Zumtobel spürt Flaute
Um das Flaggschiff, das nach der Thorn-Übernahme nicht einfacher auf Kurs zu halten ist, sicher durch die weiter raue See zu steuern, ward jetzt Kapital nachgeschossen.
“Genau sind es 104 Mill. Euro, die von den Aktionären der Zumtobel AG
aufgebracht und noch diese Woche fließen werden”, erklärte gestern im
“VN”-Gespräch Vorstandsvorsitzender DI Jürg Zumtobel. Die Aktionäre –
das sind zu knapp über 50 Prozent die Familie Zumtobel, zu knapp
unter 50 Prozent der US-Großinvestor KKR – bewiesen damit Vertrauen
in den mit der Mega-Akquisition eingeschlagenen strategischen Kurs.
Der Kauf der britischen Thorn-Lighting sei denn auch “schuld”, dass
in der Bilanz ein Konzernergebnis von minus 100 Mill. Euro
ausgewiesen ist, obwohl das operative Ergebnis fast ausgeglichen war:
“Da stecken 95 Mill. Euro Thorn-Abschreibung drin, weil Thorn a) zu
teuer, aber eben nur damals überhaupt käuflich war, b) eine wie sich
herausstellte “geschönte” Braut war und c) der Kauf in die seit 1945
schwierigste Konjunkturphase für die Investitionsgüter- und
Bauindustrie fiel”, ließ Zumtobel in dieser retrospektiven
Beurteilung durchaus auch Selbstkritik anklingen.
Oben erwähnte Kapitalerhöhung war auch Voraussetzung dafür, dass mit
einem Konsortium von 25 Banken ein Finanzierungspaket ausgehandelt
werden konnte, das dem Konzern bis 2009 eine gesicherte Basis ebnet –
also für Zinszahlungen und Tilgungen drei Jahre länger “Luft” lässt
als ursprünglich geplant. Zudem musste sich Zumtobel-Staff
kapitalmäßig auch Spielraum für die Restrukturierung schaffen, für
Innovationen und Investitionen: So soll das Investitionsbudget,
nachdem 2002/03 leiser getreten wird, 2003/04 wieder über den
üblichen 50 Mill. Euro liegen. “Die Strategie dahinter ist, dass wir,
sobald die entscheidenden Märkte wieder anspringen, gerüstet sind und
überproportional Marktanteile gewinnen werden. Das wird aber nicht
vor eineinhalb Jahren sein”, stellt sich Zumtobel auf weitere magere
Zeiten ein.
Zumtobel-Facts