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Corona-Literatur: Bücher aus der Corona-Vergangenheit und -Zukunft

Drei aktuelle Bücher behandeln aus unterschiedlichen Perspektiven die Corona-Krise
Drei aktuelle Bücher behandeln aus unterschiedlichen Perspektiven die Corona-Krise ©VIENNA.at
Die Corona-Krise, die mit März 2020 ihren Anfang nahm, ist noch nicht überstanden - ihre Aufarbeitung in Form von Erfahrungsberichten und Zukunftsprognosen in vollem Gange. VIENNA.at stellt drei "Corona-Bücher" vor.
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Die Geister der Corona-Vergangenheit, - Gegenwart und -Zukunft betreffen uns alle - und haben auch schon vielfach mehr oder weniger literarische Aufarbeitung gefunden. Drei aktuelle Beispiele dafür sind die von Sonja Schiff herausgegebene Anthologie "Corona - Nichts wird mehr sein wie es war", die von Ex-NEOS-Politiker Matthias Strolz verfassten Kurz-Essays "Kraft & Inspiration für diese Zeiten" und "Die Zukunft nach Corona" von Zukunftsforscher Matthias Horx.

story.one

"Corona - Nichts wird mehr sein wie es war"

Wissen Sie noch, wie sich die Präsenz des Corona-Virus in unserer Gesellschaft Mitte März angefühlt hat, als sich die Situation langsam als Krise anzufühlen und herauszukristallisieren begann? "Corona - Nichts wird mehr sein wie es war" stammt aus diesen ersten Tagen und versammelt „17 Geschichten, die jetzt Mut machen“.

17 ganz normale Menschen mit ganz normalen Jobs schildern in dieser von Sonja Schiff herausgegebenen Anthologie, wie sie ihren plötzlich von der Corona-Pandemie veränderten Alltag erleben. Etwa eine Krankenschwester, die in schwierigen Zeiten ihre Aufgabe darin sieht, das System aufrecht zu erhalten, auf das wir tagtäglich vertrauen, und die Menschlichkeit und Würde bewahren will. Ein "gealterter" Psychotherapeut, der betont, wie wichtig es sei, trotz Coronakrise das Angenehme, Schöne und Sinnvolle zu sehen und die Freude als Lebenskraft zuzulassen.

Ein Hobby-Koch, der die zuhause gewonnene Zeit nutzt, um Nudeln zu kochen, auf denen er dann Brotkäfer entdeckt, die er aber kurzerhand als „Kaviar“ beschließt abzuspülen, weil man in Coronazeiten schlichtweg andere Sorgen hat. Eine selbstständige Künstlerin, die durch den Wegfall von Auftritten und sonstigen berufsbedingten Terminen plötzlich mehr soziale Kontakte als sonst am Telefon oder über Messenger-Dienste zu pflegen beginnt. Oder auch Ex-NEOS-Politiker Matthias Strotz, der die Reaktion seiner Familie auf die coronabedingten Schulschließungen im Frühjahr schildert und die Freuden des „Cor-Cooning“ beschreibt.

Durchgängiges Motiv: 17 Geschichten über Krise als Chance

Was die 17 Geschichten gemeinsam haben, ist eine gewisse hoffnungsvolle Einstellung von „Krise als Chance“. Enthalten sind in „Corona - Nichts wird mehr sein wie es war“ Überlegungen darüber, was in der Coronakrise überhaupt noch Relevanz besitzt - und das leise Dämmern, dass es nicht Designerkleidung und ein „fettes“ Auto in der Garage sein können. Propagiert werden das Miteinander, das Füreinander, und gelebte Solidarität. „Corona bereitet uns sowohl Sorgen als auch Hoffnung“, heißt es an einer Stelle. Die Beraubung aller Optionen führe zur Befreiung, so an einer anderen. „Corona bringt das Leben irgendwie auf den Punkt,“ wird festgehalten. Die Menschen empfinden bei allen Herausforderungen auch „Kraft, Mut und eine große Portion Gelassenheit“.

