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20-Jähriger vor U6 gestoßen: 17-Jähriger in Wien verurteilt

17-Jähriger stieß Burschen vor U-Bahn: Zwei Jahre unbedingt
17-Jähriger stieß Burschen vor U-Bahn: Zwei Jahre unbedingt ©Wiener Linien/Johannes Zinner (Sujet)
Am Wiener Straflandesgericht wurde ein 17-Jähriger zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt, weil er am 6. September 2014 einen 20-Jährigen in der U-Bahn-Station Michelbeuern auf die Geleise gestoßen hatte.
Verdächtige ausgeforscht
Vor U6 gestoßen

Ein gleichaltriger Freund des Studenten sprang diesem couragiert nach und konnte dem benommenen 20-Jährigen im letzten Moment rechtzeitig zurück auf den Bahnsteig helfen.Eine Minute später fuhr die U-Bahn ein.

Vor U6 gestoßen

Der Täter hatte zu diesem Zeitpunkt längst die Flucht ergriffen. Der 20-Jährige wurde bei dem gefährlichen Zwischenfall schwer verletzt: Er erlitt eine Luxation des linken Ellbogens sowie einen Muskelriss und einen Kapseleinriss im Bereich der Schulter. Der 17-Jährige konnte knapp fünf Wochen später festgenommen werden, nachdem er gemeinsam mit zwei Komplizen einen bewaffneten Raubüberfall begangen hatte, für den ihn ein Schöffensenat (Vorsitz: Daniel Rechenmacher) nun ebenfalls schuldig erkannte.

Aus Stänkerei entwickelten sich Tätlichkeiten

Sowohl der Täter als auch sein späteres Opfer hatten die Nacht mit Freunden in verschiedenen Clubs verbracht, als sie am frühen Morgen mit der U-Bahn nach Hause fahren wollten. Beim Einsteigen in der Station Nußdorfer Straße begegneten sich die zwei Gruppen, es kam zu ersten Stänkereien.  In der Garnitur stellten sich der 17-Jährige und zwei seiner Begleiter zu den etwas älteren Burschen und pöbelten diese an. Es kam zu Tätlichkeiten, einer der Studenten erhielt einen Faustschlag, was eine Platzwunde zur Folge hatte. Dessen Gruppe beschloss daher, an der nächsten Station auszusteigen, um weiterem Konfliktpotenzial aus dem Weg zu gehen.

Die anderen Jugendlichen machten ihnen insofern eine Strich durch die Rechnung, als auch sie die U-Bahn verließen. Der blutende Student kassierte einen weiteren Faustschlag, diesmal in den Rücken. Ein Mädchen wurde angespuckt und ebenfalls geschlagen. Schließlich kreisten drei Jugendliche den letzten noch in ihrer Nähe befindlichen Burschen der gegnerischen Gruppe ein. Der 17-Jährige nahm plötzlich Anlauf und stieß den 20-Jährigen mit einem wuchtigen Stoß auf die gegenüber liegenden Geleise.

Prozess in Wien

“Ich weiß nur mehr, wie ich unten gelegen bin”, berichtete der 20-Jährige dem Senat. Er habe kurz das Bewusstsein verloren, sei auch unter Schock gestanden. Mithilfe seines beherzten Freundes, der ihm auf den Geleisen zu Hilfe kam, obwohl die Anzeigentafel das Eintreffen der nächsten Garnitur in der kommenden Minute signalisierte, sei er noch relativ glimpflich davon gekommen.

Das Gericht bescheinigte dem 17-Jährigen, der bereits eine Vorstrafe aufwies eine “ganz massive Gewaltbereitschaft”, wie der Vorsitzende Daniel Rechenmacher formulierte. Rund fünf Wochen nach dem Vorfall in der Station Michelbeuern hatte der groß gewachsene und kräftige Jugendliche, dessen Äußeres auf regelmäßigen Fitness-Besuch schließen lässt, zwei ihm körperlich deutlich unterlegene 16-Jährige überfallen, die er vom Sehen kannte. Er war am 14. Oktober mit zwei Freunden in einem Auto unterwegs, als er die Bekannten zufällig auf der Straße erblickte. Man hielt an, der 17-Jährige stieg aus und zwang die Jüngeren, ins Auto zu steigen, indem er ihnen eine Gaspistole zeigte, die er im Hosenbund stecken hatte.

Zwei Jahre unbedingt

Der Versuch, mit der Bankomatkarte eines der beiden 16-Jährigen zu Bargeld zu kommen, scheiterte, weil die Karte defekt war. Also mussten sich die 16-Jährigen auf die Gehsteigkante setzen. Der 17-Jährige setzte dem kleineren der beiden die Waffe an die Stirn und bemerkte zu dessen Freund: “Willst du wirklich, dass ich ihn abknalle?” Darauf hin leerten die naturgemäß eingeschüchterten Burschen ihre Taschen und übergaben dem bewaffneten Räuber ein iPhone 5 sowie ein Tablet.

“Es waren eh keine Kugeln drin”, wiegelte der 17-Jährige vor Gericht ab. Außerdem habe er “geglaubt, dass die eigentlich mehr Angst haben”, gab er zu Protokoll. Die zwei Jahre unbedingt für den 17-Jährigen sind bereits rechtskräftig. Ein gleichaltriger Freund, der ihm bei dem Raub zur Seite gestanden war, erhielt acht Monate, davon zwei unbedingt. Der 18 Jahre alte Fahrer des Pkw fasste als Beitragstäter ein Jahr auf Bewährung aus. Auch diese Entscheidungen sind rechtskräftig.

(APA)

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