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Achwegle: "Es hatte jeder eine Freude daran und innerhalb von einem Tag zerstört man das"

Die Anrainer waren überrascht und schockiert, als sie das Wegle zerstört vorfanden.
Die Anrainer waren überrascht und schockiert, als sie das Wegle zerstört vorfanden. ©VOL.AT/Mayer
Die Anrainer sind entsetzt über die Zerstörung des beliebten Achwegles, das von einem syrischen Flüchtling liebevoll gestaltet wurde. In monatelanger Handarbeit hatte Zaher das Wegle ausgebaut.
Mit dem Bagger platt gemacht

Darum geht's:

  • Anrainer sind empört über den Rückbau des beliebten Achwegles
  • Zaher, ein syrischer Flüchtling, hatte das Wegle gestaltet
  • Bregenzer vermissen den von Zaher ausgebauten Weg
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Das bei Anrainern und Spaziergängern sehr beliebte Achwegle beim Heinrich-Wachter-Weg in Bregenz ist Geschichte: Zaher aus Syrien schuftete den ganzen Sommer lang, um händisch einen Weg mit Treppe und Steinverzierungen zu gestalten. Doch nun wurde alles zurückgebaut: Ein Bagger fuhr Anfang der Woche auf und machte die Arbeit des engagierten Syrers zunichte. Bei Anrainern stößt das auf Unverständnis.

Herbert Mittringer ist in der Kehlerstraße aufgewachsen und spaziert täglich mit dem Hund an der Ach entlang. ©VOL.AT/Mayer

"Innerhalb von einem Tag zerstört man das"

Herbert Mittringer wohnt in der Kehlerstraße, nur wenige Gehminuten vom Achwegle entfernt. "Ich wohne schon hier, seit ich auf der Welt bin und gehe hier natürlich täglich mehrmals mit dem Hund spazieren", erzählt er im Gespräch mit VOL.AT Seit dem Sommer habe er mitbekommen, dass Zaher hier "etwas Tolles" geschaffen habe. Mit Schrecken und Wut musste er am Dienstag feststellen, dass die monatelange Handarbeit mit dem Bagger zunichtegemacht wurde, schildert er. "Ich kann das nicht verstehen", so der Anrainer. "Wenn man immer von den Asylsuchenden verlangt, sie sollen etwas zurückgebe und tun ... und dann kommt einer daher und macht das freiwillig", meint Mittringer. "Das ist für mich gemeinnützig. Es hatte jeder eine Freude daran und innerhalb von einem Tag zerstört man das." Es gebe keine Rechtfertigung dafür. Rechtlich sehe es anders aus, aber moralisch und menschlich gesehen sei es schrecklich.

Karin und Herbert Mittringer wohnen nur wenige Gehminuten vom Achwegle entfernt. ©VOL.AT/Mayer
So sah das Wegle bis vor Kurzem aus. ©Leserreporter
Und so sieht es jetzt aus. ©Mittringer

"Seit ich denken kann, gibt es da unten einen Weg"

Als Kind sei er oft an der Bregenzer Ach unterwegs gewesen, gibt Mittringer zu verstehen. Schon damals habe es das Wegle gegeben. "Das haben dann teilweise Anrainer gepflegt, dass man unten laufen kann", erinnert er sich zurück. "Seit ich denken kann, gibt es da unten einen Weg." Die letzten Jahre sei es zugewachsen und so fast unbegehbar geworden. Das sei schade gewesen, weil es für Erholung sorgte an der Ach entlangzuspazieren – gerade mit einem Hund. "Jetzt ist Zaher gekommen und hat etwas gemacht", so der Anrainer. Auf die Frage, warum Zaher das mache, habe er gemeint: "Ich möchte den Leuten hier etwas zurückgeben. Ich mache das für euch." Jeder, der vorbeigegangen sei und den er kenne, habe es super gefunden. Er verstehe daher nicht, warum man es böswillig zerstöre. "Der Bürgermeister hat anscheinend gesagt, man werde eine Lösung suchen. Aber wenn das die Lösung vom Bürgermeister war, dann nehme ich das so zur Kenntnis und werde mich bei der nächsten Wahl daran erinnern", betont Mittringer.