Die Texte in „Corona - Nichts wird mehr sein wie es war“ sind rund ein halbes Jahr alt. Damals wusste noch niemand so genau, dass die Coronakrise über sechs Monate später noch immer nicht überstanden sein und wie sich der Alltag damit dann anfühlen würde. Vielleicht gerade deshalb sind die darin enthaltenen Gedanken, jetzt, wo die Situation andauert und langer Atem gefragt ist, aktueller denn je.

Sonja Schiff (Hrsg.): „Corona - Nichts wird mehr sein wie es war. 17 Geschichten, die jetzt Mut machen“. 80 Seiten. story.one publishing, 2020. ISBN 978-3-99087-141-6. EUR 14,-


story.one

"Kraft & Inspiration für diese Zeiten" von Matthias Strolz

Eine seiner „Geschichten, die jetzt Mut machen“ war ja bereits in „Corona - Nichts wird mehr sein wie es war“ enthalten - doch Ex-NEOS-Politiker Matthias Strolz hat im Rahmen von story.one, einer Art Self-Publishing-Plattform, bei der er Partner ist, auch ein eigenes Buch rund um die Corona-Krise herausgebracht. In "Kraft & Inspiration für diese Zeiten" gibt er sehr persönliche Einblicke darüber, wie er und seine Familie die Anfänge der Corona-Zeit erlebt haben.

Strolz schreibt vom anfänglichen Schock darüber, wie sich die Situation zu entwickeln begann, vom "Kampf zwischen Aggression und Zuversicht", der in seinem Inneren tobte. Von den Fragen "Was heißt es für mein Leben?" und "Was tut mir gut in diesen Zeiten?" Er beschreibt bewusst wahrgenommene Naturerfahrungen, Momente der Achtsamkeit in seinem täglichen Leben, für die coronabedingt plötzlich Zeit und Raum vorhanden waren. "Ich pfeif aufs Warum" konstatiert er, weil die Frage danach nicht hilfreich sei, den Fokus auf die Vergangenheit und das Problem lege. Statt Opfer zu sein, solle man lieber zum "Pilot seines Lebens" werden, verweist Strolz auf seinen anderen aktuellen, noch vor Corona erschienenen Buchtitel "Sei Pilot deines Lebens" - ein Selbsthilfebuch, in dem er dazu aufruft, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten.

Ex-NEOS-Politiker propagiert Selbstfürsorge, Loslassen und Achtsamkeit


"Die letzte Freiheit, die uns immer bleibt, ist die Haltung, die wir zu den Umständen einnehmen," so Strolz, und an anderer Stelle: "Wir baden im Überfluss an Talent und Möglichkeit." Oft seien es Krisen, die uns in "Neuerfindung" stürzen. Strolz propagiert in "Kraft & Inspiration für diese Zeiten" Selbstfürsorge, Loslassen, Achtsamkeit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten - die Corona-Krise sei eine "mächtige Stopptaste", die eine Veränderung hin zum besseren in unserem Leben ermöglichen könne, anstatt in Angst zu erstarren. Das Büchlein ist ein kleines Manifest dafür, nicht zu verzagen und anstatt von Machtlosigkeit und Ausgeliefertsein an sich selbst zu glauben - komme, was da wolle.

Matthias Strolz: "Kraft & Inspiration für diese Zeiten". 80 Seiten. story.one publishing, 2020. ISBN 978-3-903715-00-4. EUR 14,-

Econ

"Die Zukunft nach Corona" von Matthias Horx

Das aktuelle Buch von Zukunftsforscher Matthias Horx trägt seinen Titel nach einem von ihm verfassten Artikel, der zu Beginn der Corona-Zeit, am 15. März 2020, veröffentlicht wurde und binnen kürzester Zeit viral ging, weil er offenbar den Puls der Zeit traf. Horx’ Überlegungen aus der Frühphase der Pandemie zeugten schon damals von einiger Weitsicht darüber, was Corona mit der Gesellschaft, wie wir sie kennen, anstellen würde - ein gutes halbes Jahr danach erschien die erweiterte Langfassung dieser Analyse nun als eine Art Essay in Buchform.

