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Zukunftsvision Ganztagsklasse

Auch Kinder aus anderen Sprengeln können das Angebot Ganztagsklasse an der VS Kirchdorf nutzen.
Auch Kinder aus anderen Sprengeln können das Angebot Ganztagsklasse an der VS Kirchdorf nutzen. ©Emanuel Gächter
Die VS Kirchdorf führte als erste Lustenauer Schule eine Ganztagsklasse ein.

Lustenau. Mit Beginn des heurigen Schuljahres gibt es für Lustenaus Volksschüler erstmals die Möglichkeit, eine Ganztagsklasse mit verschränkter Form zu besuchen. Neu ist ebenfalls, dass auch „sprengelfremde” Kinder dieses Angebot nützen können. „Da dieser spezielle pädagogische Zweig der Ganztagsklasse nicht an allen Schulstandorten, sondern bisher nur an der Volksschule Kirchdorf angeboten wird, gibt es auch für Kinder aus anderen Sprengeln die Möglichkeit, diese Offerte zu nützen. Bei Interesse kann dies im Frühjahr angegeben werden”, so Michaela Wolf, Bereichsleiterin für Bildung der Gemeinde.

An Bedürfnisse angepasst

Die Ganztagsklasse, die als Expositur der Volksschule Kirchdorf im Gebäude der Post untergebracht ist, bietet zurzeit 17 Schülern und Schülerinnen einen Platz zum Lernen. Die Kinder sind dabei von 7.50 bis 16.10 Uhr in der Schule, wobei sich Unterrichts-, Lern-, Essens- und Freizeit abwechseln und auf die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. „Die Kinder haben mehr Zeit für schulische und private Gespräche, sie erleben neben Unterricht auch Gemeinsamkeit. Hausaufgaben werden in der Schule erledigt, hinzu kommen unterschiedliche Freizeitaktivitäten und viel Bewegung, Ruhezeiten zur Erholung sowie ein gesundes, gemeinsames Mittagessen”, meint Andrea Madlener, eine der beiden Lehrerinnen der Ganztagsklasse. Für sie und Kollegin Silvia Hollenstein ist vor allem die Abwechslung zum herkömmlichen Schulalltag von Bedeutung. „Wir sind mit den Kindern jede Woche einmal im Wald sowie im Schwimmbad. Hinzu kommt jeden Mittwochnachmittag Motopädagogik, das sind bewegte Abenteuer in der Turnhalle”, so Hollenstein.

Christoph Wund, Direktor der Volksschule, ist vom Konzept der Ganztagsklassen überzeugt. „Es wird die wesentliche Zukunftsform der Schule werden. In anderen Vorarlberger Gemeinden wie in Dornbirn, Bregenz oder Bludenz gibt es bereits Ganztagsklassen. Wir wollen die dortigen Konzepte aber nicht kopieren, sondern es auf unsere Bedürfnisse maßschneidern. Am Anfang bezahlt man immer ein wenig Lehrgeld, das Konzept muss auf Schule und Kinder angepasst werden, es braucht sozusagen ein ,Fine-Tuning’. Zeit und Erfahrung helfen dabei.”

Pädagogisches Konzept

Für Wund geht es bei Ganztagsklassen nicht primär darum, Kindern ein Betreuungsangebot zu liefern, sondern vielmehr soll die Ganztagsklasse mit verschränkter Form an der Volksschule ein Beziehungsangebot für die Kinder darstellen. Zeit und Beziehung sind für Wund die Schlüsselwörter des Konzepts. „Beziehungen müssen wachsen, Kinder können in Ganztagsklassen mehr gemeinsame Zeit verbringen, sind zusammen im Wald oder im Schwimmbad, das Lernen kann dadurch entspannter werden.”

Eine weitere Chance der Ganztagsklasse sieht der Direktor auch darin, dass das Angebot auf die Kinder abgestimmt werden kann. „Wir können Kindern Möglichkeiten bieten, die sie in der Freizeit nicht immer vorfinden, wie zum Beispiel der wöchentliche Besuch in einem Schwimmbad.”

Raum für Rückzug

Wie bei nahezu jedem neu eingeführten Konzept, gibt es zu Beginn noch gewisse Lücken und Verbesserungspotenzial. „Im ersten Jahr muss noch so manches anpasst werden. Kinder haben ein Ruhebedürfnis, dieses kommt in der Schule nicht immer zur Geltung. Wenn Kinder den ganzen Tag in der Schule verbringen, brauchen sie auch Rückzugsräume, eine Zeit, in der sie ruhig sein können. Diese Möglichkeiten müssen noch geschaffen werden.”

Für Wund ist aber auch klar, dass neben einem funktionierenden Konzept, seien es Regelklassen, jahrgangsgemischte Klassen oder eben die neue Ganztagsklasse, seine Lehrer und Lehrerinnen der wichtigste Baustein für ein gewinnbringendes Lernen der Kinder sind. „Ich bin sehr froh, dass ich in meinem Team 46 so unglaublich engagierte und talentierte Lehrpersonen habe. Sie sind das Entscheidende! Rahmenbedingungen und Strukturen sind wichtig, aber umgesetzt werden diese immer noch von den Lehrpersonen.”

Froh ist der Direktor auch darüber, dass er und seine Schule seitens der Gemeinde, des Landes und auch des Bundes maximal unterstützt werden. „Das Konzept Ganztagsklasse ist politisch gewollt, es wird einen großen Teil der zukünftigen Schule ausmachen.”

Bürgermeister Kurt Fischer, selbst studierter Pädagoge, sieht dies ähnlich: „Die Ganztagsklasse mit verschränkter Form ist ein wichtiges Angebot für unsere Kinder. Für sie ist ein gut durchmischter Tag, die Abwechslung zwischen Lernen und Freizeit, wichtig. In vielen anderen Ländern gehört eine Ganztagsklasse bereits zum Standard, Österreich oder auch Deutschland hinken hier noch ein wenig nach.”

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