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Corona: Schulschließungen hatten Folgen für Bildungslaufbahn

Die Bildungslaufbahn vieler Jugendlicher blieb von den Schulschließungen nicht unberührt.
Die Bildungslaufbahn vieler Jugendlicher blieb von den Schulschließungen nicht unberührt. ©APA/HANS PUNZ (Symbolbild)
Die Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie hatten Folgen für die Bildungslaufbahn vieler Jugendlicher.
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So gingen etwa rund 5.000 zusätzliche Jugendliche bzw. sechs Prozent des Altersjahrgangs beim Übertritt von der Sekundarstufe 1 (v.a. AHS-Unterstufe/Mittelschule) in die Lehre bzw. die Oberstufenschulen verloren, zeigt eine Studie von Mario Steiner vom Institut für Höhere Studien (IHS).

Steiner über Schüler-Gesamtzahl

Für seine Analyse verglich er Zahlen aus der Lehrlingsstatistik bzw. des Bildungsministeriums der Schuljahre 2019/20 und 2020/21. Bei der Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler seien keine dramatischen Entwicklungen feststellbar gewesen, so Steiner am Freitag bei einer vom IHS organisierten Fragerunde. "Wenn man sich aber nur die Neueintritte ansieht, stellen wir fest, dass wir überall Rückgänge zu verzeichnen haben." Es scheine also "massive Ein- und Übertrittsprobleme" zu geben. Derzeit wisse man auch nicht, wo diese 5.000 Jugendlichen hingekommen seien. Ein Teil davon könnte durch die überbetriebliche Lehrlingsausbildung bzw. AMS-Schulungen aufgefangen worden sein, vermutete Steiner. Andere könnten frühe Bildungsabbrecher sein.

Befragung von Lehrern

In einer weiteren Untersuchung befragte Steiner Lehrerinnen und Lehrer zum Fernunterricht im ersten und zweiten Lockdown (Mai bzw. Ende November/Anfang Dezember 2020) an Mittelschulen und AHS-Unterstufen. Im ersten Schul-Lockdown äußerte ein Drittel Sorgen, dass sich das Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler verschlechtert - bezogen auf die benachteiligten Schüler waren es sogar drei Viertel. Im zweiten Lockdown stiegen diese Zahlen dann auf 56 Prozent (bei allen Schülern) bzw. 78 Prozent (benachteiligte Schüler). "Sie können sich vorstellen, wo die Zahlen jetzt sind nach vier Lockdowns und wo der fünfte eventuell vor der Tür steht", so Steiner.

Schulschließungen für Forscher letztes Mittel

Schulschließungen könnten daher nur die Ultima Ratio sein, meinte der Forscher. Wann diese erreicht sei, müssten aber Virologen und Epidemiologen sagen. Die nunmehrige Regelung mit offenen Schulen und der Aufhebung der Präsenzpflicht sei "unter den schlechten Optionen noch eine der besten Entscheidungen". Als Handlungsansatz empfahl er unter anderem einen Ausbau des Jugendcoachings bzw. der Unterstützungsangebote für benachteiligte Kinder und Jugendliche. An den Schulen müsse die digitale Infrastruktur ausgebaut sowie in Unterstützungspersonal in der Administration bzw. der Schulpsychologie und -sozialarbeit investiert werden. Außerdem müsse ein Sozialindex ordentlich implementiert, die Lehrpläne verschlankt und langfristig der Schwerpunkt von der Wissens- auf die Kompetenzvermittlung gelegt werden.

Nicht alle Studierende geimpft

IHS-Hochschulforscher Martin Unger riet in Sachen Impfung zu mehr Informationen an die Studierenden. Zwar sei eine hohe Anzahl von ihnen geimpft - ein großer Teil davon allerdings mit Johnson & Johnson, wo eine Nachimpfung schon nach einem Monat empfohlen wird. "Da bin ich mir nicht sicher, ob das bei allen angekommen ist. Es kann daher sein, dass die hohe Impfquote etwas trügerisch ist, weil die Schutzwirkung nicht so hoch ist." Darüber hinaus sei vermutlich auch vielen ausländischen Studierenden in Österreich nicht klar, dass sie hier auch eine Booster-Impfung bekommen können.

Lockdown-Folgen für Studierende Thema

Bei den Auswirkungen des Lockdowns auf die Studierenden gibt es für Unger noch viele Unwägbarkeiten. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) betone zwar immer wieder, dass es auch positive Auswirkungen wie eine verstärkte Studienaktivität gegeben habe. Das stimme zwar, beziehe sich aber vor allem auf Daten aus dem ersten Lockdown. Bezüglich der dritten und vierten Schließungen gebe es dagegen noch keine guten Daten. Außerdem bedeute eine im Schnitt positive Auswirkung noch nicht, dass es nicht auch negative Konsequenzen wie etwa psychische Probleme für manche gegeben habe. Wie groß diese Gruppe sei, sei aber noch schwer abschätzbar - er vermute aber doch, dass sie weiter angestiegen sei. "Da sind wir noch blind unterwegs, es kann sein, dass die positiven Auswirkungen überschätzt sind."

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(APA/Red)

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