Taxiunternehmer wollte bargeldlose Bankfiliale ausrauben: Drei Jahre Haft
Ausschlaggebend dafür, dass der Mann im vorgerückten Alter ins Kriminal abrutschte, war eine zwingend erforderliche Autoreparatur. Einer seiner beiden Mercedes war im Sommer kaputt gegangen. Als er den Wagen nach Deutschland schickte, wo er kostengünstig wieder fahrtauglich gemacht werden sollte, erfuhr der Kleinunternehmer, dass neben dem Kolben auch die Kurbelwelle und die Ölpumpe ausgetauscht werden mussten.
Vom Taxiunternehmer zum Bankräuber aus Existenzängsten
Der 60-Jährige war überzeugt, dass er damit nicht mit den veranschlagten 4.700 Euro das Auslangen finden würde. “Mehr konnte ich aber nicht zahlen. Ich habe gedacht, meine Existenz ist hin”, erklärte er nun einem Schöffensenat (Vorsitz: Christian Gneist). In dieser “verzweifelten Situation” (Verteidiger Philipp Winkler) steckte sich der Mann seine Beretta ein, die er als Taxler rechtmäßig besaß, und marschierte mit der Pistole in eine Bankfiliale in Wien-Mariahilf, wobei er sich beim Betreten seinen Rollkragenpullover bis zur Nase schob.
“Es war ein Kurzschluss. Ich wollte 4.000 Euro nehmen und meine Firma retten”, sagte der Angeklagte. Er habe sich “Bank ist Geld” gedacht und wäre “wie ein Zombie” vorgegangen.
“Bei uns gibt es keine Kassa!”
Auf den Bildern aus der Überwachungskamera ist allerdings zu sehen, wie der Räuber mit gezückter Waffe zielgerichtet zu einer 70 Jahre alten Kundin tritt, die er irrtümlich für eine Angestellte hielt. Er drückte ihr die Pistole gegen den Hals und zischte “Überfall!” Die richtige Bankangestellte bekam das mit und rief dem verdutzten Räuber “Bei uns gibt es keine Kassa!” zu. Um den bewaffneten und mit dem Pulli halbmaskierten Mann zu überzeugen, führte sie ihn mit den Worten “Sehen Sie selbst!” auch noch zum Schalter und riss alle möglichen Laden und Schubladen auf, in denen sich keine Banknoten befanden. Daraufhin suchte der glücklose Räuber das Weite.
Obwohl sich der Täter bemüht hatte, sich unkenntlich zu machen, wurde er anhand eines Fotos, das in den Medien veröffentlicht wurde, erkannt und schließlich festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits erfahren, dass die Autoreparatur entgegen seiner Befürchtung keine 5.000 Euro gekostet hatte und er damit mit seinen vorhandenen Geldmitteln ausgekommen wäre. Die für den versuchten schweren Raub verhängte Haftstrafe ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab.
(apa/red)