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Abwasser von Wohnhaus in Wien-Liesing floss jahrelang in Liesingbach

Der Abwasserkanal einer Wohnhausanlage in Wien-Liesing soll fälschlicher Weise an den Regenwasserkanal angeschlossen gewesen sein.
Der Abwasserkanal einer Wohnhausanlage in Wien-Liesing soll fälschlicher Weise an den Regenwasserkanal angeschlossen gewesen sein. ©CanvaPro (Symbolbild)
Der Abwasserkanal einer Wohnhausanlage in der Khekgasse in Wien-Liesing ist fälschlicher Weise an den Regenwasserkanal angeschlossen. Fäkalien, Spül- und Schmutzwasser landeten so jahrelang im Liesingbach.

Die besagte Wohnhaus-Anlage in der Khekgasse in Wien-Liesing wurde im Jahr 2019 gebaut. Eine Person, die hier nicht genannt werden möchte, machte die Redaktion darauf aufmerksam, dass im März 2023 im Rahmen einer Kanalverstopfung festgestellt wurde, dass der Abwasserkanal der Anlage an den Regenwasserkanal angeschlossen war. Dadurch seie auch das Renaturierungs-Projekt "Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach" gefährdet.

Abwasser von Wohnhaus landete jahrelang im Regenwasserkanal

Wien Kanal (MA30) konnte das bei Nachfrage von Vienna.at bestätigen. Es habe ein bauliches Problem bei der Wohnanlage gegeben, welches zur Verstopfung geführt habe. Das Problem wurde von Wien Kanal behoben. "Im Zuge einer gesonderten Inspektion mittels Kamera, wurde auch ein Fehlanschluss eines Hauskanals an den Regenwasseranschluss festgestellt. Dieser Fehlanschluss hatte jedoch nichts mit der Verstopfung zu tun. Dieser Mangel wurde an die Baubehörde weitergeleitet und liegt in der Verantwortung des Grundeigentümers", so Wien Kanal.

Falscher Kanalanschluss in Wien-Liesing durch Baufirma

"Im gegenständlichen Bereich wird das Kanalsystem als Trennsystem geführt. Es gibt also einen öffentlichen Schmutzwasserkanal welcher zur Kläranlage führt und einen öffentlichen Regenwasserkanal welcher in die Liesing mündet. Diese Kanäle verlaufen Großteils parallel nebeneinander." Die Verantwortung den Hauskanal an die öffentliche Kanalisation anzuschließen "erfolgt in Verantwortung der ausführenden Baufirmen". Beim Bau er Wohnanlage dürfte der Baufirma ein Fehler unterlaufen sein und sie dürften an den falschen Kanal angeschlossen haben.

Abwässer landeten bis 2023 im Liesingkanal

Seit bekanntwerden des Fehlers würde Wien Kanal jedoch mit Saugwägen das Abwasser des Wohnhauses abpumpen, damit keine Fäkalien mehr in den Liesingbach kämen. "Wir haben eine Barriere aufgebaut und pumpen das häusliche Abwasser ab und entsorgen es fachgerecht", so Bernd Schneider von Wien Kanal. Bis zur Entdeckung des fehlerhaften Anschlusses, seien jedoch Abwasser in den Bach gelangt: "Es sind wahrscheinlich verdünnt Abwässer in den Liesingbach gelaufen." Haushalts Abwässer sind unter anderem Abwasser aus Dusche und Bad, Toilette, sowie unter anderem auch die der Waschmaschine.

Bauarbeiten zum Kanal-Umbau in Wien-Liesing sollen am 16. August starten

Dem Geschäftsführer von EQI und Eigentümer der Wohnhausanlage in der Khekgasse, Helmut Hein, ist das Problem bekannt: "Ich habe seit 17. Juli 2023 Gewissheit, dass der Anschluss fehlangeschlossen ist. Ab diesem Zeitpunkt habe ich als Geschäftsführer alles unternommen, um den Fehler ehestmöglich zu beheben." Die Haupthürde habe dabei, so Hein, bei der Erlangung einer Genehmigung der MA 46 für den "Eingriff" bestanden, da sich die Bautelle auf öffentlichem Grund befinden würde. "Aber ich kann sagen, dass alle involvierten MAs sehr kooperativ waren", so Hein weiter. Konkret werde die beauftragte Baufirma am 16. August 2023 gegen 08.00 Uhr mit dem Umbau des Abwasserkanals beginnen. Das Bauvorhaben sei für zwei bis drei Tage anberaumt.

Eigentümer sei für Wohnhaus-Abwasserkanal zuständig

Auf Nachfrage von Vienna.at bei der Baupolizei (MA35), ob die Zuständigkeit bei dem Kanal-Umbau bei dem Eigentümer oder der Stadt Wien liegt, hieß es: "Für die Baubehörde ist nur der Eigentümer verantwortlich." Der Eigentümer könne aber in Folge den damals beauftragten Bauherren verantwortlich machen und mit Hilfe eines Anwaltes zivilrechtlich die Baufirma klagen.

Abwasserkanal unter dem Bachbett errichtet

Wien Kanal kämpft öfter mit der Problematik, von falsch angeschlossenen Abwasserkanälen privater Baufirmen. Daher wurde ein Projekt gestartet: Von 2002 bis 2006 wurde der Liesingbach zwischen Kledering und Blumental von seinem Betonkorsett befreit und nach dem Vorbild der Natur revitalisiert. Ein leistungsfähiger Transportkanal mit einer Länge von 5,3 Kilometer und einem Durchmesser von 2,4 Meter wurde für das Abwasser unter dem Bachbett errichtet. Bei einem Regenereignis kann der Liesingtal‑Entlastungskanal eine Stauraumkapazität von circa 17 Millionen Litern aktiviert werden. Von den Maßnahmen profitierten sowohl das Ökosystem im und am Gewässer, die Wasserqualität als auch der Hochwasserschutz. Der Liesingbach hat sich auf diesem Abschnitt zu einem wichtigen Freizeit- und Natur-Hotspot entwickelt.

Umgestaltung des Liesingbaches bis 2027

Auf 18,4 Kilometer fließt der Liesingbach durch Wiener Stadtgebiet. Neben dem Unterlauf, wurden bereits kleinere Abschnitte in Rodaun renaturiert. Bis 2027 wird nun der 9,2 Kilometer lange Abschnitt zwischen Kaiser-Franz-Josef Straße und Großmarktstraße im 23. Wiener Gemeindebezirk renaturiert. Die Umsetzung, bei der Wiener Gewässer und Wien Kanal ihre Arbeiten bündeln, erfolgt etappenweise in insgesamt fünf Abschnitten. Wien Kanal errichtet auf dieser Strecke des Liesingbaches einen zusätzlichen Rohrkanal im Bachbett. Durch den Kanal wird der erste Spülstoß bei Regen, sowie etwaige Schadstoffe von Fehleinleitungen und Unfällen aus dem Regenwasserkanalsystem aufgefangen. Bei den Bauarbeiten wird besonderes Augenmerk auf den Erhalt des Baumbestandes gelegt, sowie neue Bäume gepflanzt. Das Projekt „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ wird im Rahmen des Wasserbautenförderungsgesetzes des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus gefördert.

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(cor)

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