Spaniens Königspaar bei Ausstellung "Dalí-Freud" im Wiener Belvedere

Es war der Abschluss eines knapp acht Stunden dauernden offiziellen Besuchs in der Bundeshauptstadt.
Wiener Belvedere: Ausstellung von Spaniens Königspaar eröffnet
Der "Fadenspiel-Hände-Stuhl", der ganz plastisch um Hilfe zu schreien scheint, ist eines der Exponate der Exposition, der die Beziehung des spanischen Surrealisten (1904-1989) zum Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856-1939) sowie den Einfluss der Freudschen Lehre auf das Werk Dalís darstellen will. Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig erklärte dazu in ihrem Statement vor dem Monarchenpaar, Freud sei für die "besondere Bildsprache" des spanischen Künstlers von "enormer Bedeutung" gewesen.
Die Ausstellung folge zudem dem Prinzip der Belvedere-Galerie, nämlich Künstler "über alle Grenzen hinweg zu verbinden, um unsere Welt besser zu verstehen", unterstrich Rollig. Die Exposition sei jedenfalls in engem Austausch mit Expertinnen und Experten in Spanien entstanden. Einer davon ist Kurator Jaime Brihuega, der die Exponate bei einer Sonderführung Felipe und Letizia näherbrachte. Ob der Monarch hernach etwas in der Art von "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut" kommentierte, blieb den wenigen zum Belvedere-Besuch zugelassenen Journalisten verborgen. Royale Pressestatements waren im spanischen Hofprotokoll nicht vorgesehen.
Was bekam Spaniens Königspaar in Wien vermittelt?
Es ist anzunehmen, das Kurator Brihuega dem Königspaar ähnliche Expertisen vermittelte wie bei einer Presseführung am vergangenen Donnerstag. Bei dieser Gelegenheit hatte es geheißen, es sei belegt, dass Dalí sich spätestens ab 1926 mit Freuds drei Jahre zuvor ins Spanische übersetzten Schriften und insbesondere der "Traumdeutung" beschäftigt habe. Brihuega: "Diese Lektüre war so bedeutend, weil sie eine Pforte geöffnet hat. Er war erleichtert, dass er mit seinen Neurosen nicht alleine war und fand nun eine Legitimation, sich zu seinem Bilderkosmos im Kopf auch zu bekennen."
Das Gemälde "Das düstere Spiel" (1929) - laut Brihuega eines der Highlights der Ausstellung - sei ein Beispiel jener frühen Arbeiten, in denen Anspielungen auf unterdrückte Begierden, sexuelle Frustrationen oder die Angst vor der Überschreitung von Tabus ihren Niederschlag finden. Unter dem Einfluss von Freuds Theorien und den Begegnungen mit den Surrealisten und zuvor mit Strömungen wie dem Kubismus, dem Futurismus oder der Neuen Sachlichkeit legte Dalí demnach die Grundbegriffe seiner typischen Bildsprache.
Freud hatte in Dalí einen Fan
Dalí war jedenfalls ein großer Fan Freuds. Nach gescheiterten Versuchen der Kontaktaufnahme trafen sich die beiden im Juli 1938 auch über Vermittlung des Schriftstellers Stefan Zweig in London. Freud befand sich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, Dalí hatte Spanien wegen des dort tobenden Bürgerkriegs (1936-39) zwischen den aufständischen Truppen des rechtsnationalistischen Generals Francisco Franco und der linksbürgerlichen Zweiten Republik verlassen.
Am Montag war das Monarchenpaar vor dem Museumsbesuch zu Mittag in der Hofburg mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zusammengetroffen. Bei einem Arbeitsessen wurden dem Vernehmen nach Themen wie der Klimawandel oder die Coronapandemie angesprochen. Nach der Belvedere-Visite ging es flugs wieder zum Flughafen Wien in Schwechat, von dem aus Felipe und Letizia gegen 19.00 Uhr die Heimreise nach Madrid antraten. Durchaus treffend hatte das spanische Society-Magazin "Vanitatis" die Reise im Vorfeld ja mit leicht lukullischer Ironie als "Express-Trip in eine imperiale Stadt mit einem Hauch von spanischer Kunst" charakterisiert.
(APA/Red)