ORF-Stiftungsrat warnt in Diskussion um Spitzengehälter vor "Neiddebatte"

Heinz Lederer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat, äußerte Bedenken hinsichtlich der Offenlegung von ORF-Spitzengehältern einer möglichen "Neiddebatte" und forderte eine Sondersitzung des Finanzausschusses.
ORF-Generaldirektor Weißmann bei Gehältern wohl nicht auf Platz 1
Mit der Novelle des ORF-Gesetzes zum Jahreswechsel ergeben sich nicht nur erweiterte digitale Optionen für den ORF und die Umstellung der GIS-Gebühr auf eine Haushaltsabgabe. Es wird auch verlangt, dass die Einkommen der ORF-Mitarbeiter ab einem Bruttoeinkommen von 170.000 Euro namentlich offengelegt werden, einschließlich ihrer Nebeneinkünfte. Durchgesickerte Informationen zeigen jedoch, dass Generaldirektor Roland Weißmann nicht an der Spitze der Gehaltsskala steht.
Kürzlich ist eine Liste der Spitzenverdiener des ORF an das Boulevardmedium "oe24" gelangt. Wenn man diesen Zahlen Glauben schenkt, zeigt sich, dass Weißmann, der sein Gehalt auf etwa 380.000 Euro brutto pro Jahr beziffert hat, zwar zu den Topverdienern gehört, aber nicht ganz an der Spitze steht. Pius Strobl scheint ihn mit Bonuszahlungen zu übertreffen, wie auch "Der Standard" berichtet. Strobl ist nicht nur Corporate-Social-Responsibility-Chef im ORF, sondern war auch für die Sanierung des ORF-Zentrums am Küniglberg und den Neubau eines Newsrooms verantwortlich. Das genaue Einkommen wird erst nach der erstmaligen Veröffentlichung des gesetzlich geforderten Transparenzberichts bekannt sein, sofern dieser wie geplant veröffentlicht wird. Medienberichten zufolge plant der ORF-Betriebsrat jedoch Widerstand gegen die namentliche Veröffentlichung.
Lederer für Offenlegung von ORF-Gehältern nach Kategorien
Der ORF-Stiftungsrat Lederer fordert eine ernsthafte Debatte über die Gehälter und warnt davor, sie als Neiddebatte zu führen. Stattdessen sollte es um Transparenz gehen. Lederer ist der Meinung, dass niemand mehr verdienen sollte als der Generaldirektor. Er fordert die Geschäftsführung auf, im Sonderfinanzausschuss den Stiftungsräten offenzulegen, wie die Gehälter zusammengesetzt sind, insbesondere den Anteil, der erfolgsabhängig ist und laut Lederer grundsätzlich befürwortet wird. Lederer betont, dass es eine faire Bezahlung für geleistete Arbeit geben sollte. Zudem möchte er wissen, wie sich die Löhne beim ORF im Vergleich zu anderen öffentlich-rechtlichen Medienhäusern durchschnittlich verhalten. Anstatt die Gehälter mit Namen zu veröffentlichen, plädiert er dafür, sie nach Kategorien aufzuschlüsseln.
Ethikkommission soll sich mit Nebentätigkeiten im ORF beschäftigen
Zudem verlangte Lederer die Ergebnisse der von ORF-Chef Weißmann eingesetzten Ethikkommission. Diese Kommission beschäftigt sich mit Fragen zu den oft diskutierten Nebentätigkeiten im ORF. Weißmann kündigte an, dass ein Dokument der Ethikkommission zu Beginn des nächsten Jahres verfügbar sein wird und betonte die Bedeutung, dass der ORF auch in Bezug auf Transparenz und Corporate Governance eine Vorbildfunktion einnimmt.
Die FPÖ äußerte ihre Empörung über die laut Medienberichten kolportierten Spitzengehälter beim ORF. In einer Mitteilung erklärte der FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker, dass diese hohen Gehälter nicht gerechtfertigt seien und forderte eine Reduzierung der Gagen auf ein "verträgliches Maß".
(APA/Red)