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BIP sackte im jetzigen Lockdown weniger ab als 2020

Die Wirtschaft reagierte nicht mehr so stark auf den Lockdown wie noch im letzten Jahr.
Die Wirtschaft reagierte nicht mehr so stark auf den Lockdown wie noch im letzten Jahr. ©AFP
Die Wirtschaftsaktivität war Ende November höher als vor einem Jahr, der Lockdown wirkte sich nicht so stark auf das BIP aus wie noch 2020. Viele Branchen waren vom Lockdown auch gar nicht betroffen.

Die Wirtschaftsleistung Österreichs ist durch den jetzigen vierten bundesweiten Corona-Lockdown weniger beeinträchtigt als im dritten Lockdown, der auch Weihnachten und Neujahr und damit stärker den Tourismus umfasst hatte. In der letzten November-Woche ab 22.11., zu Beginn des vierten Herunterschraubens der Kontakte wegen der Covid-Pandemie, lag die wirtschaftliche Aktivität laut Wifo heuer um 5,7 Prozent unter Vorkrisenniveau 2019, in der Woche davor um 1,2 Prozent tiefer.

Viele Wirtschaftsbereiche kaum von Lockdown betroffen

Weil Güterproduktion, Bauwirtschaft und unternehmensnahe Marktdienstleistungen vom neuerlichen Lockdown kaum beeinträchtigt sind, fällt der negative BIP-Effekt des vierten Lockdown (-5 1/4 Prozentpunkte) etwas schwächer aus als im zweiten Lockdown im November des Vorjahres (-6 Prozentpunkte), erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Montag.

Gegenüber der gleichen Kalenderwoche 2020 war das BIP heuer in den Wochen 46 (ab 15.11.) sowie 47 um 8,4 bzw. 4,3 Prozent höher - weil der zweite Lockdown 2020 bereits Anfang November begonnen hatte und weil heuer im Herbst das wirtschaftliche Aktivitätsniveau in den nicht unmittelbar von Schließungen betroffenen Wirtschaftsbereichen höher als im Vorjahr war.

Starker Samstagsumsatz vor dem Lockdown

Vor allem in der letzten November-Woche, die von einem neuerlichen Lockdown für alle geprägt war, zeigten sich die Auswirkungen der verschärften Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Es kam etwa zu einem merklichen Rückgang der Personenmobilität in allen öffentlichen Räumen und zu einem deutlichen Einbruch beim Einzelhandel und dem privaten Konsum, während in der Woche davor durch weihnachtliche Vorziehkäufe noch ein Anstieg zu verzeichnen war. Insbesondere gab es einen sehr starken Samstagumsatz am 20.11., dem letzten Geschäftstag vor dem Inkrafttreten des vierten Lockdown.

Bereits in der KW 45 (ab 8.11.) waren die privaten Konsumausgaben mit Beginn der Einschränkungen für Ungeimpfte um 1,6 Prozentpunkte gefallen - dieser Rückgang setzte sich in der Folgewoche mit den Maßnahmen für alle fort. Wie Wifo-Experte Josef Baumgartner errechnet hat, kam es zu einem markanten Einbruch um fast 10 Prozentpunkte auf rund 12 Prozent unter das Vorkrisenniveau. Auch der Netto-BIP-Beitrag des Reiseverkehrs verschlechterte sich, verglichen mit 2019, auf rund minus 2,4 Prozentpunkte. Warenaußenhandel und Investitionen lieferten kaum einen Beitrag zum BIP-Wachstum.

Dienstleistungen nahmen ab

Die markante Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik spiegelte sich auf Entstehungsseite des BIP vor allem im Dienstleistungssektor. In Beherbergung und Gastronomie nahm die Aktivität im Vergleich zur vorhergehenden Periode ohne Einschränkungsmaßnahmen (KW 43 und 44, letzte Oktober- und erste November-Woche) um 53 Prozentpunkte ab und lag zuletzt bei rund 16 Prozent der Vorkrisenhöhe. Im Handel betrug der Rückgang 4,5 Prozentpunkte, in den sonstigen Dienstleistungen - die u.a. persönliche Dienstleistungen, körpernahe Dienstleistungen und auch Veranstaltungen enthalten - waren es 20,5 Prozentpunkte Rückgang. In Beherbergung/Gastronomie, dem Handel und sonstigen Dienstleistungen ist der geschätzte Wertschöpfungsverlust durch den Lockdown heuer stärker als im Vorjahr, da durch die Beschränkungen die wirtschaftliche Aktivität von einem höheren Ausgangsniveau eingebremst wird - weil heuer in den Wochen davor schon mehr Geschäft gemacht wurde, so Baumgartner zur APA.

Die Google-Mobilitätsindikatoren sanken insbesondere in den Bereichen Handel und Freizeit sowie an Verkehrsstationen signifikant, wenn auch nicht so stark wie in der "harten" Phase des zweiten Lockdown im November 2020. "Voriges Jahr im November waren die Schulen geschlossen, die sind jetzt offen", so Baumgartner. Anderseits habe es heuer in der letzten Oktober-Woche Herbstferien gegeben, was zu einem leichten Plus inländischer Hotelgäste geführt habe, in der Woche darauf u.a. wegen Ferien in Bayern zu mehr ausländischen Gästen, zeige die anonyme Auswertung von Kreditkartenzahlungen.

Der sogenannte "Wöchentliche Wifo-Wirtschaftsindex (WWWI)" wird vom Wifo alle vierzehn Tage veröffentlicht und bezieht sich im Detail auf jeweils zwei Kalenderwochen.

(APA/red)

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