AA

Corona-Impfung in der Steiermark: Bei zweimaliger Terminabsage wird man hinten angereiht

Impf-Taktiker werden in der Steiermark nun gestraft: Sie werden bei zweimaliger Terminabsage hinten angereiht.
Impf-Taktiker werden in der Steiermark nun gestraft: Sie werden bei zweimaliger Terminabsage hinten angereiht. ©AFP (Sujet)
"Impf-Taktiker" werden in der Steiermark nun ganz hinten angereiht. Offenbar hatten zuletzt viele ihre Immunisierung verschoben, weil sie mit AstraZeneca geimpft hätten werden sollen und beim neuen Termin auf das Vakzin von Biontech/Pfizer hofften.

Wer in Wien mehrfach Impftermine nicht wahrnimmt, weil er einen bestimmten Impfstoff ablehnt und beim Ersatztermin auf einen anderen Impfstoff spekuliert, wird übrigens nicht sanktioniert.

Steiermark geht gegen "Impf-Taktiker" vor, die Termine absagen

In der Steiermark soll mit solchen Spekulationen nun Schluss sein, sagte Impfkoordinator Michael Koren am Mittwoch. Er betätigte einen entsprechenden Bericht der "Kronen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe), wonach jene, die zwei Impfmöglichkeiten nicht wahrnehmen, in der Reihung nach hinten rutschen und erst dann wieder eingeladen werden, wenn alle anderen schon dran waren. Damit dürften diese Personen wohl erst im Sommer an die Reihe kommen. Hintergrund für die Verschärfung sind die vielen Absagen und Verschiebungen, die logistisch und organisatorisch nicht mehr machbar seien. In vielen Fällen werde Krankheit oder Urlaub als Grund für die Absage angegeben. Das sei bei der ersten Absage auch durchaus möglich, doch wenn dann auch der zweite Termin nicht wahrgenommen werden kann oder will, so ortet man in vielen Fällen als wahren Grund reines Taktieren seitens der Impfwilligen.

Noch schlimmer sei es, wenn Impftermine nicht einmal abgesagt werden, was gar nicht so selten vorkomme. Laut Koren tauchen bei den Impfstraßen sechs Prozent all jener, die mit Biontech/Pfizer geimpft werden sollen, einfach nicht auf. Beim Vakzin von AstraZeneca sind es sogar 14 Prozent. Der deutliche Unterschied zeige auch, dass es beim größten Teil am Impfstoff und nicht an einer tatsächlichen Verhinderung liegt, warum der Termin nicht wahrgenommen wird. Von den 25.0000 für die laufende Woche geplanten AstraZeneca-Immunisierungen haben rund 4.000 Personen aktiv ihre Termine abgesagt. Bei Biontech/Pfizer sei der Wert dagegen "ganz gering", so Koren.

Corona-Impfung in der Steiermark: "Einspringer" bereit

Tauchen die Menschen gar nicht beim Termin auf, sei das doppelt bitter, denn in den Impfstraßen will man Kapazitäten voll ausnutzen, um rasch mit den Immunisierungen voranzukommen. Gelinge das aber nicht, weil Menschen ihre Termine nicht absagen, so bleibt Impfstoff übrig, der schon an andere hätte vergeben werden können. In der laufenden Woche habe man als "Einspringer" die Bergrettung organisiert. Diese sei es gewohnt kurzfristig auszurücken und daher habe man Mitglieder dieser Organisation eingeladen, spontan Impfungen zu erhalten, falls welche übrig bleiben. Meist kommen die Anrufe zwei bis drei Stunden vorher, dann ist also rasches Handeln nötig. Laut Koren sei man auch mit der Feuerwehr in Gesprächen, die als "Einspringer" früher als vorgesehen zur Impfung kommen könnten.

In sozialen Netzwerken im Internet dagegen melden sich viele Impfwillige, die ihre Termine mit guten Begründungen absagen wollen, doch weder auf eine entsprechende Mail Antwort erhalten hätten, noch bei der angegebenen Nummer des Landes Steiermark durchkommen. Tatsächlich ist man bei der Fülle an Absagen und Verschiebungen überlastet. Personal wurde zwar schon aufgestockt, aber dennoch scheint es nicht zu funktionieren. NEOS-Klubobmann Niko Swatek unterstrich das: "Stundenlanges Warten in der Impf-Hotline des Landes und trotzdem kein Durchkommen." Seitens des Landes wurde allerdings betont, dass es sich um keine Impf-Hotline für allgemeine Auskünfte handle und die Kapazitäten auch nicht darauf ausgelegt waren, etwa über AstraZeneca aufzuklären. Dafür sei die Hotline des Bundes unter 0800/555621 da.

