Mord-Prozess im Fall Heidrun W. in Wiener Neustadt: Dritter Verhandlungstag

Laut Anklage soll der Mann, der im September 2001 im Haus von Heidrun W. Tischlerarbeiten durchführte, die 37-jährige verheiratete Mutter eines sechsjährigen Sohnes bei einem spontanen Spaziergang in einem Wald in der Buckligen Welt gestoßen haben, wodurch sie abstürzte. Dann soll er die Sterbende einfach liegen gelassen haben.
Heidrun W.: Mord an der Vermissten?
Im Zuge neu aufgerollter Ermittlungen wurde der Mann, der bereits zum Zeitpunkt des mysteriösen Verschwindens der Frau zum Kreis der Verdächtigen gehört hatte, im Vorjahr festgenommen. Aufgrund seiner Unfallversion wurde das betreffende Waldstück durchkämmt, trotz groß angelegter Suchaktionen wurde die Leiche aber nicht gefunden.
Während Staatsanwalt Wolfgang Handler überzeugt war, dass Heidrun W. ermordet wurde, steht die Anklage aus Sicht der Verteidigung auf wackeligen Beinen: “Es gibt nicht einmal Indizien, nur Hypothesen”, meinte Anwalt Ernst Schillhammer.
Ungereimtheiten beim Prozess in Wiener Neustadt
Die vorangegangenen zwei Verhandlungstage waren von Ungereimtheiten geprägt. Der Angeklagte wartete mit einer bis dato neuen Darstellung auf: Demnach sei ihnen der eifersüchtige Ehemann gefolgt und habe seine Frau angerempelt, worauf sie eine Böschung hinunterfiel, dann aber den Ort verlassen, ohne den Ernst der Situation zu erkennen.
Als sich die 37-Jährige, mit der ihn eine platonische Freundschaft verbunden hätte, nicht mehr regte, rannte der Beschuldigte nach eigenen Angaben in Panik weg. Darüber habe er geschwiegen – aus Angst vor dem Ehemann, der ihn bedroht hätte. Dieser soll nun am Mittwoch als Zeuge aussagen.
Ehemann kommt zu Wort
Die damalige Lebensgefährtin des Beschuldigten hatte in einer Polizeiaussage zu Protokoll gegeben, er hätte an jenem 28. September 2001 einen frischen Kratzer im Gesicht gehabt. Im Prozess meinte sie, er habe ihr die unterschiedlichsten Dinge über Heidrun Wastl und den Tag ihres Verschwindens erzählt.
Eine Jugendliebe erinnerte sich daran, dass der 42-Jährige sie einmal angerufen habe, sie möge ihn mit dem Auto abholen, weil er sich im Wald beim Joggen verlaufen habe – ob das jener 28. September war, wusste sie nicht mehr.
(apa/red)