Zwischen erforschen und schützen

In den Jahren 1982 bis 1984 war das eine Sensation: Im Zuge der Kirchenrenovierung der Nenzinger Pfarrkirche mit dem heiligen Mauritius und der heiligen Agathe als Schutzpatronen, untersuchte der Archäologe Wilhelm Sydow den Chorbereich und entdeckte Mauerreste, die bis ins fünfte Jahrhundert zurückreichten. Schon vor über 1.400 Jahren stand also auf dem Boden des jetzigen Gotteshauses die erste Kirche. Dies waren die ältesten Belege für eine Kirche in Vorarlberg überhaupt. Eine Sensation, die damals für viel Interessen in Historikerkreisen sorgte.
Zudem wurden damals mehrere Altare und Gräber entdeckt. In einem davon fand man einen Ring, der auf Ende des sechsten bis Mitte des siebten Jahrhunderts hinweist. „Manches deutet darauf hin, dass es sich um die Grabstätte einer der Stifterfamilien handelt. Der frühmittelalterliche Goldohrring mit 60 Kügelchen weist auf einen adeligen Stand hin“, heißt es dazu in der Nenzinger Gemeindechronik.
Wesentliches zerstört
Beim großen Brand in Nenzing im Jahr 1633 wurde auch die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Sämtliche Schriftstücke und Urkunden, die in der Sakristei aufbewahrt wurden, waren verbrannt. Ihre jetzige Form erhielt die Nenzinger Pfarrkirche in den Jahren 1852/53, 1907 wurde der barocke Altar durch den heutigen Hochaltar im neugotischen Stil ersetzt. Einige barocke Bilder und Statuen dieses Altars fanden übrigens an anderen Stellen in der Kirche einen neuen Platz.
Geschichte ins Jetzt übertragen
Guido Faccani, seines Zeichens Experte für Kirchenarchäologie hatte nun gemeinsam mit Archäologin und Kunsthistorikerin Laura Holzer sowie Grabungstechniker Rudi Hinterwaldner von der Firma „Context Archäologie“ in den vergangenen Wochen seinen Arbeitsplatz in der Pfarrkirche Nenzing. Der Auftrag: Die Entdeckungen von Wilhelm Sydow aus den 1980-er-Jahren mit neuen Techniken zu überprüfen, zu dokumentieren und Schutzmaßnahmen zu erarbeiten, um weitere Zerstörungen zu vermeiden. Auch hier wir die moderne Technik wohl Begehungen durch Interessierte ersetzen: „Vorstellbar sind beispielsweise virtuelle Führungen, die mittels 3D-Modellen dargestellt werden können“, beschreibt Andreas Pirker vom Bundesdenkmalamt.