So wurde bei den Wahlpartys nach der NR-Wahl gefeiert - und getrauert

Der kleine Hype rund um die Bierpartei und ihren Gründer Dominik Wlazny ist am Sonntag am Fuße des Wiener Donauturmes verhallt.
Rockmusik bei der Bierpartei-Wahlparty
Auch wenn die Schwankungsbreite zunächst theoretisch noch ein sehr knappes Überspringen der Vier-Prozent-Hürde hergab, müsse man realistisch bleiben: "Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Ich kann das Ergebnis ja lesen." Dass es sich fix nicht ausgehen wird, war im Lauf des Wahlabends zur Nationalratswahl dann schnell klar. Er hoffe trotzdem, dass die eine oder andere Idee, wie etwa das von ihm propagierte "Zukunftsministerium", in den "politischen Köpfen des Landes" bleibt: "Das wäre gut für das Land und davon bin ich weiter felsenfest überzeugt", so Wlazny.
Ein Überspringen der Vier-Prozent-Hürde war im Verlauf des späteren Nachmittags schnell auch rechnerisch nicht mehr drinnen. "Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Ich kann das Ergebnis ja lesen", wusste Wlazny bereits unmittelbar nach der ersten Hochrechnung, wo die Musik spielt. Er hoffe trotzdem, dass die eine oder andere Idee, wie etwa das von ihm propagierte "Zukunftsministerium", in den "politischen Köpfen des Landes" bleibt: "Das wäre gut für das Land und davon bin ich weiter felsenfest überzeugt", betonte Wlazny auch nach seiner Rückkehr aus dem Wahlzentrum im Parlament auf die Bierpartei-Wahlparty im Donaubräu.
Die Location für die Wahlparty war bereits gegen 16.00 Uhr gut gefüllt mit Sympathisanten der Bierpartei - möglicherweise auch angelockt durch den Bierbrunnen. Nachdem der Ergebnisbalken im Schatten eines der höchsten Gebäude des Landes dann allerdings äußerst verhalten in die Höhe geschnellt war, war die Stimmung bei den zahlreich erschienenen Gästen und Mitstreitern etwas schaumgebremst. Kurz danach schaltete man allerdings rasch wieder in Richtung Partymodus mit lauter Rockmusik - Marke "Alternative-Disco". Am Gesicht von so manchem Kandidaten konnte man die Enttäuschung aber durchaus ablesen - auch wenn immer wieder betont wurde, dass man auf das Erreichte stolz sei.
Wlazny hatte bei seiner Ankunft noch versprochen, mit möglichst allen Anwesenden ein Bier zu trinken: "Man muss sich hohe Ziele stecken." Ob er das nach seiner für später am Abend angekündigten Rückkehr aus dem Parlament tatsächlich einlösen kann, bleibt zu bezweifeln.
Gedrückte Stimmung bei der SPÖ
Die Stimmung im Gartenpalais Schönborn war gedrückt. Nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnung herrschte fassungslose Stille im Saal. Schon vor der ORF-Liveschaltung verließen einige Anhänger den Raum. Im Laufe des Abends füllte sich der Raum, Parteiprominenz ließ sich zunächst aber kaum blicken. Viele anwesende SPÖ-Anhänger zeigten sich enttäuscht, wirklich überrascht war man aber nicht, war der Absturz doch befürchtet worden. Allgemeiner Tenor war die Besorgnis über eine mögliche FPÖ-Regierungsbeteiligung. Parteichef Andreas Babler wird am späteren Abend nach seinen Auftritten im Medienzentrum im Parlament bei der roten Wahlparty erwartet.
Grüne wollen nach NR-Wahl weiterkämpfen
Trotz des prognostizierten Rückschlags bei der Nationalratswahl haben die Grünen bei ihrer Wahlparty am Sonntag im dicht gefüllten Metropol in Wien-Hernals gute Stimmung verbreitet.
Die trotz der herben Niederlage bei der Nationalratswahl erstaunlich gut gelaunte Basis der Grünen hat Sonntagabend ihren Parteichef Werner Kogler bei der Wahlparty im Wiener Metropol in Empfang genommen. Der gab sich auf der Bühne melancholisch und meinte: "Es ist schon irgendwie deppert, gell? Also schmerzlich." Gleichzeitig sah er Hoffnung auf ein Wiedererstarken. Andere grüne Spitzenrepräsentanten hatten zuvor weit offensiveren Optimismus versprüht.
Kogler richtete sich immerhin am Einsatz von Parteimitgliedern, aber auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Klub, den Kabinetten und nicht zuletzt vom Regierungsteam auf. Froh über das Erreichte zeigte er sich dennoch keineswegs, auch wenn es "gute Mitte" im Vergleich zu früheren Wahlen sei: "Ehrlich, wir hätten uns ein besseres Ergebnis erwartet. Das muss uns Ansporn sein, es besser zu machen", meinte er: "Wir haben Grund zur Besserung. Ich auch."
