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"Zunehmende Nachfrage nach kleineren Gerichten": Abnehmspritze zwingt Gastro zum Wandel

Muss die Gastronomie um ihre Gäste bangen?
Muss die Gastronomie um ihre Gäste bangen? ©Hartinger/Canva
Der Abnehmspritzen-Trend boomt – und bringt die Gastronomie ins Schwitzen. Immer mehr Menschen verlieren durch das Medikament den Appetit. Müssen Wirte jetzt um ihre Gäste bangen?

Immer mehr Menschen setzen auf sogenannte GLP-1-Medikamente wie Ozempic oder Wegovy, um Gewicht zu verlieren.

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Die Medikamente dämpfen das Hungergefühl – in der Schweiz ist das bereits spürbar: Gäste essen weniger oder meiden Restaurants ganz.

"Wir nehmen es ernst"

Gastronomie-Fachgruppenobmann Mike Pansi. ©Hartinger

Auch in Österreich könnten sich die Essgewohnheiten verändern. Laut Statistik Austria gelten 17 Prozent der Bevölkerung als adipös, ein weiteres Drittel als übergewichtig. Die sogenannte "GLP-1-Revolution" könnte also auch hierzulande an großer Bedeutung gewinnen.

Mike Pansi, Gastronomie-Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, erklärt gegenüber VOL.AT:

  • "Bei uns spüren wir derzeit keine merklichen Auswirkungen durch diese Medikamente – sie sind hierzulande einfach noch schwer erhältlich und vergleichsweise teuer."

Die Medikamente seien in Österreich aktuell noch schwerer erhältlich und teuer. Dennoch erkenne man erste Anzeichen – etwa eine steigende Nachfrage nach kleineren oder leichteren Gerichten.

"Mit Xinis haben wir früh reagiert"

Pansi verweist auf eine bereits entwickelte Lösung: Das Konzept der sogenannten Xinis – kleine, alpine Gerichte im Stil von Tapas:

  • "Mit unseren ‚Xinis‘ haben wir frühzeitig auf diesen Wandel reagiert. Sie erlauben den Gästen, bewusst zu wählen, ohne sich zu überessen."

Zehn Betriebe bieten die Mini-Gerichte derzeit an – bis Jahresende sollen es 30 sein.

Gastronom Mike P. Pansi verkauft Foodtruck NIMI kocht
"Xinis". ©VOL.AT/Mirjam Mayer

Auch international zeigt sich der Wandel. In London etwa setzt der bekannte Koch Stevie Parle auf Mini-Desserts und das Sharing-Prinzip. Gäste bestellen mehrere kleine Gerichte – und probieren mehr, ohne zu viel zu essen.

Pansi sieht darin auch eine Chance für die Region:

  • "Nicht nur kleinere Portionen, sondern auch gesündere Alternativen und ein neues Menüdenken sind gefragt. Kleine Gerichte dürfen kulinarisch groß sein."

Stefan Köb: "Ich finde es schade"

Nicht alle sehen die Entwicklung positiv. Der Vorarlberger Gastronom Stefan Köb steht dem Trend skeptisch gegenüber. Auf Nachfrage von VOL.AT sagt er offen:

  • "Ich kenne mich mit dem Thema nicht gut aus – aber wenn das tatsächlich Auswirkungen auf die Gastronomie hat, finde ich das nicht positiv."

Gastronom Stefan Köb führt weiter aus:

  • "Ich finde es schade. Ein Restaurantbesuch ist für mich auch ein Erlebnis. Wenn das verloren geht, verlieren wir mehr als nur Umsatz."

Auch gesundheitlich bleibt er kritisch: "Es gibt bessere Wege, abzunehmen – etwa durch Bewegung und gesunde Ernährung."

Gastronom Stefan Köb bei der LuSt Bar in Bregenz
Gastronom Stefan Köb. ©VOL.AT/Mirjam Mayer

Für Pansi ist klar: Die Vorarlberger Gastronomie muss in Zukunft insgesamt individueller werden. "Nicht nur wegen der Abnehmspritze, nicht nur durch kleinere Portionen, sondern auch durch gesündere Alternativen und ein Umdenken im Menüaufbau." Wichtig sei dabei, den Genuss nicht zu verlieren.

(VOL.AT)

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