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WUK erinnert an alternative Wiener Szene

&copy Christian Schreibmüller
&copy Christian Schreibmüller
An deutlich wildere Zeiten erinnert die von Christian Schreibmüller kuratierte Foto-Schau "Macht, mach Platz!", die im WUK-Projektraum von 10. Juli bis Mitte August zu sehen ist.

Inhalt der umfangreichen Foto-Ausstellung – in etwas anderer Zusammensetzung war sie 1983 in der Wiener Secession zu sehen – sind die diversen linken, anarchistischen, freidenkerischen und alternativen Szenen Wiens in den Jahren 1972 bis 1982. Was heute auf den ersten Blick als bereits abgelegte Stadt-Geschichte erscheint – Wer erinnert sich noch an die wilde Gassergasse (“GAGA”) oder an die schlussendlich mit Polizeieinsatz gestürmte Aegidigasse? – , ist teilweise bis auf den heutigen Tag höchst aktuell: Ohne die Wiener Szene gäbe es kein WUK (gegründet: Oktober 1981, heuer 25-Jahre-Jubiläum), keine “Arena”, die erst kürzlich ihr 30-Jahr-Jubiläum gefeiert hat, kein “Amerlingbeisel” oder keine “HOSI”. Für Interessierte bringt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift “Wienzeile” mit dem Titel “Aufbegehren”, die am 10. Juli vorgestellt wird, einen guten Überblick über die damaligen Jahre.

Punk-Bewegung mit künstlerischem Esprit
Schreibmüller, der, neben seiner Tätigkeit als Filmemacher, bis heute in der gewandelten Wiener Alternativ-Szene künstlerisch und journalistisch zu Hause ist, spielte damals in der seinerzeit sehr experimentierfreudigen “Wiener Szene” eine tragende Rolle: Zuletzt als Obmann der Gassergasse, zuvor als Betreiber der dortigen Fotogruppe. Seines Erachtens unterschied sich die im Frühjahr 1981 gegründete Szene der Gassergasse in Margareten vom WUK im Alsergrund durch ihre “größere Wildheit”, nicht zuletzt entfacht durch die dortige relativ junge Punk-Szene. “Das waren 17- und 18jährige Burschen und Mädchen, die teilweise auch künstlerisch wirklich sehr wach waren”, erzählt Schreibmüller im Gespräch mit der rathaus korrespondenz. Eine wesentliche Rolle für die Etablierung der “Wiener Szene”, die in realiter in durchwegs heterogene Gruppierungen, etwa in Friedensaktivisten, Rocker oder Punks, aber auch Schwule und Lesben zerfiel, spielten künstlerisch auch die seinerzeitigen “Wiener Festwochen Alternativ”, die, verortet im ehemaligen 20er-Haus beim Südbahnhof, wichtige lokale Impulse für diese europaweit sich etablierende Sub- und Underground-Kultur setzte.

Wiens Underground hinterließ Spuren
Wie sehr Anfang der 80er Jahre seitens der “GAGAisten” auch Neuland betreten wurde, zeigt etwa die damalige Gründung erster alternativer Schulformen auf dem Gelände der “GAGA”, wie auch das Hereinholen von Schwulengruppen, die aber aufgrund heftiger Spannungen mit den ebenfalls dort lebenden Rockern, bald in die über Verhandlungsweg mit der Stadt Wien bereit gestellte “Rosa Lila Villa” übersiedelten bzw. diese öffentlichkeitswirksam “besetzten”. Wesentliche Bedeutung für ein relatives Zusammenwachsen der verschiedenen Gruppierungen misst Schreibmüller dem Winter 1984, sprich der Hainburger Au-Besetzung, bei, da man hier, bei klirrender Kälte und Polizei-Einsätzen, untereinander erstmals kooperieren musste.

So gesehen erzählt “Macht, mach Platz!” auch vom Wandel des Umganges staatlicher Macht mit alternativen Lebenskulturen. Zuerst im damals wirklich oft noch langweiligen und grauen Straßengeviert Wiens, später in der winterlichen Au, wo der berühmte, damals seitens der Bundesregierung ausgesprochene “Weihnachtsfriede” nachhaltige Spuren hinterließ.

Vortragsreihe im Herbst bringt Überblick
Jenseits des Dokumentarischen der Foto-Schau ist für Herbst eine alternative Vorlesungsrunde geplant, die in vier Abende verschiedene Aspekte der alternativen/Anarcho/Punk-Kultur Wiens beleuchten wird.

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