Mehr erfahren -->> So hat der Bürgermeister reagiert

Die Anrainer vermissen das Wegle, das sie lieb gewonnen hatten. ©VOL.AT/Mayer
Der junge Syrer im Oktober bei der Arbeit am Achwegle. ©VOL.AT/Mayer
Der Baggerfahrer habe es nur ungern gemacht, meint Gabriele Schmuck. ©VOL.AT/Mayer

Anrainerin: Baggerfahrer "hat es ungern gemacht"

Auch Gabriele Schmuck wohnt in der Nähe des Achwegles. "Die vielen Leute, die hier entlanggelaufen sind, die Bregenzer, haben einfach nur eine Freude daran gehabt", schildert sie gegenüber VOL.AT. Es sei schön anzusehen gewesen. "Es war Kunst. Mit der Hand gemacht und das so zu zerstören, das finde ich einfach wahnsinnig", meint sie. Schmuck spazierte beim Wegle vorbei, als der Bagger gerade dort unterwegs war, wie sie erzählt: "Ich habe mit dem Baggerfahrer geredet. Er hat es ungern gemacht, hat er gesagt. Aber er hat es eben machen müssen. Es war seine Pflicht." Der von Zaher ausgebaute Weg wird bereits vermisst. "Es ist jetzt für uns ein wirklich ein großer Schaden", so Gabriele Schmuck. Sie weist noch einmal darauf hin, was der Syrer geleistet hat: "Er hat Tonnen von Steinen und Erde im Laufe der Monate bewegt."

Ein Bagger machte das Wegle platt. ©VOL.AT/Mayer
Diesen Schriftzug ergänzte Zaher nach dem Rückbau. ©VOL.AT/Mayer
Ihr Mann habe Zaher "am Boden zerstört" angetroffen, meint Karin Mittringer. ©VOL.AT/Mayer

"Er hat es für uns gemacht"

Karin Mittringer kann, was das Achwegle angeht, nur ihrem Mann Herbert zustimmen. Sie hätten miterlebt, wie Zaher monatelang fast tagtäglich hier gearbeitet habe. Es sei unglaublich, was für eine Liebe und Hingabe er hineingesteckt habe. "Menschlich – und wenn es rechtlich auch nicht passt – geht das nicht, weil eigentlich hat man ihm jetzt einen Traum zerstört", gibt sie im VOL.AT-Gespräch zu verstehen. "Er hat uns etwas Gutes getan. Er hat es für uns gemacht", hebt die Anrainerin hervor. Das habe man nun zunichtegemacht. Ihr Mann habe Zaher "am Boden zerstört" angetroffen, schildert sie. "Es ist für mich egal, welche Hautfarbe oder Herkunft jemand hat. Es geht um den Mensch, um die Moral und da dürfen wir einfach nicht wegschauen", konstatiert sie. Solches Unrecht müsse aufgezeigt werden, das sehe sie als ihre Pflicht als Bürgerin und Mensch.

Video: Anrainer empört über Achwegle-Rückbau

Zahers Arbeit wurde von den Anrainern geschätzt. ©VOL.AT/Mayer
Auch diese junge Bregenzerin vermisst das Achwegle. Sie wollte anonym bleiben. ©VOL.AT/Mayer

Zahers Traum zerstört: "Ich würde denen allen den Vogel zeigen"

Auch eine junge Anrainerin, die VOL.AT beim Lokalaugenschein trifft, vermisst bereits den von Zaher ausgebauten Weg. Sie wolle jedoch lieber anonym bleiben. "Ich finde es ehrlich sehr schade, wie man mit ihm umgeht", meint sie. "Er hat den ganzen Sommer alle geackert - bei 30 Grad Celsius. Ich habe es gesehen, weil ich mit meinem Hund hier öfter langlaufe." Die Arbeit des Syrers kam laut ihr bei allen Anrainern super an: "Er hat es so schön und gut gemacht für Hunde, für Kinder - für den Sommer. Es ging so gut, da hinunterzuspazieren", verdeutlicht sie. Es sei wirklich schade um die Arbeit, die er sich angetan habe. "Ich würde denen allen den Vogel zeigen", meint sie abschließend.

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(VOL.AT)

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