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Zellhofer: "Kein glücklicher Zeitpunkt"

Die Entscheidung war am Sonntag für alle überraschend gekommen - sogar für die Austria-Spieler. Trainer Georg Zellhofer hatte aus einer bitteren Heimniederlage gegen den Abstiegskandidaten Austria Kärnten (0:1) sehr schnell Konsequenzen gezogen.

Der Austria-Trainer nimmt mit Saisonende seinen Hut. Der Abschied sei unumstößlich, erklärte Zellhofer am Tag danach, gestand aber, dass der Zeitpunkt der Mitteilung unmittelbar vor dem Wiener Derby am Dienstagabend gegen Rapid nicht optimal gewesen sei.

Die Emotionen hatten in Zellhofers Entscheidung offenbar eine Rolle gespielt. Daher hatte ihn Austrias Generalmanager Thomas Parits, dem der Coach diesen Schritt schon unmittelbar nach Ende des Kärnten-Spiels angeboten hatte, auch darum gebeten, noch einmal darüber zu schlafen. Am Ende entschloss sich Zellhofer aber am Sonntagvormittag dazu, die Mannschaft zu informieren. “Mein einziger Fehler war es, davor nicht noch einmal mit Tommy Parits telefoniert zu haben. Das tut mir Leid”, sagte Zellhofer.

Der Generalmanager hätte wohl versucht, den Trainer noch einmal umzustimmen, zumal der Verein trotz dreier siegloser Spiele in Folge in keiner Form Druck auf einen der beiden ausgeübt hatte. “Ich muss jetzt zu dieser Entscheidung stehen”, erklärte Zellhofer. “Ich bin ein sehr ehrgeiziger Trainer und auch sehr kritisch. Die letzten Spiele waren einfach nicht zufriedenstellend.” Als Tabellenvierter liegt die Austria derzeit sieben Punkte hinter Meister Salzburg, der Meistertitel ist abgeschrieben.

Über den Zeitpunkt seiner Entscheidung könne man diskutieren, sagte Zellhofer. Für Donnerstag waren erste Gespräche zu einer möglichen Vertragsverlängerung angesetzt. “Die hätte ich vielleicht noch abwarten können. Vielleicht war es kein glücklicher Zeitpunkt”, gestand der scheidende Austria-Trainer. Bei der Bekanntgabe habe er in betroffene Spieler-Gesichter geblickt. “Es war sehr ruhig in der Kabine”, verriet Zellhofer.

Auch vor diesem Hintergrund scheint sein Rückzug für viele unverständlich. Der Trainer hätte im Club die volle Rückendeckung genossen, nahm sich aber selbst aus dem Spiel. “Er weiß, dass er emotionell gehandelt hat. Es hat sich alles aufgestaut. Meiner Meinung nach war der Zeitpunkt nicht glücklich gewählt”, sagte Parits, der am Montagnachmittag mit Manager Markus Kraetschmer und dem Präsidium die weitere Vorgehensweise besprach.

Persönliche Probleme habe es nie gegeben, betonte Zellhofer. “Es tut mir Leid, dass sich jetzt eine schiefe Optik entwickelt. Es waren einfach gewisse Umstände, die mich persönlich sehr hart getroffen haben.” Bereits geführte Verhandlungen mit anderen Clubs wies Zellhofer daher entschieden zurück, bescheinigte den Wienern, für die er seit Oktober 2006 tätig ist, stattdessen vorbildliche Arbeit. “Die Austria ist der bestgeführte Verein in Österreich und nach wie vor eine Topadresse. Sie hat Riesenpotenzial.”

Tatsächlich liegt der amtierende Cupsieger auch nach der Lösung des Betriebsführungsvertrages mit Frank Stronach und Magna budgetmäßig im vorderen Bundesliga-Drittel. “Unser Budget ist in den Top drei. Das ist auch unser Anspruch”, betonte Kraetschmer. Verbund und Siemens bleiben dem Club als Großsponsoren erhalten, dazu werden in den kommenden Wochen weitere Partner präsentiert. “Es sind renommierte Namen. Da wird es die eine oder andere Überraschung geben”, kündigte Kraetschmer an.

Der Lizenzantrag wurde der Bundesliga am Montag fristgerecht übermittelt, nachdem in der vergangenen Woche fast rund um die Uhr an den Unterlagen gearbeitet worden war. “Wir haben jetzt die Möglichkeit, mit der Kaderplanung voranzuschreiten”, erklärte Kraetschmer. Außerdem steht für Parits die Suche nach einem Zellhofer-Nachfolger auf dem Programm. “Sehr schnell wird das aber nicht gehen”, meinte der Generalmanager. “Wir haben genug Zeit und müssen uns das gut überlegen.”

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