AA

Vor Start von Konklave: Wer wird nächster Papst?

Mehrere Kardinäle haben Chancen Papst zu werden.
Mehrere Kardinäle haben Chancen Papst zu werden. ©APA/Pixabay/Canva
Die stimmberechtigten Kardinäle der katholischen Kirche versammeln sich ab Mittwoch im Vatikan, um beim Konklave einen neuen Papst zu wählen.

Für die Position als Papst gibt es weder Kandidaten noch Wahlkampf, und Wahlversprechen sind untersagt. Das Ergebnis eines Konklaves ist häufig überraschend. Innerhalb der Kirche gibt es jedoch einige Kardinäle, die als "Papabile" betrachtet werden, das heißt als potenziell wählbar zum Papst. Dennoch gibt es keinen eindeutigen Favoriten.

Zuppi, Parolin, Pizzaballa: Wird ein Italiener nächster Papst?

Da seit 1978, seit der Wahl von Johannes Paul II., immer nur ausländische Päpste zum Zuge gekommen sind, fragen sich Vatikan-Insider, ob nicht bald wieder die Stunde eines italienischen Pontifex schlagen könnte. Als geeigneter Kandidat unter den italienischen "Papabili" zählt der Präsident der italienischen Bischofskonferenz CEI, MATTEO ZUPPI. Der 68-jährige Erzbischof von Bologna ist bekannt für sein diplomatisches Geschick und seine Bemühungen um den Frieden. Er ist seit Jahren ein prominentes Mitglied der international einflussreichen Laiengemeinschaft Sant'Egidio, die voll auf der Franziskus-Linie liegt. Zuletzt war er zudem Sondergesandter des Papstes für Frieden in der Ukraine. Der Kardinal ist politisch versiert und mit Dialog und Konflikten vertraut.

KardinŠle mit Chancen auf das Papstamt, Auswahl

Als Alternative zu Zuppi kommt unter den Italienern der bisherige vatikanische Kardinalstaatssekretär, Kardinal PIETRO PAROLIN, in Frage. Er war bis zum Tod von Franziskus der höchste Kurienkardinal und für seine Rolle in der internationalen Politik besonders geschätzt. Bekannt wurde der 70-Jährige für seine diplomatische Arbeit für die Beziehungen des Vatikan zu China sowie für seine Bemühungen um den interreligiösen Dialog und den Friedensprozess. Seine Schwachstelle ist, dass er als Emblem des Franziskus-Pontifikats gilt. Sollten sich die Papst-Wähler für einen radikalen Kurswechsel nach der Zeit des Argentiniers entscheiden, hätte Parolin wenig Erfolgsaussichten.

Unter den Italienern hat auch PIERBATTISTA PIZZABALLA, der erste Patriarch von Jerusalem im Kardinalskollegium, eine Chance. Im Minenfeld Nahost beweist sich der 60-Jährige seit Jahren als geschickter Diplomat und Dialogpartner. Sein Stil ist unklerikal und unkonventionell. Er steht sowohl mit jüdischen und islamischen Religionsführern ebenso wie mit jenen der Orthodoxie in einem guten Dialog. All das wäre von Vorteil bei einem künftigen Konklave.

Auch Kardinäle aus Ungarn und Malta vor Start von Konklave mit Chancen

Die konservativen Purpurträger, die seit Jahren mit Argusaugen den progressiven Kurs Franziskus' beobachten, hoffen auf eine Wende und setzen auf einen eigenen Kandidaten, den Erzbischof von Budapest, PÉTER ERDŐ. Der 72 Jahre alte frühere Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen ist ein konservativer Kirchenführer, der für seine traditionelle Haltung bekannt ist. Er hatte gute Beziehungen zum verstorbenen Benedikt XVI. Erdő kann auf eine steile Karriere zurückblicken. Mit 54 Jahren wurde er Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), mit nur 50 wurde er Erzbischof von Esztergom-Budapest, mit 52 war er 2005 der jüngste Kardinal im Konklave. Aufgrund der geografischen Lage seiner Heimat steht Erdő auch für die Ökumene mit der Orthodoxie, die er mit großem Engagement betreibt.

Auf Franziskus-Kurs befindet sich der maltesische Kardinal MARIO GRECH (67 Jahre). Der Generalsekretär der Synode der Bischöfe und ehemalige Bischof von Gozo auf Malta ist für seine theologische Expertise bekannt. Gute Chancen werden auch Kardinal VICTOR MANUEL FERNANDEZ (62 Jahre), Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre und ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität von Argentinien, eingeräumt. Fernandez ist ein enger Vertrauter von Papst Franziskus. Als Leiter der Glaubensbehörde verfasste er das hochumstrittene Papier für die Segnung Homosexueller, das vor allem in Afrika massiven Widerspruch auslöste.

Nächster Papst könnte erstmals aus Asien oder Afrika kommen

Ein Papst aus dem Fernen Osten wäre für die katholische Kirche ein Novum. Mit dem philippinischen Kardinal LUIS ANTONIO TAGLE können sich asiatische Katholiken Hoffnungen auf einen Pontifex aus ihren Breitengraden machen. Bereits vor dem Konklave 2013, das zur Wahl Franziskus' führte, war der damals 55-Jährige Tagle ein "Papabile". Dabei war er damals zweitjüngster Papstwähler. Inzwischen ist der stets lächelnde und gut aufgelegt wirkende Tagle Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung und einer der einflussreichen Männer Franziskus'. Sollte sich das Konklave wieder für einen Ausländer entscheiden, könnte der 67-jährige Tagle endlich als Papst zum Zuge kommen.

Ein Novum für die Kirche könnte auch ein Papst aus Afrika sein. Kardinal FRIDOLIN AMBONGO BESUNGU (65) aus der Demokratischen Republik Kongo sorgte für Schlagzeilen, als er eine umstrittene Erklärung von Papst Franziskus, die es Priestern erlaubt, unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, auf dem afrikanischen Kontinent für null und nichtig erklärte. Ein Pontifikat mit Besungu wäre eine klare Abweichung von Franziskus' Kurs. Der derzeitige Pontifex hatte Besungu 2019 zum Kardinal ernannt.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Vor Start von Konklave: Wer wird nächster Papst?
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen