AA

Mord-Prozess um Heidrun W. in Wiener Neustadt: Zeugen sagen am zweiten Tag aus

Beim Prozess in Wiener Neustadt
Beim Prozess in Wiener Neustadt ©APA
Am Freitag ist am Landesgericht Wiener Neustadt der Mordprozess im Fall Heidrun W. mit Zeugenbefragungen fortgesetzt worden. Ein Urteil könnte dann am 26. Juni ergehen. Zu Verhandlungsbeginn am Montag hatte sich der 42-jährige Angeklagte am Tod der seit Herbst 2001 abgängigen und mittlerweile für tot erklärten Kindergartenhelferin nicht schuldig bekannt.
Am ersten Prozesstag
Beim Mordprozess: Tag 1
Prozess steht bevor
So lautet die Mord-Anklage
U-Haft verlängert
Belastendes Gutachten
Verdächtiger erzählt Details
Psychiatrisches Gutachten
Tischler festgenommen
Spur nach 10 Jahren

Laut Anklage soll der Mann, der damals in ihrem Haus Tischlerarbeiten durchführte, die 37-jährige verheiratete Mutter eines sechsjährigen Sohnes bei einem spontanen Spaziergang in einem Wald in der Buckligen Welt gestoßen haben, wodurch sie abstürzte. Dann soll er die Sterbende einfach liegen gelassen haben.

Angeblich Ehemann in Fall verwickelt

Der Beschuldigte hatte in Polizeibefragungen immer von einem Unglück gesprochen, am Montag belastete er mit einer neuen Version den Ehemann: Dieser sei ihnen aus Eifersucht gefolgt und habe seine Frau angerempelt, dann aber den Ort verlassen, ohne den Ernst der Situation zu erkennen. Als die Frau, mit der ihn eine platonische Freundschaft verbunden hätte, sich nicht mehr regte, rannte der Beschuldigte nach eigenen Angaben in Panik weg.

Zu Wort kamen am Freitag vier Partnerinnen des Mannes, drei davon Schwestern. Konkret zum Tag des Verschwindens von Heidrun W. am 28. September 2001 konnte keine – aufgrund der langen Zeitspanne verständlich – Angaben machen. Die Frau, die damals mit ihm zusammen gewesen war, hatte in einer Polizeiaussage angegeben, er hätte damals einen frischen Kratzer im Gesicht gehabt, weil er nach seinen Angaben an einem Busch angestreift sei.

Zeuginnen: Angeklagter erzählte Widersprüchliches

Sie sei damals – er hatte zum Kreis der Verdächtigen gezählt – von seiner Unschuld überzeugt gewesen. Heute meinte sie, der Angeklagte habe ihr damals die unterschiedlichsten Dinge erzählt. Die Versionen reichten von “er habe damit nichts zu tun” bis zu “er habe sie in einem Wald erschlagen”. Und er habe “panische Angst” vor Film-Leichen mit offenen Augen gehabt. Es sei “schiach”, wenn sie einen anschauen, habe er gesagt. Auf Richter-Vorhalt räumte sie ein, dass sie den 42-Jährigen im Vorjahr als “Mörder” bezeichnet hatte. Dass er nach ihr mit ihrer Schwester zusammen war, war “okay” für sie.

Lebensgefährtin des Angeklagten sprach

Eine weitere Schwester, die derzeitige Lebensgefährtin des Angeklagten und Mutter eines Kindes, brach bei der Konfrontation mit ihren früheren Aussagen in Tränen aus. Sie wisse nicht mehr, was sie gehört oder nur interpretiert habe und was sie glauben solle, meinte sie. Es ging darum, dass sie heute angab, der Angeklagte hätte ihr erzählt, mit der Kindergartenhelferin ein intimes Verhältnis gehabt zu haben – bei Befragungen im Vorjahr, als der 42-Jährige in U-Haft genommen wurde, hatte sie eine sexuelle Beziehung noch ausgeschlossen.

Sie sei damals “fertig” gewesen, meinte sie dazu, und ihr Freund ebenso. Vor der Wiederaufnahme der Ermittlungen habe sie mit ihm nicht über die Vergangenheit geredet. Vom Typ her sei er ein “Weichei”, war weiter zu hören. Fünf Monate lang hatte sie ihn nicht in der U-Haft besucht, wohl aber letzte Woche vor dem Prozessbeginn.

Frühere Partnerin beschreibt 42-Jährigen

Ihr Ex-Partner habe sich sehr verändert, er meinte wohl, etwas versäumt zu haben, ging nur noch ins Fitness-Center und sonst auch weg, meinte eine 41-Jährige zum Trennungsgrund nach zwölf Jahren. Das Paar, das sich im Alter von 16 und 18 verliebt hatte, hat einen gemeinsamen Sohn. Einmal habe er sie angerufen, sie möge ihn mit dem Auto abholen, weil er sich im Wald beim Joggen verlaufen habe – ob das jener 28. September war, wusste sie nicht mehr.

Der Angeklagte bestätigte diese Veränderung. Vorher habe er ausgesehen wie ein “Germknödel”, dann sei er laufen und eineinhalb Jahre täglich ins Fitness-Center gegangen: Man werde “süchtig” danach, wenn man den Erfolg am eigenen Körper sehe, meinte er.

(apa/red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Mord-Prozess um Heidrun W. in Wiener Neustadt: Zeugen sagen am zweiten Tag aus
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen