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Zartbesaitet wie eh und je

Papermoon legen mit "When The Lights Go Down" ihr achtes Studioalbum seit 1993 vor, und alleine dieser Umstand macht sie wohl zu einer der be­stän­digs­ten Bands Österreichs in der Post-Austropop-Ära.

Auch im Stil blieb man sich weitgehend treu. “Wir haben zufällig vor langer Zeit einen Sound gefunden, den ich eigentlich bis heute von keiner anderen Gruppe gehört habe”, nennt die männliche Papermoon-Hälfte Christof Straub im Interview einen Grund für diese Kontinuität.

Für Edina Thalhammer ist das neue Album “die Krönung unserer Arbeit”. Waren die beiden Protagonisten beim Vorgänger-Album noch von der deutschen Sprache “verzaubert”, singt man jetzt wieder ausschließlich auf Englisch und orientiert sich so wieder zu den Anfängen von Papermoon zurück. Diese speisen sich aus dem Singer-Songwritertum der Sechziger- und Siebziger-Jahre. “Wir haben früher mit elektronischen Elementen gespielt oder mit Pop-Elementen, aber die Musik, von der wir kommen, heißt Cat Stevens, Simon & Garfunkel oder vielleicht Suzanne Vega”, begründet Straub den Weg “back to the roots”.

Mit dem, was man bisher als Papermoon geschaffen hat, sieht man sich durchaus als unverwechselbare Größe: “Es klingt auf der ganzen Welt niemand so wie wir”. Des Duos Trademark-Sound besteht vor allem aus einer Akustikgitarre, die für die typischen gebrochenen Akkorde sorgt, und natürlich aus Edina Thalhammers sanft-flüsterndem Gesang. Inhaltlich dominiert auch auf dem neuen Album wieder die Liebe in allen Schattierungen und Aggregatszuständen. Ob es nun die wahr gewordenen Schulmädchenträume beim Opener “Another Time, Another Place” sind, oder ob es ein wenig zartbitter wird, wenn der Liebhaber das Bett möglicherweise gar mit einer anderen geteilt hat, wie auf dem Titeltrack “When the Lights Go Down”.

Die wirklich negativen Seiten des Daseins spart man bei Papermoon aber dann doch lieber aus. “Ich bin kein Freund von Reality”, erklärt Thalhammer, “wenn ich Musik höre, möchte ich träumen können. Ich möchte da nicht den ganzen Scheiß, denn sich sowieso schon um mich herum hab, noch einmal serviert bekommen. Musik und Filme sind ja alles Mittel, um sich aus der Realität zu katapultieren, deswegen verstehe ich überhaupt nicht, dass man sich das über die Kunst noch einmal reinzieht. Ich möchte, dass Kunst – auch Bilder – mich wegholt aus der Realität.”

Mit diesem Hang zum Eskapismus steht Thalhammer wohl nicht alleine da, zumindest die beiden großen Hits von Papermoon “Tell Me A Poem” und “Lucy’s Eyes” werden laut Straub immer noch an die zwei- bis dreihundertmal pro Jahr in den österreichischen Radios gespielt. Mit den Jahren hat man sich auch so etwas wie eine Fan-Basis aufgebaut: “Wir sind über die Jahre zu einer Marke geworden und auch für die 50plus-Generation sind wir ein Thema. In dieser ‘Fanbase’ ist auch eine Generation inkludiert, die nicht sofort zum Filesharing-System greifen kann”. Zurücklehnen kann man sich aber trotzdem, weiß Straub: “Man ist komplett im Rad und darf niemals aufhören. Und wenn man mörderisch dahinter ist, schafft man es irgendwie. Aber es ist ein nicht endender Kampf, sich über Wasser zu halten”.

Die Entstehung des neuen Albums

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