Koren bedauerte im Gespräch mit der APA auch die Schwierigkeiten mit dem Vakzin von Johnson & Johnson. 2.300 Dosen hätten im Laufe der Woche eintreffen sollen, sind nun aber nicht da. Damit war die Impfung eines Teils von Hochrisiko-Gruppen kommende Woche geplant. Diese werden nun erst eine Woche später drankommen.

Impf-Spekulierer: Vorgehen in den anderen Bundesländern

Die anderen Bundesländer sind diesbezüglich humaner, so gibt es für Absagen oder Nichterscheinen bisher keine Konsequenzen, ergab ein Rundruf der APA.

Wer in Wien mehrfach einen konkreten Impftermin nicht wahrnimmt, weil er einen bestimmten Impfstoff ablehnt und beim Ersatztermin auf einen anderen Impfstoff spekuliert, wird nicht sanktioniert. In der Bundeshauptstadt kann man sich bei Nichterscheinen neuerlich anmelden und wird dann regulär wieder in die Warteschlange eingereiht. Darauf spekulieren, dass man mit ein bisschen Warten einen anderen Impfstoff zugeteilt bekommt, sollte man allerdings nicht. "Man kann sich den Impfstoff nicht aussuchen", wurde seitens der Stadt Wien bekräftigt.

In Kärnten werden Personen, die zwei Impftermine nicht wahrnehmen, aus dem System gelöscht, erklärte Gerd Kurath vom Landespressedienst am Mittwoch auf APA-Anfrage: "Man kann sich danach aber wieder neu anmelden." Die Vorgehensweise habe den Sinn, dass angemeldet Personen, die auf anderen Wegen zu einer Impfung kommen - wie etwa Angestellte in Krankenhäusern - aus dem System fallen. Dass Personen auf einer Warteliste zum Zug kommen, wenn Angemeldete einen Termin nicht wahrnehmen, funktioniere in Kärnten gut, weggeworfen werden laut Kurath keine Impfdosen. Vergangene Woche hatte man in Kärnten eher das Problem gehabt, dass sich Impfwillige zuhauf an den Impfstraßen sammelten und nicht, wie vorgesehen, zuhause auf einen Anruf warteten.

AstraZeneca wird derzeit nur von rund 300 niedergelassenen Ärzten in Kärnten verimpft. Wie der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Wilhelm Kerber, auf APA-Anfrage sagte, gebe es immer wieder Rückmeldungen von Ärzten, dass Impftermine von ihren Patienten verschoben beziehungsweise abgesagt würden. Wie groß diese Zahl ist, lasse sich aber nicht sagen meinte Kerber - wohl aber, dass es regionale Unterschiede gibt: "In Gegenden, in denen keine Landes-Impfstelle in der Nähe ist, ist die Zahl der Absagen nicht so groß." Offensichtlich würden manche Leute hoffen, an einer Impfstraße des Landes einen anderen Impfstoff zu bekommen. Die Zahl der Absagen sei aber noch absolut "handhabbar", für die Ärzte sei es kein Problem, die Dosen bei Terminausfällen an andere zu verimpfen. Viel mehr sei es ein Problem, dass schlicht und einfach nicht genug Impfstoff geliefert werde und dass eine Planung wegen der schwankenden Liefermengen schwierig sei.

In Tirol hat auch eine mehrmalige Ablehnung eines Impftermins keine Auswirkungen auf den Verbleib im System. Personen, die zu einem Impftermin eingeladen werden, müssen diesen entweder annehmen oder ablehnen. Sollte der Termin abgelehnt werden, verbleibt die Person im System und erhält im Zuge einer der nächsten Impftermin-Vergabedurchläufe einen neuen Impftermin - dies könne jedoch eine zeitliche Verzögerung mit sich bringen. Dasselbe gilt, wenn nach 48 Stunden keine Reaktion erfolgt, teilte das Land auf APA-Anfrage mit. Die Impftermine werden größtenteils eingehalten, wiewohl es auch Absagen gebe, hieß es. Die freigewordenen Termine werden umgehend bis 24 Stunden vor dem Impftermin an eine andere Person vergeben. Dadurch werde gewährleistet, dass alle verfügbaren Impfstoffe verimpft werden, so das Land.

In Niederösterreich können sich Personen, die Termine für die Corona-Schutzimpfung nicht wahrgenommen haben, laut Notruf NÖ "einfach wieder anmelden". Wichtig sei schließlich, "alle zu impfen, die geimpft werden möchten", wurde auf Anfrage betont. Eine zahlenmäßige Dokumentation der Absagen werde seitens der Impfstellen nicht geführt. Alle Vakzine werden laut einer schriftlichen Stellungnahme im Rahmen der Impfaktion weiterverabreicht: "Es bleibt kein Impfstoff übrig."