Stolz zeigte er sich auf das Erreichte der grünen Regierungsmitgliedschaft, von der Stärkung der unabhängigen Justiz bis zum Umwelt- und Naturschutz samt Emissionsreduktion. "Jetzt müssen wir schauen, dass im Gegenzug die Stimme ansteigen". Kogler plädierte fürs Weiterkämpfen "in welcher Funktion auch immer". Als Ziel nannte er erneut eine Regierungsbeteiligung, schon um Rechtsextreme in der Regierung zu verhindern.
Natürlich habe man sich mehr erhofft, sagte zunächst Rauch, später auch Zadić, als die Foresight-Hochrechnung immer klarer auf Platz 5 hinter den NEOS und einen Absturz von 13,9 auf 8,3 Prozent hindeutete.
Den meisten Jubel setzte es für Gewessler, die von der Wiener Vizeklubchefin Jennifer Kickert von der Bühne aus mit den Worten bedacht wurde, dass ihre Leistungen irgendwann in den Geschichtsbüchern gewürdigt würden. "Sind wir fertig? Nein. Schmerzt dieses Wahlergebnis? Ja", sagte die Angesprochene, nahm dies aber als "Auftrag weiterzukämpfen", denn "weiterkämpfen, das können wir". Grüner Auftrag sei es, die Republik für die nächsten Generationen lebenswert zu erhalten. "Wir sind damit noch nicht fertig", stellte Gewessler ein Comeback in Aussicht. Die Grünen seien Garant für Klima-, Umwelt- und Bodenschutz, sie seien aber auch Garant der "Brandmauer gegen Rechts".
Frauensprecherin Meri Disoski bekräftigte dies gegenüber der APA: "Werner Kogler ist gewählter Parteichef, und das wird er auch bleiben." Man sei als Team angetreten, und ein solches bleibe man auch, wenn das Wahlergebnis nicht so gut ausfalle.
Zwei Stunden später klang Zadić ganz ähnlich wie Rauch. "Wir werden weiterkämpfen, denn es geht um was", betonte sie auf der Bühne des Metropol: "Wir sind die einzigen, die Klima- und Umweltschutz auf die Tagesordnung, in die Regierungsverhandlungen bringen." In ihrer Wortmeldung maß sie ihre Partei immer wieder an der SPÖ und betonte, dass etwa durch die Abschaffung des Amtsgeheimnisses, die Stärkung des Rechtsstaats, der Einführung des Klimatickets und vor allem durch die Valorisierung der Sozialleistungen mehr erreicht wurde, als die Sozialdemokraten selbst dann geschafft hatten, als sie den Bundeskanzler stellten. Bei den kommenden Landtagswahlen werde man sich für eine grüne Zukunft weiter einsetzen, versprach sie.
Rauch hielt die Regierungsbildung für vollkommen offen, er erwarte eine "neue Dynamik", weil die ÖVP eine Koalition mit der FPÖ unter Herbert Kickl ja ausschließe. Österreich brauche eine stabile Regierung jenseits von Hass und Spaltung. "Wir werden nicht zulassen, dass die Rechten dieses Land übernehmen", rief er unter dem Jubel grüner Unterstützer.
Blaue Wahlparty in Wiener Bierlokal
Erst nach und nach trudelte bei der blauen Wahlparty in einem Wiener Bierlokal die blaue Prominenz ein. Den Höhepunkt erreichte die Stimmung erwartungsgemäß, als Kickl eintraf. "Genießt es alle miteinander, saugt es auf mit jeder Faser eures Körpers, es ist ein Stück Geschichte, dass wir heute geschrieben haben", lautete sein Appell. Auch sein politisches Vorbild Jörg Haider, dessen Ergebnis die FPÖ getoppt hatte, blieb nicht unerwähnt: "Ich glaube, er verzeiht es uns. Ich glaube sogar, er wäre stolz auf uns."
"Ihr braucht euch keine Sorgen machen, diese 29 Prozent sind gut investiert", meinte Kickl außerdem in Hinblick auf eine mögliche blaue Regierung. "Wir haben eine Tür aufgestoßen zu einer neuen Ära." Danach wollte die FPÖ alleine feiern und bat alle Medienvertreter und -vertreterinnen, das Lokal zu verlassen.
