Regisseur, Autor und Schauspieler Hubsi Kramar wird 65

Geboren wurde Hubsi Kramar am 27. Juni 1948 in Scheibbs im Mostviertel. Nach der Matura zog es ihn zunächst in die Welt, bevor er in den 1970ern am Max Reinhardt Seminar und später der Filmakademie studierte. Dem Kulturmanagement widmete er sich dann in Harvard. Ab Ende der 1970er-Jahre gründete er dann mehrere eigene Theatergruppen, so die Showinisten als freies Theater für satirische Revue, das bis heute aktiv ist, das Theater Direkt, TAT-Teata oder WEARD t.atr. Am Theater der Jugend und dem Theater Gruppe 80 war Kramar unter anderem für die Regie verantwortlich.
Anatomietheater zugesperrt
Sein bis dato letztes Großprojekt, das 3raum-Anatomietheater, sperrte er 2012 nach sieben Jahren zu. Hatte er dort nicht zuletzt mit Oscar-Wilde-Inszenierungen Erfolg gefeiert, sorgte er 2009 mit seiner Kellersoap “Pension-F.”, einem satirischen Format über den Umgang der Medien mit dem Amstettener Inzestfall, für Aufsehen und weltweites Medieninteresse. Am ersten Verhandlungstag gegen den Inzesttäter Josef F. protestierte Kramar überdies vor dem Gericht.
Dass er sein 3raum-Anatomietheater nach Ablauf des Mietvertrages zusperren musste, nahm der Theatermacher alles andere als nostalgisch: “Das ist der natürliche Ablauf der Dinge. Es ist angenehm zu wissen, dass dieser unglaubliche Selbstausbeutungsprozess ein Ende hat.” Andererseits verdient sich Kramar zahlreiche Meriten, in dem er Kollegen würdigt, die ansonsten weniger Beachtung in der aktuellen Theaterszene finden, so etwa mit seinen Konrad-Bayer-, Gunther-Falk- oder Wolfgang-Bauer-Galas.
Hubsi Kramar auch in TV und Kino
Neben der eigenen Theaterarbeit war Kramar ab Mitte der 70er-Jahre überdies in rund 60 TV- und Kinorollen zu sehen, darunter Axel Cortis “Jakob der letzte”, Dieter Berners “Alpensaga” oder auch Steven Spielbergs “Schindlers Liste”. Auch im “Tatort” oder dem “Kaisermühlen Blues” war Kramar zu Gast.
Seine breite Popularität und Bekanntheit erlangte der ausgewiesen linke Künstler allerdings mit seinen sogenannten “Theater direkt Aktionen”. Legendär etwa sein Versuch im Jahr 2000 in Hitler-Kostüm den Wiener Opernball zu besuchen, um gegen die blau-schwarze Bundesregierung zu protestieren. In der Rolle des Naziführers sollte er auch gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Paul Skrepek als Helmut Zilk in “Überlebenskünstler” reüssieren. Auch sonst ist Kramar selten weit, wenn es um politisch-künstlerisches Engagement geht und tritt bei der “Langen Nacht des Missbrauchs” der Initiative Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien als Bischof auf oder hält als Werner Faymann gekleidet eine Rede gegen das Ende des U-Ausschusses vor dem Parlament.
Diese umfassend bunte Lebensleistung wurde in den vergangenen Jahren bereits ausgiebig gewürdigt. So erhielt Kramar etwa im Jahr 2000 den Gustav-Gründgens-Preis, gewann 2003 einen “Nestroy” für die beste Off-Produktion und ist seit 2011 Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien. (APA)