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Wohnbau mit Modellcharakter

Kasseroler, Olivia Mair und Landtagspräsident Harald Sonderegger.
Kasseroler, Olivia Mair und Landtagspräsident Harald Sonderegger. ©Elke Kager Meyer
Einzugsfest für die Bewohnerinnen und Bewohner des Nenzinger „Anna-Kessler-Platz“
Anna Kessler Platz Nenzing

„Es war ein Miteinander von Anfang an“, resümierten der Geschäftsführer der Wohnbauselbsthilfe Vorarlberg, Thomas Schöpf sowie der Nenzinger Bürgermeister Florian Kasseroler beim Einzugsfest der insgesamt 42 Wohnungen am „Anna-Kessler-Platz 5+6“. „Es ist ein positives Referenzprojekt für leistbares Wohnen geworden.“ Auch im Gespräch mit den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern zeigt sich: Der Anspruch, qualitätvolles Wohnen zu einem leistbaren Preis, wurde erfüllt. Ob großzügige Grünflächen, eine Spielstraße, eine Fahrradwerkstatt, ein Gemeinschaftsraum und vieles mehr – Gemeinflächen sollen auch eine gute Nachbarschaft ermöglichen.

Ein Blick zurück

Die Anfänge nahm das Projekt bereits mit der Umlegung des Nenzinger Fußballplatzes ins Sportzentrum. „Dadurch hatte die Marktgemeinde 1,6 Hektar Gemeindegrund zur Verfügung, wir wollten das bestehende Wohngebiet qualitätvoll ergänzen“, beschreibt Bürgermeister Florian Kasseroler. Die Marktgemeinde ließ sich dabei bewusst Zeit mit den Überlegungen zur sinnvollen Nachnutzung, dabei wurden Studentengruppen, Architekten sowie die Bevölkerung mit eingebunden. „Nachhaltigkeit, Enkeltauglichkeit und leistbarer sowie hochwertiger Wohnraum waren dabei richtungsgebende Schlagworte.“ Entstanden ist ein Mix aus neun Eigentumswohnungen, zehn Mietkauf-Wohnungen und 23 Mietwohnungen – umgesetzt wurde schließlich ein Projekt der „Dorner/Matt-Architekten“ in Zusammenarbeit der Wohnbauselbsthilfe und „i+R Schertler“. Ein großes Plus der Anlage ist sicherlich der Anschluss der Wohnanlage an das neue Nenzinger Fernwärme-Heizwerk, das eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung gewährt. Eine gute Nachbarschaft soll schließlich auch die begleitende Siedlungsarbeit, die die Marktgemeinde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialdienste anbietet, unterstützen.

Auf gute Nachbarschaft

Beim Einzugsfest konnten Florian Kasseroler und Thomas Schöpf neben den Bewohnerinnen und Bewohner auch Prominenz – darunter Landtagspräsident Harald Sonderegger, Karlheinz Bayer (Geschäftsführer i+R-Schertler), Vizebürgermeister Herbert Greussing, Gemeinderätin Kornelia Spiß, Gemeinderat Christoph Seeberger sowie Olivia Mair (Marktgemeinde) begrüßen. Eine Abordnung der Nenzinger Bürgermusik sorgte für musikalische Unterhaltung, ein tolles Kinderprogramm begeisterte die jüngsten Besucher und schließlich verwöhnte das Team des Dorfcafé Nenzing die Gäste mit feinen Speisen.

Warum Anna-Kessler-Platz?

Gemeindearchivar Thomas Gamon erklärte im Rahmen der Eröffnung, warum als neuer Straßenname an die Nenzingerin Anna Kessler erinnert werden soll. Ihr Schicksal war ein besonders tragisches: Geboren wurde das Mädchen im Jahr 1884 in der Nähe von Zürich – ihr Vater war gebürtiger Nenzinger, die Mutter Schweizerin. Das Mädchen war von Geburt an taubstumm. 1938 – nachdem ihre Eltern schon gestorben waren – wurde sie nach Österreich abgeschoben. Was eine „Abschiebung“ von Menschen mit Behinderung in NS-Zeiten bedeutete, wurde wohl in Kauf genommen. Vorübergehend wurde Anna Kessler im damals so genannten „Armenhaus“ untergebracht, 1941 wurde sie mit vier weiteren Frauen in die „Valduna“ überstellt. „Vier Frauen kamen bald zurück, Anna nicht. Sie hatte keine Verwandten in Vorarlberg, die sich für ihre Heimkehr eingesetzt hätten“, so der Archivar. Eine Todesnachricht an die Gemeinde ist nie eingelangt, fix ist, dass Anna Kessler in Niedernhart (Hartheim) mit einer Giftspritze umgebracht wurde.

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