Feierstimmung war nicht ganz ungetrübt bei den NEOS
Ganz ungetrübt war die Feierstimmung im Salonplafond im Museum für angewandte Kunst (MAK) an der Wiener Ringstraße dennoch nicht. Vor der ersten Hochrechnung geisterte der Traum vom "double-digit", also einem zweistelligen Ergebnis, herum. Auch, dass die Mandate der NEOS nicht zwangsläufig gebraucht werden, um eine Regierungsmehrheit gegen die FPÖ zu bilden, schmälerte die Freude über den pinken Wahlerfolg ein wenig.
Das pinke, aber auch blaue Ergebnis zeige, dass die Österreicher Veränderung wollen. Die NEOS würden jedoch für positive Veränderungen stehen, kommentierte Parteichefin Beate Meinl-Reisinger. Auf der Party wurde sie von den feierenden Pinken mit "Beate"-Rufen begrüßt.
KPÖ-Wahlparty am Badeschiff auf dem Wiener Donaukanal
Auf der KPÖ-Wahlparty am Badeschiff auf dem Donaukanal war die Tanzfläche vier Stunden nach Wahlschluss fast leer, acht Gäste hatten die Party aber noch nicht aufgegeben. Der Rest der Anwesenden diskutierte im gut gefüllten Innenraum und auf dem Deck das Ergebnis. Die Zuversicht war vor der Wahl groß, die Enttäuschung nun ebenso. Gleichzeitig blickte man mit Zuversicht in die kommenden Jahre.
"Wir sind eine Partei im Wachstum", meinte Listenzweite Bettina Prochaska. In Salzburg, Graz und Wien gebe es bereits vielversprechende Strukturen, österreichweit brauche es noch etwas Zeit. "Aber natürlich ist es das Ziel, in fünf Jahren den Einzug zu schaffen". Bis dahin wolle man "auch außerhalb des Parlaments wichtige Arbeit machen", so Prochaska und bezieht sich vor allem auf das Engagement auf Lokalebene. Der KPÖ-Spitzenkandidat sieht das ähnlich: Man müsse ein "verlässlicher Anker" für die "Menschen vor Ort" sein, so Schweiger in seiner Ansprache nach der ersten Hochrechnung. "Wir wissen, dass wir darauf aufbauen können", ist sich Schweiger sicher. Man fühle sich "bestärkt", auch "wenn das Ergebnis natürlich besser ausfallen hätte können".
Die KPÖ entwickle sich also in die richtige Richtung: "Wir haben sehr viele Menschen gewonnen, die daran glauben, dass man Politik in Österreich anders machen kann". Eine Ansicht, die die meisten Partygäste teilten. Denn auch wenn man den Einzug in den Nationalrat verpasst hat, setzte sich der Positivtrend der vergangenen Jahre zumindest teilweise fort. Im Vergleich zur Nationalratswahl 2019 hat sich das Wahlergebnis verdrei- oder vervierfacht. Damals kam die KPÖ noch auf 0,7 Prozent der Stimmen. Ein Zuwachs von knapp zwei Prozentpunkten ist das mit Abstand größte Plus in der Geschichte der Partei. Der bisherige Rekord wurde Ende der 60er-Jahre erreicht: zwischen 1966 und 1970 konnte man sich von 0,4 auf ein Prozent steigern. Trotzdem wunderte es nicht wenige, dass man den Schwung aus den teilweise sensationellen Wahlerfolgen in Graz und Salzburg nicht so richtig mitnehmen konnte.
Die starke Konkurrenz links der Mitte war ein Erklärungsansatz, der auf der Wahlfeier am Badeschiff immer wieder fiel. Neben den etablierten Parteien, der SPÖ und den Grünen, war auch Dominik Wlaznys Bierpartei und der Wandel, diesmal als "KEINE", am Stimmzettel vertreten. Gesammelt kommen die drei kleinen Parteien auf mehr als fünf Prozent der Stimmen, ins Parlament schaffte es aber keine von ihnen. Eine Zusammenarbeit wäre denkbar gewesen, in der Vergangenheit war das beispielsweise bei der Europawahl 2014 der Fall, als Wandel und KPÖ gemeinsam antraten. Diesmal nicht. "Unser Eindruck ist, dass andere Kleinparteien keine Interesse haben, gemeinsam mit uns zu kandidieren. Das ist deren Entscheidung und deren gutes Recht", so Spitzenkandidat Schweiger.

Nehammer bei der ÖVP-Wahlparty
Auf die Enttäuschung nach der Hochrechnung folgte energischer Applaus für Nehammer. Er hatte bereits kurz danach auf der Bühne versucht, seine Mitstreiter zu motivieren, und später auch ein Bad in der Menge genommen. Obwohl jegliche Euphorie merklich fehlte, war das ÖVP-Zelt auch am späten Abend noch gut gefüllt.
(APA/Red)