AA

65. Song Contest in Rotterdam als großes Corona-Experiment

Der Eurovision Song Contest wird heuer als Feldversuch durchgeführt.
Der Eurovision Song Contest wird heuer als Feldversuch durchgeführt. ©AP Photo/Peter Dejong
Der Eurovision Song Contest in Rotterdam wird mitten in der Corona-Pandemie als wissenschaftlicher Feldversuch aufgezogen. Sowohl für die Länderdelegationen als auch das Live-Publikum gelten ganz neue Regeln.
Corona-Fall in Band
3.500 Zuschauer erlaubt

Es ist ein Feldversuch der neuen Normalität, der momentan im niederländischen Rotterdam stattfindet. Obgleich die Region mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von jenseits der 250 weiterhin als Risikogebiet eingestuft wird, geht hier mit dem 65. Eurovision Song Contest die erste Großveranstaltung ihrer Art mit Zuschauern über die Bühne. Harte Hygienemaßnahmen inklusive. Bei Gelingen könnte der ESC ein Aufbruchsignal für die gesamte darbende Branche werden.

ESC als Test für künftige Großereignisse

Nachdem der größte Musikbewerb der Welt im Vorjahr ob Corona tatsächlich ausfallen musste, hatte sich die European Broadcasting Union (EBU) als Ausrichter früh darauf festgelegt, dass es 2021 wieder einen ESC geben wird - zur Not als reines TV-Event mit Videozuspielungen. Letztlich gab die niederländische Regierung Ende April dann aber doch ihr Okay für einen Bewerb mit eingeschränkter Livezuschauerschaft in der Rotterdamer Ahoy Arena, weshalb das Event nun als wissenschaftlicher Feldversuch aufgezogen wird, bei dem getestet wird, wie und ob Großereignisse auch in Coronazeiten stattfinden können.

Strenge Sicherheitsmaßnahmen für Zuschauer und Presse

Bei den insgesamt neun Shows in der ansonsten knapp 16.000 Menschen fassenden Halle sind jeweils 3.500 Zuschauer zugelassen - die deutlich jünger und fitter sind als sonst. Menschen über 70 Jahre sind etwa ebenso wenig zugelassen wie Personen aus den bekannten Risikogruppen. Jeder im Publikum muss sich maximal 24 Stunden vor Eintritt in die Show testen lassen - und fünf Tage danach. Und vor der großen Bühne findet sich nun der "Green Room" mit den gerade nicht auftretenden Teilnehmern anstelle der sonst üblichen Stehplätze für die Menge, um Akteure und Publikum sicherheitstechnisch zu trennen.

Die Wege innerhalb der Ahoy Arena sind als Einbahnstraßen angelegt, FFP2-Masken sind - anders als sonst in den Niederlanden verpflichtend - außer am Platz. Dafür gilt der im öffentlichen Leben eigentlich vorgeschriebene Mindestabstand von 1,5 Metern nicht. Und nicht nur das Publikum muss sich heuer mit Coronavorgaben auseinandersetzen - auch die internationale Presse sieht sich entsprechenden Einschränkungen gegenüber. So müssen sich Akkreditierte alle 48 Stunden testen lassen, um Zugang zur Arena zu erhalten. Außerdem wurde die Zahl der Pressevertreter auf lediglich 500 beschränkt, während die Daheimgebliebenen mit einem Onlinepressezentrum versorgt werden.

Regelmäßige Tests und Isolation für Delegationen

Vor allem sehen sich aber auch die jeweiligen Länderdelegationen ganz neuen Regeln gegenüber. So sind alle angehalten, sich aus Sicherheitsgründen abseits der offiziellen Termine weitestgehend zu isolieren. PR-Termine müssten bei der EBU zur Bewilligung angemeldet werden. So fällt der sonst partylastige ESC-Tross heuer etwas einsamer aus als sonst. Und natürlich werden auch die Delegationen regelmäßig getestet respektive entsprechende Maßnahmen ergriffen, worüber die EBU transparent Auskunft gibt.

So wurden am vergangenen Wochenende je ein Mitglied der isländischen und der polnischen Delegation positiv auf Covid getestet, worauf ihre Länderteams in Quarantäne und zum PCR-Test antreten mussten. Auch die im selben Hotel untergebrachten Vertreter von Malta und Rumänien wurden unter das Sicherheitskuratel gestellt. Nachdem die Tests für alle anderen Beteiligten bis auf die beiden Betroffenen negativ ausfielen, durften Malta und Rumänien dann bereits gestern im 1. Halbfinale auftreten. Nachdem nun aber auch ein Bandmitglied positiv getestet wurde, fällt der Live-Auftritt von Island ins Wasser.

"Live on Tape"-Aufnahme im Falle eines positiven Tests

In diesem Falle käme dann die sogenannte "Live on Tape"-Aufnahme zum Einsatz. Bereits im März musste jedes Land einen unter Wettbewerbsbedingungen stattfindenden Liveauftritt aufzeichnen und an die EBU schicken. Österreichs Teilnehmer Vincent Bueno etwa sang seine Nummer "Amen" auf der "Starmania"-Bühne ein. Neu ist aus Präventionsgründen überdies, dass heuer die Backgroundsänger nicht mehr live singen müssen, sondern wie das Playback zugespielt werden können.

So oder so bleibt der Feldversuch Song Contest auf das eigentliche Event in der Halle beschränkt. Die traditionelle Feiermeile des Eurovision Village im Zentrum der jeweiligen Ausrichterstädte muss heuer entfallen. Das ist sie, die neue ESC-Normalität.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Eurovision Song Contest
  • 65. Song Contest in Rotterdam als großes Corona-Experiment
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen