Das sagt Schönborn über den neuen Papst Leo XIV.

Der emeritierte Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat sich positiv zur Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum neuen Papst geäußert. In einem Interview mit der ORF-"ZiB2" sprach Schönborn von einem "Geheimtipp", den er in Prevost gesehen habe. Der 69-jährige US-Amerikaner wurde am Donnerstag im vierten Wahlgang des Konklaves zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt, der nach 12 Jahren im Amt am 21. April verstorben war.
Schönborn sieht Zeichen
Prevost, der den Papstnamen Leo XIV. wählte, bringe laut Schönborn ein "Profil, das gut zum Kurs von Franziskus passt". Besonders hob Schönborn die Verbindung von nord- und südamerikanischer Erfahrung hervor: Der neue Papst habe lange als Ordensmann und Bischof in Lateinamerika gewirkt. Dass ein US-Amerikaner mit dieser Prägung zum Papst gewählt wurde, wertete Schönborn als bedeutendes Zeichen - sowohl mit Blick auf die Weltkirche als auch auf die gesellschaftliche Verantwortung.
Schönborn zeigte sich überzeugt, dass Leo XIV. die von Franziskus angestoßenen Reformen fortsetzen werde. Besonders wichtig sei dabei die Förderung von Synodalität und Teamarbeit in der Kirchenleitung: "Ich bin mir sicher, dass Leo diesen Weg weitergehen wird." Der jüngst gewählte Papst verspreche "einen Versöhnungskurs" und "starke Akzente in Richtung mehr Gerechtigkeit und mehr Integration der südlichen Hemisphäre in das Leben der katholischen Kirche".
Leo XIV. sei "kein Franziskus, aber auch ein Programm", so Schönborn. Der Papstname verweise auf Leo XIII., dessen Sozialenzyklika Rerum novarum - die bis heute Grundlage der katholischen Soziallehre ist. In diesem Sinne erwarte er vom neuen Pontifikat "starke Akzente in Richtung mehr Gerechtigkeit und mehr Integration der südlichen Hemisphäre in das Leben der katholischen Kirche". Weiters sei Papst Leo XIV. "ein sehr praktischer Mann und hört sehr aufmerksam zu. Das merkt man an seinen Antworten. Er ist sehr klar und ich glaube, er kann leiten."
Schönborn betonte auch Prevosts spirituelle Herkunft aus dem Augustinerorden. Als Dominikaner verwies er auf die Bedeutung der Ordensgemeinschaften für die Kirche: "Die Erfahrung des gemeinschaftlichen Lebens ist sehr wichtig. Mit seiner Ordensprägung bringt Papst Leo etwas mit, das bei Franziskus vielleicht zu kurz gekommen ist - konsequente Teamarbeit."
Kontakt mit Prevost
Schließlich erinnerte Schönborn auch an einen persönlichen Besuch Prevosts in Wien: Als Kardinal habe dieser in der Augustinerkirche einen Gottesdienst gefeiert - "eine schöne Vorbereitung auf etwas, das ich nicht erwarten konnte". "Ich hatte mehrfach Gelegenheit, mit ihm zu sprechen", so der Kardinal. Prevost war in seiner Tätigkeit u.a. auch für die Bestellung eines neuen Wiener Erzbischofs zuständig, die bis dato offen ist. Die Begegnungen hätten ihn beeindruckt - auch durch Prevosts biografische Prägung.
Dass der erste US-amerikanische Bischof genau in einer Zeit der Präsidentschaft von Donald Trump fällt bezeichnete Schönborn als "verwunderlich", aber auch als "Signal, dass das Kardinalskollegium damit gegeben hat". Die USA müsse eine positive Rolle in der Welt spielen, dazu könne der Papst beitragen.
Dass Papst Franziskus Kardinal Robert Francis Prevost als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, also sozusagen als "Headhunter" für Bischöfe in aller Welt, verantwortlich gemacht habe, sei ein großes Vertrauenszeichen von Franziskus gewesen, meinte Schönborn.
"Feiner Humor"
Was den neuen Papst auszeichne, sei seine Bescheidenheit, erklärte der Kardinal weiter. Er mache keine "Show" um sich, sei demütig und beweise "feinen Humor", der für das Papstamt ungeheuer wichtig sei. Er nehme sich nicht zu wichtig, und nur auf diese Weise sei ein so schweres Amt zu tragen, so Schönborn, der Papst Johannes XXIII. zitierte. Dieser habe sich in unruhigen Nächten die Frage gestellt: "Wer leitet die Kirche? Ist das Christus oder bist es du? Wenn es Christus leitet, dann schlaf jetzt." Diese Distanz zu sich selbst habe auch Papst Leo XIV. Diese Eigenschaft mache einen guten Papst aus.
Eine seiner wichtigsten Aufgaben werde es sein, den Teamgeist im Vatikan zu stärken. "Da ist noch Luft nach oben", so Schönborn. Er habe das auch gleich in seinem ersten Statement angesprochen: Synodalität. Dieses große Anliegen von Franziskus werde auch der neue Papst in der Praxis umsetzen, wenn auch auf seine eigene Weise. Die innere Kontinuität zwischen den Päpsten sei aber "beeindruckend".
Papst Leo XIV. kennt Österreich
Papst Leo XIV. war zuletzt zu Allerheiligen auf Österreich-Besuch, wo er seine augustinischen Mitbrüder und die Wiener Augustinerkirche besuchte. Er habe eine Affinität zu Österreich, sagte Schönborn.
(APA/Red)