AA

Zwischen Totentanz und Frühlingsfreuden

Bregenz - Die Reihe der Orchesterkonzerte bei den Bregenzer Festspielen wurde am Mittwochabend erfolgreich gestartet.

Zwei selten gespielte Werke von Benjamin Britten und Dmitri Schostakowitsch wurden überzeugend interpretiert und vom Publikum im ausverkauften Festspielhaus mit begeistertem Beifall für Vokalsolisten, Chöre, Wiener Symphoniker und Dirigent Kirill Petrenko honoriert.

Unter der umsichtigen und präzisen Leitung von Petrenko, dem bisherigen Generalmusikdirektor an der Komischen Oper Berlin, der seine musikalische Grundlagen in Vorarlberg erworben hat, entwickelte sich der Abend in seiner ungewöhnlichen Mixtur aus Orchester- und Vokalmusik zu einer spannenden musikalischen Reise vom Dunkel ins Licht, vom beklemmenden russischen Totentanz zu bukolischen Frühlingsfreuden Britanniens. Die Programmpolitik von Festspielintendant David Pountney, die fünf Konzerte heuer ganz in den Dienst der Zeitgenossen und musikalischen Freunde Benjamin Britten (1913-1976) und Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) zu stellen, geht nach dem Eindruck des ersten Konzertabends offensichtlich auf und kommt beim Publikum an.

Im ersten Teil des Abends stand die beklemmende und berührende 14. Symphonie von Schostakowitsch (op. 135, Uraufführung 1969) für Sopran, Bass und Kammerorchester auf dem Programm. Die Wiener Symphoniker in knapper Streicher- und Schlagwerkbesetzung lieferten den expressiven, flirrend-nervösen Orchesterhintergrund für morbide russische Lieder von Abschied, Tod und Grauen nach Texten von Federico Garcia Lorca über Apollinaire und Brentano bis Rainer Maria Rilke, die von Tatjana Serjan und Anatoly Kotscherga beklemmend und überzeugend dargeboten wurden.

Mit geradezu überbordender Freude und Energie ging es nach der Pause in Großbesetzung an die Umsetzung der 1949 uraufgeführten „Spring Symphony“ (op. 44) von Britten. Die Symphoniker in Maximalbesetzung, der Britten Festival Chorus, der jugendliche Choir of St. John’s College aus Cambridge und Mitglieder des Bregenzer Festspiel-Chores wurden von Petrenko in lichte Frühlingshöhen geführt. Darüber konnten sich die Vokalsolisten Nicole Chevalier (Sopran), Lubov Sokolova (Alt) und der Tenor Alan Oke (Star der Hausoper „Tod in Venedig“ von Britten) in 14 Liedern nach Texten aus acht Jahrhunderten profilieren. Dass die Chorknaben aus Cambridge zwischendurch nach Noten pfeifen und im Finale furioso sogar ein Kuhhorn dröhnt, gab der Frühlingsmusik zusätzliche Fröhlichkeit.

Im zweiten Orchesterkonzert am 30.7. dirigiert Lothar Koenigs die Symphoniker. Auf dem Programm stehen Werke von Copland, Britten (Requiem) und Schostakowitsch („Leningrader“).

  • VIENNA.AT
  • Kultur
  • Zwischen Totentanz und Frühlingsfreuden
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen