Metaller-KV: Donnerstag bringt nächste Runde - kämpferische Stimmung im Vorfeld

Am Donnerstag geht es in der bereits fünften Runde und im Lichte begonnener Warnstreiks bei den Metallern wieder um eine KV-Einigung. Zuvor sorgten Mittwochfrüh etwa Voestler in Linz für Staus in der Landeshauptstadt. Beim zu erzielenden Abschluss geht es aber nicht "nur" um die Brieftaschen der Metaller, sondern auch um die gesamte Volkswirtschaft. Denn diese ist auch sehr vom privaten Konsum abhängig und für den sind die Löhne entscheidend.
Metaller-KV gilt als richtungsweisend
Beide Seiten demonstrieren aktuell Härte. Der Metaller-KV gilt als richtungsweisend für viele Branchen, deren Kollektivverträge in der Folge verhandelt werden.
Von Montag bis Mittwoch fanden laut Gewerkschaftsangaben in mehr als 400 Betrieben bzw. Werksstandorten Betriebsversammlungen und dreistündige Warnstreiks statt. Unter anderem wurden auch Werkseinfahrten blockiert. "Die Kampfbereitschaft ist hoch", so die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmer:innen, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) in einer Aussendung. "Es liegt nun an den Arbeitgebern ein neues Angebot zu legen, dass die Teuerung der Vergangenheit berücksichtigt und damit für uns auch verhandelbar ist", hieß es. Nur so lasse sich eine Ausweitung der Streiks abwenden.
Der Arbeitgeber-Chefverhandler der Wirtschaftskammer (WKÖ) und Unternehmer Christian Knill verurteilte zuletzt Streiks in der Rezession als "unverantwortlich" und "sinnlos". In der Industriellenvereinigung rechnete man mit einer etwaigen Verschärfung, baut aber doch auf die Kompromissfähigkeit der heimischen Sozialpartnerschaft.
Plus von 11,6 Prozent gefordert
Die Arbeitnehmervertreter fordern bei den Metallern ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent. Die Arbeitgeber bieten in zwei Varianten jeweils rund 5 Prozent "nachhaltige Lohnerhöhung". Mit zusätzlichen Einmalzahlungen für die Beschäftigten ergebe sich eine Lohnerhöhung zwischen 8 Prozent und 10 Prozent. "Voodoo-Mathematik" nennen das die Arbeitnehmervertreter und wollen weder einen vorgeschlagenen zweijährigen Abschluss oder Einmalzahlungen als integralen Bestandteil des KV-Verhandlungsergebnisses akzeptieren. Einmalzahlungen könnten nur "das Schnittlauch auf dem Butterbrot" sein, wird PRO-GE-Chefverhandler Binder nicht müde zu betonen.
Bei den geforderten bzw. gebotenen Lohnerhöhungen dreht es sich volkswirtschaftlich gesehen keineswegs nur darum, was den Arbeitnehmenden dann in der Brieftasche bleibt oder wie sich die Lohnkosten einzelner Firmen entwickeln. Es geht auch darum, wie sich die Lohnerhöhungen insgesamt auf die Konjunktur bzw. die konjunkturellen Erwartungen auswirken.
So erinnerte das den Arbeitnehmervertretungen nahestehende Momentum Institut am Mittwoch, dass Lohnerhöhungen in den Konsum zurückfließen. Die Konsumerwartungen wiederum sind bedeutender Bestandteil des erwarteten Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr. Wenn die Lohn- und Gehaltserhöhung "deutlich niedriger ist (als es die rollierende Inflation als Basis erwarten lassen würde, Anm.), kann der Aufschwung 2024 wohl kaum vom privaten Konsum getragen werden und würde dementsprechend schwächer ausfallen", so Wifo-Experte Benjamin Bittschi im ORF-"Report" am Dienstagabend.
Privater Konsum: Wifo prognostizierte Anstieg von 1,8 Prozentpunkten im kommenden Jahr
Zuletzt prognostizierte das Wifo einen Anstieg des privaten Konsums im kommenden Jahr von 1,8 Prozentpunkten (und von 0,8 Punkten heuer). Beim IHS sind es für 2024 1,5 Punkte und für heuer 0,2. So kommen sie auf ein prognostiziertes Wachstum von 1,2 bzw. 0,9 Prozent im kommenden Jahr.
Momentum rechnet vor, dass je Prozentpunkt, um den die Löhne steigen, der kurzfristige und langfristige Konsum um 800 bzw. 780 Mio. Euro wachse. Bei den Sozialversicherungsbeiträgen gehe es um 260 Mio., bei der Lohnsteuer um 320 Mio. Euro. "Bereits innerhalb eines Jahres geben Arbeitnehmer:innen eine Lohnerhöhung zur Hälfte aus", schreibt Momentum. "Langfristig wird jeder Euro an Lohnerhöhung eins zu eins verkonsumiert - etwa weil Beschäftigte Ersparnisse für spätere Anschaffungen für ein paar Jahre weglegen."
Allein am Mittwoch beteiligten sich tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in vielen Großbetrieben am solidarischen Arbeitskampf, so PRO-GE und GPA. Unter anderem fanden diese Aktionen bei Welser Profile, Engel, voestalpine, ZKW, Neuman Aluminium, Schoeller-Bleckmann, Amag, Borbet, Leitz, Miba, TCG Unitech, BMW Motoren, Wacker Neuson oder Plasser & Theurer statt.
(APA/Red)