Berufsfischer Blum: "Ich glaube, den Worst Case den haben wir ja schon"

Ab 2024 dürfen im Bodensee drei Jahre lang keine Felchen mehr gefangen werden. Bei Bodenseefischern sind die Reaktionen gemischt: bei manchen gibt es Ärger, bei anderen Frust.
VOL.AT hat bei Berufsfischer Franz Blum aus Fußach, einem von derzeit 9 Berufsfischern in Vorarlberg, nachgefragt, wie er die Felchen-Thematik rund um die ausgedehnte Schonzeit sieht und wie optimistisch er in die Zukunft blickt.

Drei Jahre lang Pilotprojekt
Dieses Jahr dürfen die Fischer noch Felchen fangen, aber ab nächstem Jahr gilt dann die ganzjährige Schonung. Bei der Vorbesprechung war Franz Blum mit dabei, am Mittwoch bei der Hauptversammlung nicht. Die Vorarlberger Fischer stehen hinter der Schonzeit. "International ist nicht so einfach, da war die Stimmung nicht grade so positiv, aber unterm Strich hat man sich jetzt durchgerungen, dass man einfach mal das Projekt probiert", gibt er zu verstehen. Drei Jahre werden die Felchen gesperrt, die Muttertiere werden für den Laichfischfang aufbehalten. Der Tenor unter den Berufsfischern sei, dass es der richtige Weg sei. Es handelt sich um eine Art Pilotprojekt, wie Blum zu verstehen gibt.


"Irgendwo msus man mal anfangen"
"Dass der Felch so weit gekommen ist, hat ja nichts mit dem Fangdruck zu tun", verdeutlicht der Berufsfischer gegenüber VOL.AT. Unterm Strich sei ein Grund sicher auch der Nährstoffgehalt im See. Auch Nahrungskonkurrenten wie der Stichling und die Quaggamuschel seien mit Schuld. "Ein Riesenproblem immer noch ist natürlich der Kormoran", betont Blum. Beim Kormoran gebe es bereits die Bruteindämmung, das Problem sieht er eher bei den Jungvögeln. Die Felchen-Schonung sei ein wichtiger Schritt, wenn auch nur einer von vielen. "Irgendwo muss man mal anfangen. Das ist für mich der erste Schritt und es soll nicht bei dem bleiben", meint er. Beim Kormoran und beim Stichling könne der Mensch definitiv schnell etwas bewegen, beim Nährstoffgehalt sei es eine andere Frage, so der Berufsfischer aus Fußach.


"Jetzt lassen wir uns überraschen, was das denn bringt"
"Ich glaube, den Worst Case den haben wir ja schon", gibt er zu verstehen. Die Fänge seien bereits eingebrochen, das werde nicht mehr besser. Eines ist klar: Den Bodenseefischer steht eine ungewisse Zeit bevor. Sie müssen das Ganze auf sich zukommen lassen. "Jetzt lassen wir uns überraschen, was das denn bringt", meint er. "Ob wir wirklich mehr Muttertiere herbringen für den Laichfischfang und so den Bestand wieder langsam aufbauen können." Nach den drei Jahren werde es nicht gleich wieder mit einem Felchen-Fang wie vor 10 Jahren weitergehen können. "Das ist ein Wunschgedanke", gibt er zu verstehen. Ein Felchen sei drei bis sechs Jahre alt, bis er in die Netze der Bodenseefischer passe, erklärt Blum.

"Glücklich gestimmt bin ich natürlich nicht"
15 Jahre lang betreibt Franz Blum bereits das Restaurant "Fränzle's". Fast doppelt so lange ist er nach eigener Aussage schon als Berufsfischer tätig. Er lernte den Beruf von seinem Vater, übernahm dann den Familienbetrieb, den es bereits in dritter Generation gibt. "Glücklich gestimmt bin ich natürlich nicht", meint er zur aktuellen Situation in seinem Berufsfeld. Die nächste Zeit werde sicher "nicht gut" werden. "Positiv gestimmt bin ich nur dann, wenn ich auch sehe, dass die anderen Punkte, die ich schon angesprochen habe, auch angegangen werden und nicht nur mit Gesprächen, sondern mit Umsetzen", verdeutlicht er.
Rotauge kein Allheilmittel
"Den Felchen kann nichts ersetzen", betonte Franz Blum bereits im Mai nach Bekanntwerden der Schonungs-Pläne. Dabei bleibt er. Für ihn ist es keine Meinung, sondern eine Tatsache, wie er beim Besuch von VOL.AT zu verstehen gibt. Für die Berufsfischer werden die nächsten Jahre nicht einfach, der Felchen ist ein wichtiger Brotfisch. "Ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder anderen Betrieb vielleicht aufgeben wird", verdeutlicht er, wenn es um die kommenden drei Jahre geht. "Sicher, man nimmt das Rotauge her als Allheilmittel. Das ist es nicht." Man könne mit der Rotaugenbewirtschaftung den Betrieb nicht erhalten. Er lasse diese Fische seit 15 Jahren sozusagen "mitlaufen", davon leben könne man nicht, verdeutlicht der Berufsfischer.
Video: Franz Blum im Gespräch
"Es stimmt mich bedenklich. Optimistisch muss man sein, sonst kann ich heute schon aufhören", betont er abschließend. Er denke positiv für die Zukunft, zu viel werde er sich die nächsten drei Jahre allerdings nicht erwarten. "Es ist ein Weg und den müssen wir jetzt beschreiten. Nichts zu tun ist der falsche Weg", ist der Fußacher sich sicher. Es sei der erste Schritt, werde aber alleine nicht reichen. Es gibt für den Berufsfischer mehrere Schrauben, an denen man drehen müsste. Er hofft, dass dies in naher Zukunft auch passiert.
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(VOL.AT)