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10 Jahre Protestsongcontest: Benedikta Manzano gewann im Rabenhof

Flüchtlinge des "Vienna Refugee Camp" im Rahmen ihres Auftrittes beim Protestsongcontest
Flüchtlinge des "Vienna Refugee Camp" im Rahmen ihres Auftrittes beim Protestsongcontest ©APA
Am Dienstagabend ging im Wiener Rabenhof der bereits 10. Protestsongcontest über die Bühne. Unter anderem gingen beim runden Jubiläum die Flüchtlinge der Votivkirche an den Start - mussten sich aber schließlich dem humoristischen Chanson von Benedikta Manzano geschlagen geben.
Beim Protestsongcontest
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Bei der Protestsongcontest-Jubiläumsausgabe geriet Moderator Dirk Stermann an den Rand der Sprachlosigkeit: “Als wir vor zehn Jahren angefangen haben, hätte ich nie gedacht, dass es einen so coolen Moment gibt wie jetzt.” Als letzte Starter sorgten die refugees of the vienna refugee camp bei dem Musikwettbewerb der etwas anderen Art am Dienstagabend im Wiener Rabenhof für den wohl emotionalsten Auftritt in der Geschichte der Veranstaltung.

Benedikta Manzano gewann Protestsongcontest

Schlussendlich mussten sie sich aber einem Chanson von Benedikta Manzano geschlagen geben. Diese forderte in ihrer ebenso humoristischen wie pointierten Darbietung “Mehr Mitgefühl für die Märkte”, würden diese doch nur “zittern und bibbern und dauernd so schlecht behandelt” werden. Kurz nach der Halbzeit der zehnten Auflage sah Juror Skero “bis jetzt das Beste” und lobte Doris Knecht die subtilen Reime. Den Favoritenstatus ließ sich die sympathische Sängerin dann beinahe bis zum Ende des von FM4 veranstalteten Contests nicht mehr entreißen, aber schließlich sollte sich vor ausverkauftem Haus und zur Freude des Publikums ein Dreikampf entspinnen.

Die ersten eineinhalb Stunden zeigten sich vorwiegend zwischen musikalisch vergnügt und satirisch überzeichnet changierend, stellte doch das Kollektiv Matatu den “unüberlegten Konsum von exotischen Früchten” mittels Ska- und Brass-Methoden an den Pranger, sprachen sich die Wiederholungstäter Wosisig in “Finganeglbeissa” für Empowerment aus oder präsentierten sich die Vorarlberger von Linksabbiega ungewöhnlich versöhnlich und “Dankbar”. Juror Peter Paul Skrepek ließ sich angesichts Letztgenannter zu Warnung hinreißen, dass “Revolution in Österreich bürokratisch nicht zu bewältigen ist”, was von Skero mit den Worten “trotzdem probieren” gekontert wurde.

Begeisterung für Flüchtlinge aus der Votivkirche

Wirklich mitreißend wurde es nach Manzanos heftig bejubelter Satire dann bei Anstaltskinda aka Kapitano Chaotico: “Jetzt befreien wir uns!” forderte eine hyperagile “Bühnensau” (O-Ton Knecht) über pumpende Electrobeats, doch sollte der Auftritt von den Flüchtlingen aus der Wiener Votivkirche noch getoppt werden. Aber auch ein enthusiasmiertes Publikum, lang anhaltende Sprechchöre, die “Refugees are welcome here” skandierten, sowie der von allen beklatschte Satz “Danke an alle, die uns helfen, aber wir erlauben niemandem, uns zu benutzen!” sollten für den Sieg nicht reichen. Als Plattform zur Verbreitung ihrer Anliegen wurden der auch live auf FM4 ausgestrahlte Wettbewerb aber in gelungener Weise genutzt.

Das obersten Treppchen ging nach der spannungsgeladenen Punktevergabe durch die sechsköpfige Jury, komplettiert von FM4-Urgestein Martin Blumenau, Regisseurin Mirjam Unger und “Standard”-Journalistin Nina Weißensteiner, knapp aber doch an Manzano vor den ex-aequo Zweitplatzierten Anstaltskinda und refugees, während sich das junge Tiroler Rapduo Tiefsinntaucher mit “Vater Staat” den vierten Platz sicherte. Für die Entscheidung war Skrepek verantwortlich, der seine Höchstpunktezahl dem “Mitgefühl” zukommen ließ. Ein insgesamt würdiges Finale für die Protestsongcontest-Jubiläumsausgabe, die mit Stermanns Ankündigung, die Moderation künftig abzugeben, auch einen Wermutstropfen bereit hielt – aber eventuell könnte man dagegen ja Protest einlegen.

(apa/red)

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