis die Tests tatsächlich flächendeckend erfolgen würden "ist die Sommersaison vorbei". Er habe das von Anfang an kritisiert: "Die Rechnung geht sich nicht aus." Schellhorn verlangt auch "endlich Klarheit darüber, was passiert, wenn ein Mitarbeiter eines Hotels positiv ist".

17 Labore registriert

Kritik, dass die Mitarbeiter "irgendwo hinfahren müssen", wie sie von Hoteliers in der "Krone" (Mittwochsausgabe) geäußert werde, kann man im Tourismusministerium nicht nachvollziehen. "Die Örtlichkeit und Organisation der Abstrichnahme werden zwischen Mitarbeitern bzw. Betrieben und Laboren direkt vereinbart. Mobile Abstrichnahmen sind hier ebenso möglich, wie bei niedergelassenen Ärzten oder anderen Dienstleistern wie etwa dem Roten Kreuz." Testergebnisse würden binnen 48 Stunden vorliegen. Derzeit sind 17 Labore registriert und damit berechtigt, die Testungen durchzuführen.

Kosten für Coronatests trägt der Steuerzahler

Die Kosten trägt der Steuerzahler. Der Bund zahlt pro Test einen Pauschalbetrag von 85 Euro und rechnet direkt mit den Laboren ab. "Mit diesem marktüblichen Pauschalbetrag deckt das Labor die Testung selbst, die Abstrichnahme und die Logistik ab", sagt der Köstinger-Sprecher. Die Verrechnung erfolge ausschließlich direkt zwischen den teilnehmenden Laboren und der Förderstelle des Bundes bzw. dessen Buchhaltungsagentur.

Nach einer Pilotphase in fünf Regionen in Österreich sei das Programm jetzt landesweit ausgerollt, so der Sprecher. Laut "Krone" haben Beratungsdienste der Firma McKinsey wöchentlich rund 200.000 Euro gekostet. "Es gab oder gibt keinerlei Beauftragung oder Zahlungsflüsse des Tourismusministeriums oder des Bundes an das Beratungsunternehmen McKinsey. Das gilt sowohl für die Pilotphase, als auch für das nunmehr ausgerollte Programm", sagte der Sprecher des Tourismusministeriums.

Kommunikativ soll das Projekt auch von einer namhaften Wiener PR-Agentur begleitet worden sein. Diese Frage ließ das Tourismusministerium offen.

Schellhorn thematisierte auch, dass die Tests, um tastsächlich Sicherheit bieten zu können, eigentlich bei jedem Mitarbeiter etwa drei Mal in der Woche erfolgen müssten. "Was habe ich von negativen Tests, wenn ein Gast infiziert ist und alle ansteckt?", fragt er. Der Oppositionspolitiker kritisierte in dem Zusammenhang auch das Gütesiegel, das Hotels bekommen, die bei den Tests mitmachen. Sie würden wohl trotzdem gesperrt, wenn es einen positiven Fall bei ihnen gebe.

Labor-Konsortium beauftragte Beratungsfirma

Bei den Coronatests im Tourismus hat ein Konsortium von Laboren die Beratungsfirma McKinsey in der Pilotphase als operativen Umsetzungspartner engagiert.

Medial war spekuliert worden, dass der Steuerzahler die Kosten für die Umsetzungspartner getragen habe. Die Rede war in der "Krone" von 200.000 Euro pro Woche. "Es gab oder gibt keinerlei Beauftragung oder Zahlungsflüsse des Tourismusministeriums oder des Bundes an das Beratungsunternehmen McKinsey. Das gilt sowohl für die Pilotphase, als auch für das nunmehr ausgerollte Programm", hatte ein Sprecher von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger am Mittwoch gegenüber der APA betont. Selbiges gelte auch für die Kommunikationsagentur.

Aus den Unterlagen geht weiters hervor, dass am Ende der Pilotphase 15.000 bis 20.000 Coronatests an Tourismusmitarbeitern vorgenommen werden. In der Hochsaison werde mit rund 65.000 pro Woche gerechnet. Geworden sind es bisher insgesamt 10.200 Abstriche. In der Unterlage von Wirtschaftskammer und Ministerium ist auch festgehalten, dass Erkrankte isoliert werden sollen, um den Weiterbetrieb von Hotels zu gewährleisten.

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(APA/Red)

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