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Arbeitslosigkeit im Juni im Vergleich zu Mai gesunken

Im Juni waren weniger Menschen arbeitslos.
Im Juni waren weniger Menschen arbeitslos. ©APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER (Symbolbild)
Derzeit sind in Österreich weniger Menschen arbeitslos gemeldet als noch im Mai. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres ist die Arbeitslosigkeit jedoch gestiegen. Arbeitsminister Kocher erwartet trotz der wirtschaftlichen Stagnation in Österreich weiterhin eine "stabile Arbeitsmarktsituation".
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Ende Juni 2023 hatten insgesamt 307.732 Menschen in Österreich keinen Job. 239.301 Personen waren beim AMS als arbeitslos gemeldet, 68.431 besuchten eine Schulung, so das Arbeits- und Wirtschaftsministerium am Montag per Aussendung. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,7 Prozent nach 5,5 Prozent ein Jahr davor. Gegenüber dem Vormonat Mai besserte sich die Lage hingegen etwas. Ende Mai lag die Arbeitslosenrate noch bei 5,9 Prozent.

Arbeitslosigkeit im Vergleich zu Juni 2022 gestiegen

Die Zahl der Arbeitslosen sowie Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer stieg im Jahresvergleich um 9.330 Personen - das entspricht einem Zuwachs von 3,1 Prozent. Bei den Arbeitslosen war es sogar ein Plus von 4,5 Prozent im Jahresvergleich, während die Zahl der Schulungsteilnehmer um 1,5 Prozent schrumpfte.

Entwicklung seit 2012 ©APA

Kocher sieht will Augenmerk auf Integration von Ukrainern am Arbeitsmarkt legen

Der Arbeitslosenanstieg ist laut Kocher vor allem auf die Aufnahme von Vertriebenen aus der Ukraine in die Arbeitslosenstatistik zurückzuführen. Seit 21. April haben Ukrainerinnen und Ukrainer einen völlig freien Arbeitsmarktzugang in Österreich und werden deswegen vom Arbeitsmarktservice (AMS) in den Arbeitslosenzahlen erfasst. Man müsse "ein großes Augenmerk darauf legen", dass die Ukrainer sich besser am Arbeitsmarkt integrieren", so Kocher am Montag bei einer Pressekonferenz. Viele Vertriebene aus der Ukraine hätten sich noch nicht beim AMS gemeldet oder einen Job angenommen, unter anderem weil sie auf eine baldige Rückkehr hoffen würden.

Arbeitslosigkeit unter Vor-Corona-Niveau

"Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit aktuell nach wie vor auf einem niedrigeren Stand als beispielsweise 2019 - also vor Beginn der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Wirtschaft", sagte Kocher. Trotz der Insolvenzen von Kika/Leiner und Forstinger rechnet der Arbeitsminister nicht mit einem deutlichen Anstieg der Pleiten in den nächsten Monaten. "Vor dem Hintergrund der sehr schwachen wirtschaftlichen Entwicklung kann dieser unerfreuliche Anstieg dabei sogar noch als moderat bezeichnet werden", kommentierte AMS-Chef Johannes Kopf die Zahlen.

Die Zahl der beim AMS erfassten offenen Stellen ist im Jahresvergleich zudem gesunken. Bei den sofort verfügbaren Stellen war es ein Rückgang um 16 Prozent 118.566 Jobs. Der vom ÖVP-Wirtschaftsbund veröffentlichte Stellenmonitor zählte im Juni 236.549 ausgeschriebene Stellen in Österreich. Gestiegen ist seit Juni 2022 aber die Zahl der Lehranfängerinnen und -anfänger in Unternehmen - hier gab es einen Zuwachs um 3,9 Prozent auf 30.585 Personen.

Österreich bei Arbeitslosigkeit unter EU-Schnitt

Nach europäischer Berechnungsmethode betrug die Arbeitslosenquote Ende Mai 4,6 Prozent. Damit liegt Österreich unter dem EU-27-Schnitt von 5,9 Prozent. Die saisonbereinigte Jugendarbeitslosigkeit lag bei saisonbereinigten 10,3 Prozent (EU-Schnitt: 13,9 Prozent).

Um die Mobilität von Arbeitslosen und Beschäftigten besser zu unterstützen, will Kocher in den nächsten Monaten ein Maßnahmenpaket mit dem AMS und den Sozialpartnern ausarbeiten. Der neue IHS-Chef, Holger Bonin, hat zuletzt eine vom Arbeitgeber zu bezahlende steuerfreie Mobilitätsprämie für Beschäftigte vorgeschlagen. "Ich unterstütze den Vorschlag von Holger Bonin", sagte Kocher bei der Pressekonferenz am Montag. Es gehe nun darum, die Details des Maßnahmenpakets zu klären.

Arbeitslosigkeit: WKÖ für stärkere überregionale Vermittlung

Die Wirtschaftskammer wünscht sich weitere Maßnahmen, um das Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen. "Dazu gehören eine verstärkte überregionale Vermittlung, um den regionalen Mismatch auszugleichen, genauso wie weitere Schritte, um das Arbeitsvolumen zu steigern", so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer Aussendung. Die Industriellenvereinigung drängt auf den Abbau von "Inaktivitätsfallen" und die Belohnung von Mehrarbeit.

AK will Unternehmen bei Aus- und Weiterbildungen in die Pflicht nehmen

Die Arbeiterkammer fordert, dass das Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften genutzt wird und Unternehmen bei Aus- und Weiterbildungen "stärker in die Pflicht genommen werden". "Unternehmen müssen ihren Beitrag dazu leisten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Qualifizierung ermöglichen, anstatt die Kosten dafür an die Allgemeinheit auszulagern", sagte AK-Chefin Renate Anderl. Für die leitende Sekretärin im ÖGB, Ingrid Reischl, muss "die Qualifizierung von Arbeitssuchenden der Vermittlung gleichgestellt werden".

FPÖ fordert Arbeitsmarkpaket

Die FPÖ fordert angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen ein umfassendes Arbeitsmarktpaket. "Ziel muss es nämlich sein, ein ganzheitliches Konzept zu implementieren, um die Arbeitslosen wieder in Beschäftigung bringen zu können, ebenso muss sofort die Einwanderung ins österreichische Sozialsystem unterbunden werden", sagte die FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch.

Momentum Institut: Arbeitslose besonders hart von Inflation betroffen

Wegen der Teuerung hätten Arbeitslose im vergangenen Jahr starke Realeinkommenseinbußen erlitten, rechnete dann das gewerkschaftsnahe Momentum Institut in einer Aussendung vom Montag vor. Im Gegensatz zu anderen Sozialleistungen werde das Arbeitslosengeld nämlich nicht an die Inflation angepasst. Wer im Juni 2022 seine Arbeit verlor, habe seitdem einen Kaufkraftverlust von im Schnitt 14,8 Prozent erlitten. Allerdings lässt sich nur ein Teil davon auf die gestiegenen Preise zurückführen: Mehr als die Hälfte (acht Prozentpunkte) des Verlustes geht auf den Umstieg in die Notstandshilfe zurück.

(APA/Red)

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