Horx’ darin enthaltene Thesen und Ansätze könnte man gewissermaßen als „provokant optimistisch“ bezeichnen - als Zukunftsforscher gibt er dem Prinzip "Krise als Chance" noch einmal einen ganz anderen Twist, als dies in den beiden anderen Büchern gelungen ist. Horx zeichnet in "Die Zukunft nach Corona" ein Bild einer Vor-Corona-Welt, in der Fortschritt ganz normal war und wir uns in unserem Alltag und unserem sich immer schneller drehenden Hamsterrad mehr oder weniger häuslich eingerichtet hatten. Durch den Eintritt der Corona-Krise wurde dann gewissermaßen ein großer "Pauseknopf" gedrückt, der uns innehalten und unser Leben neu betrachten und vieles dahingehend hinterfragen ließ, ob es wirklich so normal und erstrebenswert sei.

Eine Krise, die uns alle betrifft - und die ganze Welt verändert

Das Ungewöhnliche an der Corona-Krise sei, dass sie auf so vielen Ebenen gleichzeitig auf der ganzen Welt wirke und Gewohntes verändere – ob unseren Alltag, die Politik, die Wirtschaft, die Natur oder Technologie. Dadurch würden den Einzelnen Horx zufolge ganz neue, vorher nie gestellte Fragen beschäftigen, was Prioritäten und Möglichkeiten betreffe, die Zukunft zu gestalten. Spannend ist das Gedankenspiel der Re-Gnose, das der Zukunftsforscher hier anstellt: Darin stellt man sich praktisch das Zukunfts-Ich vor, das auf die heutige Situation zurückblickt und sich fragt, worüber man sich im Nachhinein wundern werde.

"Was ist die Botschaft hinter dem Virus? Was kann uns Corona lehren?" werden so zu immer bedeutsameren Fragen. Die Wirtschaft sei entgegen aller Unkenrufe nicht vollkommen zusammengebrochen, nur geschrumpft. Das Arbeitsleben gestalte sich durch Home Office und Co. viel lokaler und flexibler. Effizienz und Rentabilität würden nicht mehr als der „Heilige Gral“ angesehen. Alles Auswirkungen, die man als Schritte in eine gute Richtung interpretieren könne.

"Neue alte Werte": Dankbarkeit, Vertrauen und Freundlichkeit

Was der Zukunftsforscher ebenfalls sehr positiv bewertet, ist die Selbstwirksamkeit, zu der große Gruppen von Menschen in der Corona-Krise gefunden haben. Denn diese hatten durch Lockdown und Co. plötzlich ungewohnt viel Zeit und realisierten, dass sie trotz vollkommen neuartiger Einschränkungen in ihrem Alltag Handlungsspielräume hatten, die sie sinnvoll und Glück bringend zu nutzen vermochten. Man erlebte Verzicht als Befreiung – und  merkte, dass man sein Leben in der Krise trotz allem selbst gestalten kann.

Horx betont in diesem Zusammenhang stark die Rückbesinnung auf „neue alte Werte“, wie Dankbarkeit, Vertrauen und Freundlichkeit, ein rücksichtsvolles, schönes neues Miteinander und ein großes Gemeinschaftsgefühl, dem die Corona-Krise den Weg ebnete. Horx’ stimmige Conclusio am Ende des Buches lautet: „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Schlüssel zur wahren Zukunft in unserem Bewusstsein liegt. In der Art und Weise, wie wir uns – als Individuen, Gesellschaft, Unternehmen, Zivilisation – selbst konstruieren. Aus dieser seltsamen Schleife entsteht Wandel im Sinne von Selbst-Veränderung, die auch zur Welt-Veränderung führt. Sie können das glauben oder nicht. Die einzig wichtige Frage ist: Machen Sie mit?“

Matthias Horx: "Die Zukunft nach Corona. Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln verändert“. 144 Seiten. Econ Verlag, 2020. ISBN:978-3-430-21042-3. EUR 15,50

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