Schönborn wünscht sich Teamplayer als neuen Papst

"Die Welt ist komplexer geworden und sie kann einen einzelnen Menschen an die Grenzen der Überforderung führen. Daher ist es die Überzeugung vieler Kardinäle, dass das Amt des Papstes starke Teamarbeit braucht - mit der Kurie, mit den Bischöfen, mit der ganzen Kirche", so Kardinal Christoph Schönborn gegnüber der Kathpress wenige Stunden vor dem Beginn der Papst-Wahl.
Schönborn darf neuen Papst nicht wählen
Schönborn hatte im Jänner das 80. Lebensjahr vollendet und darf nicht an der Papstwahl teilnehmen. Wie die anderen Kardinäle war er aber am sogenannten "Vorkonklave" beteiligt. Der Unterschied zu den Beratungen der Jahre 2005 und 2013, an denen Schönborn ebenfalls teilgenommen hatte, sei die weltpolitische Lage, die eine deutlich größere Rolle spiele. "Jetzt sind Polarisierung, Krieg und Gewalt sehr prägende Themen", so Schönborn. Der emeritierte Wiener Erzbischof reiste am Dienstagabend nach Wien zurück. Erstmals seit dem Jahr 1958 wird an dem Mittwochnachmittag beginnenden Konklave kein Österreicher teilnehmen. Schönborn betonte, er werde "innerlich sehr intensiv dabei sein". "Und ich bin eigentlich in derselben Situation wie die, die hineingehen: Niemand weiß, wer es sein wird. Gott allein weiß es. Alles, was gesprochen wird, richtet sich schon an ihn - auch wenn wir ihn noch nicht kennen. Das macht die Tiefe und das Geheimnis dieses Prozesses aus."
Schönborn sieht "klare Linie der Kontinuität" zwischen Papst Franziskus und Vorgängern
Schönborn trat auch Kritikern des verstorbenen Papstes entgegen, an dessen Rechtgläubigkeit einige Kardinäle öffentlich gezweifelt hatten. Bei der Kardinalsversammlung habe er das Thema angesprochen. "Auch wenn Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus sehr unterschiedliche Persönlichkeiten waren, so sehe ich im Rückblick doch eine klare Linie der Kontinuität - auch über diese drei hinaus, etwa zu Paul VI. und Johannes XXIII.: Alle waren vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt, dessen zentrale Anliegen sie weitergeführt haben: Die Erneuerung der Kirche aus ihrer Wurzel, die Öffnung zur Welt, der Dienst an den Menschen", betonte der Wiener Alt-Erzbischof. Dass Franziskus die Themen Umwelt, Armut, interreligiöser Dialog, Frieden und Migration besonders betont habe, seien "keine Brüche mit der Vergangenheit, sondern Vertiefungen". Auch die Synodalität, auf die Franziskus Wert gelegt habe, sei eine Weiterführung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das die Kirche als "Communio" (Gemeinschaft) gedacht habe, so Schönborn, der darauf hinwies, dass die Synoden lediglich beratend tätig seien.
(APA/Red)