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Wo in Paris die Sonne aufgeht - Kritik und Trailer zum Film

Mit "Wo in Paris die Sonne aufgeht" (im Original "Les Olympiades") hat Jacques Audiard eine Geschichte über Mittdreißiger im Zeitalter von Dating-Apps gedreht, die auf der Suche nach Liebe und vor allem sich selbst sind. Der Film des mehrfach preisgekrönten Regisseurs basiert auf Comics des bekannten New Yorker Autors Adrian Tomines und ist in Schwarz-Weiß.

Jacques Audiard ist einer der Großen des französischen Kinos. Filme wie "Der Prophet", "Der Geschmack von Rost und Knochen" oder "Dämonen und Wunder" waren stets viel diskutierte und eigenwillige Beiträge zum Gegenwartskino. Auch "Les Olympiades", der jüngste Streifen des 69-Jährigen, hatte im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes Premiere. Unter dem kitschig-nichtssagenden Titel "Wo in Paris die Sonne aufgeht" läuft der Film am Freitag in den österreichischen Kinos an.

Wo in Paris die Sonne aufgeht - Kurzinhalt zum Film

Es ist in vieler Hinsicht ein ungewöhnlicher Film. In Schwarz-Weiß gedreht und mit seiner Konzentration auf die amourösen Beziehungen seiner Hauptfiguren wirkt er zunächst total retro. Doch je näher man den Protagonisten kommt, desto heutiger wirkt der Film. Die Frauen sind selbstbewusst, Sex ist eine Sache, die deutlich vielschichtiger ist als anno dazumal, und Online-Erotikdienste sind ebenso selbstverständlicher Teil des Alltags wie Shitstorms, die dem Leben eine unvorhergesehene Wendung geben können.

Das Drehbuch, das Audiard mit Léa Mysius und Céline Sciamma ("Porträt einer jungen Frau in Flammen") schrieb, basiert auf drei Graphic-Novel-Kurzgeschichten des New Yorker Zeichners Adrian Tomine, die miteinander verwoben wurden - was erklärt, warum der Plot einigermaßen disparat wirkt. Die junge Chinesin Emilie (Lucie Zhang), die anfangs in einem Call-Center arbeitet, wohnt in der Wohnung ihrer an Demenz erkrankten Großmutter in jenem in den 1970er-Jahren errichteten Wohnviertel im 13. Pariser Arrondissement, das "Les Olympiades" genannt wird und dem Film seinen Originaltitel gegeben hat. Eigentlich sucht sie eine Mitbewohnerin, doch als sich Camille nicht als Frau, sondern als charmanter junger schwarzer Lehrer entpuppt, ist es ihr auch recht.

Schnell landen die beiden miteinander im Bett, doch Camille (Makita Samba) nimmt die gegenseitige Beteuerung, nichts Festes oder gar mit Liebesgefühlen Verbundenes anzustreben, ernster als Emilie. Das geht nicht lange gut. Zunächst unverbunden entwickelt sich ein zweiter Erzählstrang um die Jus-Studentin Nora (Noémie Merlant), die in den vergangenen Jahren als Immobilienmaklerin für ihren Onkel in der Provinz gearbeitet hat und nun in Paris ihr Studium fortsetzen will. Bei einer Studentenparty wird sie von verschiedenen Burschen ausnehmend blöd angemacht und muss schließlich entdecken, dass sie mit ihrer blonden Ausgeh-Perücke dem Sex-Hotline-Star Amber Sweet zum Verwechseln ähnlich sieht. Eine albtraumartige Hörsaal-Szene beendet ihre Studentinnen-Karriere.

Auch Camille hat mittlerweile die Branche gewechselt und versucht, ein heruntergewirtschaftetes Maklerbüro wieder flott zu bekommen. Als Nora bei ihm hereinschneit und sofort sieht, was man alles besser machen könnte, werden die beiden rasch zum beruflichen Dream-Team, das sich schließlich auch privat näher kommt. Doch die wirkliche Sehnsucht Noras gilt Louise alias Amber Sweet, mit der sie Kontakt aufgenommen hat und nun auch privat chattet. Es kommt zu einem ersten Treffen in real life...

Wo in Paris die Sonne aufgeht - Die Kritik

Das Ganze ist weniger durch einen handfesten Plot als durch ein Lebensgefühl miteinander verbunden. Es geht mehr um ein vages Gefühl der Nouvelle Vague als um eine klassische Liebesgeschichte. Boy meets Girl war gestern. Heute ist man ständig auf der Suche, nach sich selbst und nach anderen. Es regiert Unverbindlichkeit und Ungewissheit. Gewiss ist nur eines: Die Immobilienpreise steigen. Nicht nur im 13. Arrondissement.

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(APA/Red)

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