Auch in Salzburg werden Personen, die Impftermine nicht wahrnehmen, weder gesperrt noch zurückgereiht. "Wer bei uns einen Termin storniert oder nicht wahrnimmt, verliert nicht die Priorität", erklärte der Sprecher des Landes Salzburg, Franz Wieser, auf APA-Anfrage. Derzeit wird in Salzburg die Gruppe der über 65-Jährigen geimpft, den Impfstoff kann man sich aber nicht aussuchen. Die Impftermine werden auch nur dann vergeben, wenn der Impfstoff zugesichert, also tatsächlich zur Verfügung ist. Zwischen Vereinbarung und Impfung vergehen nur wenige Tage, erklärte Wieser. Versäumt jemand den Impftermin, "gehen wir in der Prioritätenliste weiter und informieren die Person, die als nächstes dran ist".

Hier hätten sich in Salzburg die mehr als 200 Impfordinationen bei den niedergelassenen Ärzten bewährt, die in das Impfsystem integriert sind. In enger Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz werden die Nächstgereihten informiert, falls jemand nicht zur Impfung kommt. Weil viele Menschen auf die Impfung warten, sei es bis dato kein Problem, den Impfstoff nicht verimpfen zu können. Das Thema Impfreaktion werde zudem eingehend besprochen, und auch das Land Salzburg investiere viel Zeit und Aufwand in die Information über Impfstoffe. "Es gibt nur vereinzelt Stornierungen von Impfterminen. In Salzburg ist das kein Massenphänomen", so Wieser. Im Gegenteil: Es gebe genügend Leute, die sich bereit erklärten einzuspringen, falls sich jemand beispielsweise nicht mit AstraZeneca impfen lassen will.

Wer in Vorarlberg einen Impftermin - aus welchem Grund auch immer - nicht wahrnimmt, wird einfach zum nächstmöglichen Termin wieder eingeladen. Absagen passierten schon deshalb, weil die Einladungen sehr kurzfristig erfolgen, hieß es auf APA-Anfrage bei der Landespressestelle. Die Kurzfristigkeit ergibt sich daraus, dass Einladungen zu Impfterminen erst dann ausgesprochen werden, wenn der Impfstoff definitiv zur Verfügung steht. Bei einer Absage wird in weiterer Folge einfach die nächste Person auf der Liste kontaktiert. Das funktioniere soweit gut. "Es musste noch nie Impfstoff entsorgt werden", wurde betont.

In Oberösterreich fällt man zwar aus der Impfregistrierung heraus, wenn man zwei Impfeinladungen nicht wahrnimmt oder einen bereits gebuchten Termin vor Ort storniert. Man kann sich dann aber neu registrieren. Der Krisenstab ersucht allerdings, bereits gebuchte Impftermine wahrzunehmen oder im Bestätigungsmail mittels Stornierungs-Link abzusagen. Derzeit sagen im Bundesland zwei bis drei Prozent im Vorfeld unabhängig vom verwendeten Serum einer Impfung ab - etwa weil sie krank oder anderweitig verhindert sind, hieß es beim Krisenstab. Vier bis fünf Prozent sagen ab, weil sie nicht mit AstraZeneca immunisiert werden wollen. Die Nachfrage überwiege die Skepsis aber bei Weitem und man könne die frei gewordenen Termin-Slots ohne Probleme auffüllen.

Aus dem Koordinationsstab Coronavirus im Burgenland hieß es zur APA, dass ein Termin für die Schutzimpfung jederzeit online storniert werden kann. Ein Grund hierfür wird nicht abgefragt. Sollte man sich doch wieder für die Impfung entscheiden, muss man sich noch einmal im Vormerksystem registrieren und auf eine Einladung warten. Wenn man den Termin ohne Stornierung verfallen lässt und die Einladung nicht innerhalb der erforderlichen 24 Stunden annimmt, wird der Termin an jemand anderen vergeben. Man erhält bei nächster Gelegenheit, bis zu drei Mal, eine neuerliche Impfeinladung. Erscheint eine vorgemerkte Person am Tag der Impfung nicht, werden andere auf Basis der Warteliste kurzfristig telefonisch zur Impfung geladen.

>> Mehr Nachrichten und Infos rund um die Coronakrise

(APA/Red.)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Corona-Impfung in der Steiermark: Bei zweimaliger Terminabsage wird man hinten angereiht
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen