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Corona: Pool der Impfbereiten in Österreich ausgeschöpft

Die Impfbereitschaft der Österreicher hat abgenommen.
Die Impfbereitschaft der Österreicher hat abgenommen. ©APA/Georg Hochmuth
Laut aktuellen Daten des Austrian Corona Panel Projekts der Uni Wien ist das Pool der Impfbereiten in Österreich so gut wie ausgeschöpft. Auf dem Corona-Blog berichtet die Uni Wien über aktuelle Ergebnisse.
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Schon seit geraumer Zeit stagniert in Österreich der Impffortschritt bei der Corona-Schutzimpfung. Aktuellen Daten des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) der Uni Wien zufolge ist das der Grund: "Der Pool der Impfbereiten ist so gut wie vollständig ausgeschöpft, nur Zögerliche beziehungsweise Unentschlossene und Nicht-Impfbereite verbleiben", hieß in dem dazugehörigen Corona-Blog-Beitrag.

Panelumfrage der Uni Wien zeigt: Es gibt wenig Impfwillige in Österreich

Auf dem Corona-Blog wird über die aktuellen Ergebnisse des Austrian Corona Panel Projects berichtet. Es handelt sich um eine Panelumfrage der Universität Wien mit einer Stichprobe von 1.500 Personen, die die soziodemografische Struktur der österreichischen Bevölkerung repräsentativ abbildet. Dabei befragen Wissenschafter und Wissenschafterinnen seit Pandemiebeginn regelmäßig dieselben Personen, um auf diese Weise Veränderungen in einer Zeit rascher Umbrüche nachverfolgen zu können. Die jüngste Befragungsrunde erfolgte im September.

Impfbereitschaft in Österreich mit starken Veränderungen

Dabei zeigte sich, dass im Beobachtungszeitraum von Mai 2020 bis September 2021 die Impfbereitschaft in Österreich dynamischen Veränderungen unterworfen war. Sie sank zwischen Mai 2020 und Oktober bzw. Dezember 2020 von 46 Prozent auf 32 Prozent. Seit die zugelassenen Impfstoffe vorliegen (Beginn 2021) nahm der kombinierte Anteil von Impfbereiten und bereits Geimpften in den darauffolgenden Monaten kontinuierlich zu.

Anstieg an Geimpften in Österreich verlangsamte sich zuletzt

Allerdings verlangsamte sich der Anstieg zuletzt, hieß es in dem Blogbeitrag. Im September waren laut den vorliegenden Daten rund 75 Prozent der Befragten geimpft (mindestens eine Dosis). Ein Prozent sei noch impfbereit gewesen, acht Prozent zögerlich oder unentschlossen und 17 Prozent nicht impfbereit. Das Fazit der Wissenschafter: "Damit ist inzwischen also der Pool der Personen, die angeben impfbereit zu sein, weitgehend ausgeschöpft und nur noch Zögerliche und Nicht-Impfbereite verbleiben."

Genauer Blick auf Bereitschaft zur Kinderimpfung

Ein genauerer Blick wurde auch auf die Bereitschaft zur Kinderimpfung geworfen. Diese habe zwar zugenommen, bleibe aber verhältnismäßig niedrig, hieß es dazu. Im September hätten rund 30 Prozent der Personen, die mit Kindern bis 14 Jahre in einem Haushalt leben, angegeben, ihre Kinder ehestmöglich impfen lassen zu wollen. Zum Vergleich: Im Juni waren es 21 Prozent.

In Bezug auf dieses Ergebnis wurde darauf hingewiesen, dass die Gruppe der Befragten deutlich kleiner war als die Gesamtstichprobe, wodurch die Schätzungen grundsätzlich mit größerer Unsicherheit behaftet sind. Zudem dürfte das Alter der Kinder eine Rolle spielen, hieß es weiters. Vertiefende Subgruppen-Analysen würden nämlich nahe legen, dass die Impfbereitschaft umso höher ist, je älter die im Haushalt lebenden Kinder sind. Dieser Zusammenhang sei aber aufgrund der sehr kleinen Fallgruppen mit hoher Unsicherheit behaftet.

Pflicht zur Corona-Impfung bleibt umstritten

Klarer ist das Ergebnis zur kostenfreie Bereitstellung der Impfstoffe. Hier gibt es eine überaus hohe Zustimmung. 85 Prozent der Befragten antworteten auf die entsprechende Aussage mit "trifft voll und ganz zu" bzw. "trifft eher zu". Eine Pflicht zur Impfung bleibt unterdessen umstritten. Eine allgemeine Impfpflicht wird nur von 35 Prozent befürwortet - und damit überwiegend abgelehnt. Währenddessen plädierte eine knappe Mehrheit (57 Prozent der Befragten) für eine Impfpflicht für spezifische Berufsgruppen.

Was Impfskeptiker zum Stich bewegen könnte

Der Frage, was denn Impfskeptiker zum Stich bewegen könnte, ist die Medizinische Universität Wien in einer repräsentativen Online-Umfrage nachgegangen. Dafür haben die Wissenschafter 1.500 ungeimpfte Corona-Impfskeptiker und -Impfskeptikerinnen hypothetische Impfkampagnen und fiktive Medienberichte über Covid-19-Impfstoffe bewerten lassen, um mögliche Motivationen auszuloten. Es zeigte sich, dass der "Wunsch nach Rückkehr zur Normalität" und Empfehlungen von Ärzten und Ärztinnen sowie der Bundesregierung zu einer Corona-Schutzimpfung motivieren könnten, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Regeländerungen (zum Beispiel 2G statt 3G) wurden schlechter bewertet als die Beibehaltung der aktuell gültigen Regeln. Eine Impf-Lotterie stieß auf wenig Begeisterung.

Unterschied wie über Impfstoffe in den Medien berichtet wird

Weiters wurde den Befragten eine Auswahl fiktiver Medienberichte zum Impfthema vorgelegt: "Während Berichte zu Impfdurchbrüchen abschreckend wirkten, hinterließen Berichte zur guten Wirksamkeit der Impfstoffe einen positiven Eindruck, obwohl das Zahlenverhältnis der Impfdurchbrüche so gewählt wurde, dass es der erwartbaren Anzahl bei gegebener Wirksamkeit des Impfstoffs entsprach", berichtete die Leiterin des Umfragen-Teams, Tanja Stamm. "Es machte also einen Unterschied, wie über den Impfstoff berichtet wurde."

Stark verfestigte Meinung bei Corona-Impfgegnern

Zusammenfassend lässt sich laut den Studienautorinnen und -autoren ableiten, dass gesamt gesehen die Nutzeneffekte eher gering ausfielen. Unter Umständen liege dies daran, dass manche jener Personen, die sich auch im Herbst 2021 noch zu keiner Impfung entscheiden wollten, schon sehr stark verfestigte Meinungen haben, die durch positive Anreize und effektive Kommunikation nur teilweise beeinflusst werden können. "Umso wichtiger wird es sein, dass aktuelle und zukünftige Impfkampagnen vor allem die noch Zögerlichen unter den Ungeimpften mit klaren Botschaften und auf unterschiedlichsten Kanälen erreichen."

(APA/Red)

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