Bezirkshauptmann klärt auf: Darum wurde das Achwegle in Bregenz zurückgebaut

Darum geht's:
- Das beliebte "Achwegle" in Bregenz wurde zurückgebaut.
- Der Bezirkshauptmann erklärt die rechtlichen Gründe für den Rückbau.
- Die Stadt Bregenz überlegt, Zaher bei anderen Projekten einzusetzen.
Empörung über den Rückbau des Achwegle
Das beliebte "Achwegle" in Bregenz wurde zurückgebaut. Ein Bagger rückte Anfang der Woche auf und "zerstörte" laut den Anrainern die Arbeit von Zaher aus Syrien. Dieser hatte zuvor monatelang am Weg gearbeitet und diesen von Hand ausgebaut. Die Anrainer sind empört über den Verlust ihres "schönen Wegles". Er sei in der Umgebung aufgewachsen, erklärt ein Anrainer. Es habe, solange er denken könne, einen Weg an der Ach gegeben, der von Anwohnern instand gehalten wurde.


Arbeiter: "Weg muss unbegehbar gemacht werden"
Am Donnerstag wurde der Weg laut Anrainerberichten richtig demoliert. Wieder im Auftrag der zuständigen BH wurden Bäume und Pflanzen ausgehoben und quer über das ehemalige Wegle gelegt. "Der Weg muss unbegehbar gemacht werden", soll ein Arbeiter zu einer Bewohnerin der nahen Wohnsiedlung gesagt haben.

Rechtliche Hürden und Hochwasserschutz: Die Gründe des Bezirkshauptmanns
"Wie bereits bekannt wurde ein bestehender „Trampelpfad“ ausgebaut und zu einer festen Weganlage erweitert", gibt der zuständige Bezirkshauptmann Gernot Längle zu verstehen. Unter anderem seien dabei auch Arbeiten direkt am Dammbereich vorgenommen worden. So errichtete Zaher etwa eine Treppenanlage samt Handlauf, wie Längle gegenüber VOL.AT erklärt. "Die rechtliche Prüfung hat ergeben, dass die vorgenommenen Maßnahmen sowohl nach dem Wasserrechtsgesetz als auch nach dem Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung bewilligungspflichtig sind", so der Bezirkshauptmann. "Eine solche Bewilligung liegt nicht vor. Im Übrigen ist aus hochwasserschutztechnischer Sicht der Eingriff in die bestehende Dammstruktur als sehr kritisch zu bewerten, es gibt auch keine Zustimmung des Grundeigentümers und aus naturschutzfachlichen Gründen sind bauliche Maßnahmen in diesem sensiblen Bereich sehr kritisch", führt er aus.



"So was könnte man grundsätzlich nie bewilligen"
"Es ist im absoluten Hochwasserabflussbereich. Also es ist undenkbar", gibt Längle gegenüber VOL.AT an. "So was könnte man grundsätzlich nie bewilligen." Er ergänzt: "Ich kann natürlich nicht auf einem fremden Grundstück einfach einen Weg bauen", betont der Bezirkshauptmann. "Wenn ich so eine Anlage errichten würde, brauche ich eine wasserrechtliche und eine naturschutzrechtliche Bewilligung", gibt Bezirkshauptmann Gernot Längle gegenüber VOL.AT zu verstehen. Es gebe auch keinen Antrag. "Deshalb haben wir den Auftrag erteilt an den Verwalter dieses Wassergutes, das wieder in Ordnung zu bringen", verdeutlicht er.


Wasserverband stellte rechtmäßigen Zustand her
"Dem Wasserverband Bregenzerach Unterlauf obliegt die Instandhaltung und die Pflege des Gerinnes sowie des Ufers in diesem Bereich", so Längle. "Er wurde von der BH Bregenz daher beauftragt, den rechtmäßigen Zustand wieder herzustellen." Der Wasserverband kümmere sich das ganze Jahr über um die Erhaltung und führe auch Ausholzungen durch. "Welcher Firma oder welchem Bauhof sich der Wasserverband bedient hat, ist mir nicht bekannt", gibt der Bregenzer Bezirkshauptmann zu verstehen. "Meines Wissens sollen die Arbeiten im Rahmen der jährlichen Instandhaltungsmaßnahmen bzw. Gehölzpflege erfolgen."
"Die Arbeiten werden durch eine private Firma im Auftrag des Wasserverbandes Bregenzerach Unterlauf gemeinsam mit den jährlich erforderlichen Unterhaltsarbeiten ausgeführt", bestätigt Bernhard Fink, Geschäftsführer des Wasserverbandes und Leiter der Abteilung Bau der Stadt. "Da es sich um ein gesetzliches Erfordernis handelt, werden die Zusatzkosten mit den Unterhaltsarbeiten abgerechnet", gibt Fink auf VOL.AT-Anfrage zu verstehen.
Das Achwegle in Bregenz

Schoch zeigt Verständnis für Anrainer und Zaher
"An der Entscheidung der BH kann die Stadt nichts verändern und es gibt nachvollziehbare Haftungsgründe, die nicht ignoriert werden können", meint die Bregenzer Vizebürgermeisterin Sandra Schoch. Sie zeigt Verständnis für die Empörung der Anrainer und auch für Zaher: "Ich verstehe aber natürlich, wie schmerzhaft es ist, dass das Werk zerstört wurde und wie sehr dies die Menschen vor Ort auch wertgeschätzt haben." Seitens der Stadt habe man nun überlegt, wie man eine alternative Aufgabe für den engagierten Syrer bieten könnte. "Offensichtlich gibt es hier ja fachlich-technische Kompetenzen und ganz viel Engagement", stellt Schoch gegenüber VOL.AT fest.
Zaher könnte bei Pfänderweg-Instandhaltung helfen
"Am Pfänder hätten wir ein offizielles Wegnetze, hier gäbe es Wartungsbedarf der Wege", meint sie weiter. Zahers Talente und Engagement könnte man hier gut gebrauchen, wie sie erklärt. "Hier oder vielleicht auch noch in anderen Bereichen wäre es vorstellbar, dass sich alles gut zusammen fügt", so die Vizebürgermeisterin. Die Stadt Bregenz kooperiere hier mit der Caritas, die solches ehrenamtliches Engagement ermögliche. Damit verknüpft sind auch eine Unfall- und Haftpflichtversicherung. "Eventuell wäre in weiterer Folge auch eine Beschäftigung bei der Stadt Bregenz möglich, aber hier muss alles noch rechtlich geprüft werden, inwieweit dies möglich ist", gibt sie zu verstehen. "Es wäre aber nicht das erste Mal, dass die Stadt auf diesem Weg einen wertvollen Mitarbeiter findet." Sie setze sich als Integrationsstadträtin dafür ein, dass die Geschichte ein positives Ende nehme, versichert Schoch.
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(VOL.AT)