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Wrabetz kritisiert vor ORF-Wahl Konkurrent Weißmann

ORF-Chef Alexander Wrabetz hatte Kritik an seinem Konkurrenten parat.
ORF-Chef Alexander Wrabetz hatte Kritik an seinem Konkurrenten parat. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Die ORF-Generaldirektorenwahl geht nächste Woche über die Bühne - und beim aktuellen Chef Alexander Wrabetz war Angriffslaune festzustellen.

Er teilte zunächst bei einem oe24.tv-Interview hart gegen seinen aussichtsreichsten Mitbewerber, ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann, aus. Bei einem "NEOS Lab Talk" sah er eine politische Abwahl gegeben, sollte er nicht wiederbestellt werden. Weißmann wich einer Frage nach seiner ihm zugeschriebenen ÖVP-Nähe aus.

ORF-Chef Wrabetz brachte Kritik vor

Weißmann erfülle als "ordentlicher Abteilungsleiter" nicht die Anforderung der Ausschreibung, meinte Wrabetz bei "Fellner! LIVE". "Insofern kann es dann sein, wenn er gewählt würde, dass seine Qualifikationen für diese Ausschreibung geringer wären als jene von Thomas Schmid bei der ÖBAG", so der amtierende ORF-Chef. Zudem bezeichnete er Weißmann als "Kandidat von Fleischmann" (Anm. Gerald Fleischmann, Kanzlerbeauftragter für Medien). Der ORF-Vizefinanzdirektor gilt als ÖVP-Wunschkandidat und damit aufgrund der Kräfteverhältnisse im Stiftungsrat als heißester Anwärter auf den ORF-Chefsessel.

Die redaktionelle Freiheit sieht er unter Weißmann in Gefahr: "Gibt es weiter eine kritische Information und weitgehend redaktionelle Freiheit wie bei mir, oder verspricht man sich, stärker auf diese Redaktionen und ihre Arbeit zugreifen zu können? Das ist der Unterschied. Das steht in keinem Programm, aber es ist die Realität." Zudem meinte er, Weißmann habe große Teile seiner Bewerbung von Wrabetz abgekupfert.

"Wohin geht der ORF?"

Seine Ansicht, manch anderer Kandidat würde auf seinen Ideen aufbauen, ließ er auch bei einer internen ORF-Präsentation am Donnerstagmittag immer wieder aufblitzen. Zudem pochte er darauf, die Besiedelung des neuen ORF-Campus am Küniglberg nach Plan umzusetzen. Zuvor meinte Weißmann in seiner Präsentation, es komme auf das eine oder andere Monat nicht an, wenn man dafür alle Mitarbeiter "mitnehmen" könne. Große Überraschungen waren für Zuhörende mit Kenntnis der Bewerbungskonzepte bei der Veranstaltung des ORF-Zentralbetriebsrats jedoch nicht dabei. Fragen nach politischen Abhängigkeiten oder gar Deals blieben den Kandidaten vonseiten der ORF-Mitarbeitenden erspart.

Bei einem "NEOS Lab Talk" am Donnerstagabend zum Thema "Wohin geht der ORF?" diskutierten die wichtigsten Bewerber erstmals öffentlich miteinander. Auch hier wurde die politische Komponente der Wahl die längste Zeit ausgespart. Erst am Schluss wurde Weißmann im Billrothhaus in Wien gefragt, wie es komme, dass es kaum einen Zeitungsartikel gebe, wo nicht vermerkt sei, dass er als klarer Favorit der ÖVP gelte? Weißmann ersuchte, diese Frage an Journalisten zu stellen. "Es ist die Zeit der Zuspitzung", meinte er. Wenn es ihm sichtlich unangenehm sei, warum wehre er sich nicht "mit Händen und Füßen" dagegen? "Ich möchte von möglichst vielen Stiftungsräten gewählt werden und fokussiere mich nicht nur auf eine Gruppe. Mehr möchte ich dazu nicht sagen", sagte Weißmann.

ORF-Boss Wrabetz stellte Frage

Wrabetz wurde gefragt, wie er der Versuchung widerstehen wolle, sich als Opfer einer politischen Abwahl zu sehen, sollte er nicht wiederbestellt werden? Der amtierende ORF-Chef reagierte mit einer Gegenfrage: Ob er etwa die Wahrheit verschleiern solle? "Wir sind alle erwachsene Menschen und wissen, was los ist", so Wrabetz. Die Checks and Balances des ORF-Gesetzes seien derzeit außer Kraft gesetzt. Noch nie habe eine Partei theoretisch das alleinige Sagen über eine Wiederbestellung gehabt und diesen Umstand zusätzlich durch eine offene Abstimmung abgesichert. "Wegen Erfolgs abgewählt zu werden, ist keine gute Begründung", meinte er abschließend.

Bei der Präsentation war auch Harald Thoma, Sohn des früheren RTL-Chefs Helmut Thoma, zugegen, der offenbar von einem Stiftungsrat zum nicht öffentlichen Hearing am Tag der Wahl eingeladen wurde. Damit könnte er theoretisch als einzige ORF-externe Person zum künftigen Generaldirektor des größten Medienunternehmen des Landes gewählt werden. Er kritisierte, dass kürzlich im Rahmen der "ZiB 2" nur vier Kandidaten vorgestellt worden seien. Wrabetz, der sich im Laufe des Abends immer wieder mit Bemerkungen zu Gesagtem einschaltete, konterte: "Der verantwortliche Redakteur lässt sich nicht sagen, wen er abbilden soll." Es sei seine journalistische Aufgabe zu werten, wer die relevanten Kandidaten seien.

ORF: Trotzauer tritt für Informationsdirektion ein

Zur Frage, wie am besten die redaktionelle Unabhängigkeit gewahrt werden könne, plädierte ORF 1-Channelmanager Lisa Totzauer für eine eigene Informationsdirektion. Derzeit ist der Generaldirektor zugleich Informationsdirektor. "Vielleicht ist die Generaldirektion in der Situation, ein Gesetz zu verhandeln. Gleichzeitig könnte ein äußerst unangenehmer Untersuchungsausschuss im Gange sein. Ich halte das in Hinblick auf unsere Glaubwürdigkeit als schwierige Situation", entwarf Totzauer ein für die nahe Zukunft nicht unwahrscheinliches Szenario.

Ob es ein eigenes Klimaressort brauche, wollte Weißmann noch nicht beantworten. Er werde das, da er ein Teamplayer sei, erst gemeinsam mit seinem Team entscheiden. ORF-Technik-Vizedirektor Thomas Prantner sagte, man müsse bei diesem Thema medialer Vorreiter sein. "Wir haben als ORF eine ungeheure Macht, positive Dinge für die Gesellschaft durchzusetzen. Daher müssen wir dieses Thema groß bringen." Wrabetz verwies auf die multimediale Wetterredaktion, die bereits als eine Art Klimaredaktion arbeite.

Es sollte nicht die letzte zu bestreitende Präsentation für die wichtigsten Bewerber gewesen sein. Am Freitagabend sind sie bei Puls 24 zu Gast. Am Montag, dem Vortag der ORF-Wahl, steht eine Präsentation auf ORF III am Programm.

(APA/Red)

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