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"Alles wird gut": Regisseur Vollrath ohne "Oscar-Illusionen"

Regisseur Patrick Vollrath ohne große "Oscar-Illusionen".
Regisseur Patrick Vollrath ohne große "Oscar-Illusionen". ©AFP
Nachwuchsregisseur Patrick Vollrath sieht sich mit dem an der Filmakademie Wien entstandenen Kurzfilm "Alles wird gut" nicht in der Favoriten-Rolle auf den Oscar.
Vollrath im Portrait
Österreichischer Film bei den Oscars

“Ich nehme das jetzt alles mal mit, von Moment zu Moment. Ich mache mir keine Illusionen und gehe das alles realistisch an”, kommentiert Nachwuchsregisseur Patrick Vollrath die bevorstehende 88. Oscar-Verleihung im Gespräch mit der APA in Los Angeles.

“Ich sehe uns als Außenseiter”

“Ich sehe uns als Außenseiter.” Der ehemalige Student von Oscarpreisträger Michael Haneke geht diesen Sonntag mit seinem deutsch-österreichischen Kurzfilm “Alles wird gut” in der Kategorie “Best Live Action Short Film” bei den 88. Academy Awards ins Rennen für seine ganz eigene Trophäe. Schon Anfang Februar war der gebürtige Deutsche für das “Academy Luncheon” nach Los Angeles gereist, wo sich über 150 Nominierte für ein Gruppenfoto im Beverly Hilton Hotel versammelten und Vollrath sich in Gesellschaft von Stars wie Mark Ruffalo, Charlie Kaufman oder Leonardo DiCaprio wiederfand.

“Man realisiert das gar nicht”, sagt der junge Filmemacher. Der Smoking aus Berlin ist schon da. Die Karten für die Verleihung am Sonntag muss er noch abholen. Rede hat er keine vorbereitet für den Fall der Fälle. “Ich habe mir noch nie eine überlegt. Ich improvisiere.” Nervös ist er nicht, und er wirkt auch nicht wie jemand, der sich leicht von all dem Staraufgebot einschüchtern lässt. “Es wäre etwas Spezielleres, wenn Steven Spielberg zu uns an die Uni kommt und für drei Stunden eine Vorlesung gibt. Das wäre etwas, wo ich mir denken würde: Wow. Ich quatsche jetzt nicht Steven Spielberg an, nur um am Ende sagen zu können, ich habe mit Steven Spielberg geredet. Ich mach es ja nicht für Facebook, sondern um etwas zu lernen.”

Los Angeles ist auch für den 31-Jährigen relatives Neuland. Der Stress war bis jetzt überschaubar, aber diese Woche geht es los mit Meetings, Treffen mit Schauspielern und Produzenten, Dinners, Partys und Interviews. Er kommt gerade von einem Treffen mit seinem amerikanischen Management “The Gotham Group”. Die Firma ist an ihn herangetreten, nachdem er vergangenen Herbst den Studenten-Oscar für “Alles wird gut” mit nach Hause nahm. “Der Film ist meine Visitenkarte. Viele haben ihn gesehen und wollen sich mit mir zusammensetzen”, so Vollrath.

Vollrath vor der Oscars

Für seinen Aufenthalt hat eine Privatfirma ihm und seinem Team eine Villa auf der berühmten Panoramastraße, dem Mulholland Drive, gemietet. “Wir haben fünf Schlafzimmer, einen Weinkeller und einen beheizten Infinity Pool mit Blick über Burbank”, ist er erstaunt. Die Menschen, die er bisher kennengelernt hat, seien bemerkenswert geerdet. “Ich habe wahnsinnig viele Leute getroffen, die nominiert sind, und die sind halt kein Fake, weil sie schon etwas erreicht haben. Das ist sehr angenehm.”

Unterdessen buhlt man sowohl unter den Auslandsdeutschen wie auch unter Auslandsösterreichern um den Regisseur. Das österreichische Konsulat lädt Sonntagabend zu einer “Viewing” Party ein während am Samstag “German Films in Los Angeles” zusammen mit der Villa Aurora und dem deutschen Generalkonsulat Los Angeles einen Empfang zu Ehren der deutschen Nominierten ausrichtet. “Ist doch schön”, betonte Vollrath, der dieser Tage gerne als “Deutsch-Österreicher” gehandelt wird. “Ich meine, es ist doch nett, wenn zwei Leute sich um dich zanken. Es wäre blöder wenn sie dich beide los werden wollen.”

Sein 30-minütiges Vater-Tochter-Drama muss sich unter anderem gegen Favoriten wie Basil Khalils Palästina-Dramedy “Ave Maria”, und Jamie Donoughues Kosovo-Drama “Shok” durchsetzen. Vollraths Erwartungen halten sich in Grenzen. “Ich glaube, dass in dieser Kategorie ein politischer Film mehr Chancen hat zu gewinnen. Von daher sehe ich uns eher als Außenseiter.”

Relevanz haben die Acadamy Awards trotz ihrer antiquierten Mitglieder in seinen Augen immer noch. “Ich glaube, ich hatte 35 Interviews seit den Oscars und vorher 5. Allein der Medien wegen ist es unglaublich wichtig und mit Abstand der einzige Filmpreis, der diese Relevanz und Größe hat. Ob jetzt bei den Oscars immer die besten Filme des Jahres ausgezeichnet werden, kann man dahinstellen. Allein der Name ist einzigartig und es ist der einzige Filmpreis, den meine Oma kennt.”

Entspannt vor der Verleihung am Sonntag

Er freut sich auf die Verleihung, aber geht alles relativ entspannt an. “Ich mach mir eigentlich gar nicht so große Gedanken. Ich will das mal alles miterleben und aufsaugen wie das so abläuft hinter den Kulissen, wie die Atmosphäre so ist. Das ist schon spannend.” Aber vor allem freut er sich auf etwas ganz anderes. “Am 1. März gehe ich zu einer Liveaufzeichnung von ‘Big Bang Theory’. Das ist groß einkalkuliert. Das Management hat das gecheckt. Es macht es einfacher in dieser Stadt, wenn man für einen Oscar nominiert ist”, weiß auch er mittlerweile.

Angesprochen auf den Druck, der auf ihm lasten würde, sollte er gewinnen, sagte er: “Der ist jetzt schon da, von daher ist das wurscht. Aber es ist auch schön, noch weiter zu streben. Ich wollte unbedingt hierherkommen, und das haben wir erreicht. Jetzt ist alles nur noch eine Zugabe.”

>> VIENNA.at berichtet LIVE von den Oscars

(Das Gespräch führte Marietta Steinhart/APA)

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