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ÖAMTC-Test: Cabriofahrer nicht immer ausreichend geschützt

Fahrtwind im Haar, Sonne im Gesicht und Tiger im Tank - es ist ein cooles Gefühl, im Cabrio unterwegs zu sein. Manche Modelle weisen jedoch erhebliche Mängel bei der Insassensicherheit auf, wie ein Test des ÖAMTC aufzeigt.

Wer denkt bei der Sommerlichen Ausfahrt mit dem Cabrioschon gerne an Risiken wie ein plötzliches Hindernis, einen Überschlag des Autos und den fehlenden Schutz für die Insassen? “Der neueste ÖAMTC-Test zeigt aber, dass man sich im Cabrio besser nicht in falscher Sicherheit wiegen sollte”, sagt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. In einem “Rollover-Test” hat der Club den Insassenschutz bei drei beliebten Cabrio-Modellen der Kleinwagenklasse – Peugeot 207 CC, Mini Cooper und Citroen Pluriel – untersucht:

  • Frontsitze – “ausreichend” für Peugeot und Mini, “mangelhaft” für Citroen
  • Rücksitze – “gut” für Peugeot, “befriedigend” für Mini, “mangelhaft” für Citroen

Fazit: In Relation schneidet der Peugeot im Überschlagstest am besten ab, gefolgt vom Mini mit schwacher Performance und dem Citroen, der beim Test glatt durchfällt.

Testergebnisse – Grafik 1

Testergebnisse – Grafik 2

Insassensicherheit – bitte warten
Die Testergebnisse zeigen, dass es seit dem letzten ÖAMTC-Überschlagstest für Cabrios im Jahr 2003 keine wesentlichen Verbesserungen bei der Insassen-Sicherheit gab: Bei allen drei getesteten Modellen sind die Windschutzscheiben-Rahmen (“A-Säule”) zu instabil. Die Folge ist, dass bei einem Überschlag besonders die vorderen Insassen von Cabriolets schlecht geschützt sind. Durch die Deformierung kommt es leichter zu Kopfkontakt mit der Fahrbahn und damit zu gefährlichen bis tödlichen Verletzungen. Personen, die größer als 1,75 Meter sind, überragen zudem die Überrollschutz-Systeme – ein weiteres Verletzungsrisiko.

Es zeigte sich außerdem, dass – wie in diesem Fall bei Citroen und Mini – immer noch Fahrzeuge ohne geeigneten Überschlagschutz auf dem Markt angeboten werden. Kerbl: “Das kann im Jahr 2008 aus sicherheitstechnischer Sicht nicht akzeptiert werden.” Außerdem beanstandet der ÖAMTC-Techniker, dass in keinem der drei getesteten Fahrzeuge die Gurten in der Höhe verstellbar sind. “Das kann bei einem Überschlag dazu führen, dass der Oberkörper aus dem Gurt rutscht und in Folge der Kopf ungeschützt auf die Fahrbahn trifft”, beschreibt Kerbl das vermeidbare Gefahrenmoment.

Test-Ergebnisse im Detail
Der Peugeot 207 CC verfügt als einziges der getesteten Fahrzeuge serienmäßig über eine Sensorik, die einen Überschlag erkennt und damit gezielt seine Schutzsysteme – Überrollbügel und automatische Gurtstraffer – zündet. Da ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) serienmäßig eingebaut wird, ist das Überschlagsrisiko eher gering. Außerdem lobenswert: Die umfangreiche serienmäßige Sicherheitsausstattung stimmt in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Größte Schwachpunkte sind die instabile A-Säule und die fehlende Gurthöhenverstellung.

Der Mini Cooper ist zwar serienmäßig mit einem starren Überrollschutz ausgestattet, die Gurtstraffer werden aber nicht durch eine Überschlagssensorik ausgelöst. Positiv im Vergleich ist beim Mini die stabilere A-Säule. “Das gute Ergebnis wird allerdings dadurch geschmälert, dass der Beifahrer durch die fehlende Gurtführung beim Überschlag hart auf die Fahrbahn schlägt und kaum eine Überlebenschance hat”, sagt der ÖAMTC-Techniker. ESP oder Gurtwarner gibt es beim Mini nur gegen Aufpreis.

Der Citroen Pluriel bildet auf Grund eines fehlenden adäquaten Überrollschutzes das Schlusslicht im ÖAMTC-Test. “Die A-Säule wurde im Test so weit nach unten gedrückt, dass die Köpfe aller vier Crashtest-Dummies Straßenkontakt hatten”, beschreibt Kerbl. Bemängelt wird in der Testauswertung weiters die fehlende Sensorik zur Erfassung der Überschlagssituation. Die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Pluriel ist im Verhältnis zu seinem Preis nur durchschnittlich. Sie beinhaltet lediglich serienmäßige Front-, Seiten-, und Kopfairbags und Gurtwarner nur für die vorderen Sitzplätze. Die Ausführung “Senso Drive 1,6 l” verfügt immerhin auch über ESP.

ÖAMTC-Tipps für den Cabrio-Kauf und Forderung an die Auto-Hersteller
Ein Überschlag im Cabriolet passiert zwar selten, die Folgen sind aber besonders dramatisch. Daher sollte man beim Kauf eines Cabrios einige Dinge berücksichtigen. “Als erstes ist abzuklären, ob das Auto über ein geeignetes Überrollschutz-System verfügt und wie dieses funktioniert”, sagt der ÖAMTC-Techniker. Weiters ist zu beachten, dass die Personengröße nie über den Kopfschutz hinausragt. Unverzichtbar für die Sicherheit sind jedenfalls höhenverstellbare Gurte.

“Die gravierenden Mängel wurden durch den Test wieder offensichtlich. Jetzt sind die Autohersteller gefordert, Verbesserungen an den Cabrios vorzunehmen. Ein serienmäßiger Überschlagschutz ist das Mindestmaß an geforderter Sicherheit in einem Cabrio”, so der ÖAMTC-Techniker abschließend.

 Bilder vom ÖAMTC-Überschlagstest Überschlag-Test bei kleinen Cabrios

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