Vorrang sollten Fragen der europäischen Integration und der Zusammenarbeit haben, berichtete der Sender B-92 anlässlich des Besuches des kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader in Belgrad am Freitag. “Wir erwarten, dass einige offene Fragen sehr schnell gelöst sein werden, während man an die Lösung anderer erst in der Zukunft herangehen wird”, sagte Ministerpräsident Serbiens Mirko Cvetkovic nach dem Gespräch mit seinem kroatischen Amtskollegen.
Cvetkovic stellte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz allerdings auch “große Meinungsunterschiede” zwischen den beiden Seiten fest. Diese betreffen nach den Worten des serbischen Premiers sowohl die Gebietseinheit und Souveränität Serbiens, bzw. die vorjährige Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Kroatien, wie auch die Genozid-Klage, die Zagreb beim Internationalen Gerichtshof gegen Belgrad eingereicht hat.
“Wir werden nicht unsere jüngste Vergangenheit vergessen, wollen aber nicht in ihr leben”, meinte andererseits der kroatische Premier. Sanader erklärte auch, dass neben schwierigen bilateralen Fragen, die unter anderem die Rückkehr serbischer Flüchtlinge, Eigentumsfragen, aber auch Minderheitenrechte und die offene Grenzfrage an der Donau betreffen, auch “leichtere Fragen” wie die Zusammenarbeit der zwei Staaten im Energiebereich zur Sprache gekommen seien.
Der kroatische Ministerpräsident bekundete auch die Entschlossenheit seines Landes, Serbien auf dem Weg in die Europäische Union, aber auch in die NATO-Allianz, deren Mitglied es am 3. April wird, behilflich zu sein. “Wir werden uns nicht wie Slowenien verhalten, sondern uns an das Prinzip halten: je besser es unseren Nachbarn geht, desto besser geht es auch uns”, unterstrich Sanader in Anspielung auf die von Slowenien blockierten EU-Beitrittsgespräche Zagrebs.
Belgrad und Zagreb haben auch ein Protokoll über die Zusammenarbeit der zwei Staaten im Prozess der europäischen Integration unterzeichnet. Wie im Vorfeld des Besuches in Zagreb angekündigt, ist Kroatien bereit, Serbien Hunderte von bereits übersetzten EU-Unterlagen zukommen zu lassen. Gemäß kroatischen Medienberichten geht es dabei um ein einige Millionen Euro wertes Geschenk.
Vor dem Regierungsgebäude haben am Vormittag Anhänger der Serbischen Radikalen Partei des Haager Angeklagten Vojislav Seselj gegen den Besuch Sanaders demonstriert. Seselj hat sich vor dem UNO-Tribunal unter anderem auch wegen Kriegsverbrechen in Kroatien zu verteidigen. “Lasst uns in die Republik Serbische Krajina zurückkehren”, stand auf einem der Spruchbänder. “Stoppt das Haager Tribunal”, auf einem anderen.