Zahlreiche NS-Raubkunstwerke noch im Handel
Dies betreffe teils hochkarätige Gemälde, aber auch Grafiken und wertvolle Möbel. Auffällig häufig seien Bilder von Max Liebermann und Lovis Corinth betroffen. “Beide waren bei jüdischen Sammlern sehr beliebt und die Werkverzeichnisse sind unzuverlässig, geben kaum Vorbesitzer an.”
Zentren des Handels mit diesen “Werken ungeklärter Herkunft” seien Auktionshäuser und Galerien in den traditionellen Kunsthandelsstädten Berlin, Köln und München. “Geschäfte mit jüdischer Raubkunst hat es nach 1945 aber in jeder deutschen Stadt gegeben”, sagte der Autor des gerade erschienenen Buches “Die Bilder sind unter uns – Das Geschäft mit der NS-Raubkunst” (Eichborn-Verlag).
“Eine Stunde Null im deutschen Kunsthandel existiert nicht”, betonte Koldehoff. Anders als etwa die Bahn, Anwälte oder Ärzte “hat der deutsche Kunsthandel seine Geschichte nie durchleuchtet”. Im Unterschied auch zu den großen internationalen Auktionshäusern fehle “in aller Regel” bei deutschen Versteigerern eine systematische Erforschung der Herkunft ihrer angebotenen Objekte. “Die Kunsthandelsverbände sollten sich verpflichten, dieser historischen Aufgabe endlich nachzukommen”, forderte der Experte. Öffentliche Museen hätten sich dazu schon vor einem Jahrzehnt verpflichtet.