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Zahnarztpraxis für Obdachlose: Ärzte gesucht!

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Vor rund sieben Wochen hat der Sozialverein "Neunerhaus" eine Zahnarztpraxis für Obdachlose in Wien eröffnet. Dort können sich speziell jene Menschen behandeln lassen, die kein Dach über dem Kopf haben und aus Scham keinen herkömmlichen Vertragsarzt aufsuchen wollen. Das Angebot werde sehr gut angenommen, versicherte Vereinssprecherin Ruth Gotthardt auf APA-Anfrage. Deshalb sollen die Ordinationszeiten ausgeweitet werden.

Momentan hat die Praxis in der Stumpergasse 60 montags bis mittwochs sowie freitags von jeweils 9.00 bis 13.00 Uhr geöffnet. Künftig sollen die ehrenamtlich arbeitenden Ärzte auch an Donnerstagen zum Bohrer greifen. Die Nachfrage sei gegeben, ein zusätzlicher Öffnungstag mit dem derzeitigen Personal zu bewerkstelligen, so Gotthardt: “Wir suchen aber weiterhin Zahnärzte, die ein- bis zweimal im Monat ehrenamtlich für uns tätig sind.” Womöglich werde man bei ausreichendem Personalstand auch ins Auge fassen, an Nachmittagen aufzusperren, hieß es.

Aktuell betreuen 14 Zahn-, Mund- und Kieferheilkundler die Patienten. Wie vielen Menschen bisher geholfen wurde, konnte die Sprecherin nicht beziffern, auch wenn man künftig mit Hilfe von Sozialarbeitern und Streetworkern weitere erreichen will. Für Herbst sei eine entsprechende Offensive geplant, bei der auch Infomaterial an Hotspots wie etwa dem Karlsplatz verteilt werde, kündigte Gotthardt an. Momentan kommt das Gros der Zahnkranken aus dem Bereich der Wohnungslosenhilfe.

“Der Zahnzustand ist meist desaströs”, weshalb Zahnersatz den überwiegenden Teil der Behandlungen ausmache. Viele Betroffene würden seit Jahren unter Schmerzen leiden, oft seien nur noch Zahnstümpfe vorhanden. “Die Hemmschwelle, zu einem ‘normalen’ Arzt zu gehen ist oft sehr hoch. Zu uns trauen sie sich”, berichtete Gotthardt. Zum Teil hätten die Probleme im Mundbereich bereits andere Krankheiten ausgelöst.

Geklärt wird beim Erstbesuch auch der Versicherungsstatus. Hier zeige sich, dass erstaunlich wenige Menschen ohne Versicherung oder Anspruchsberechtigung sind, so die Sprecherin. Geholfen wird zudem bei der Antragstellung für Leistungen aus dem Unterstützungsfonds der Krankenkassen. Wird der Antrag nicht bewilligt, übernimmt die Kosten das Neunerhaus.

Der Fonds Soziales Wien bezuschusst die Einrichtung in diesem Jahr mit 140.000 Euro. Die Möblierung und technischen Geräte wurden von der Privatwirtschaft gespendet.

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