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WM-Slalom als KO-Rennen

Der "Eislaufplatz Bellevarde" in Val d'Isere ließ am Sonntag zahlreiche Edelmetall-Anwärter aus dem Medaillenrennen schlittern.

Darunter befanden sich mit Topfavorit Reinfried Herbst, Youngster Marcel Hirscher und Titelverteidiger Mario Matt auch drei Österreicher. Und das, obwohl mit Christian Höflehner der ÖSV-Technik-Cheftrainer den ersten Lauf ausgeflaggt hat.

“Das hat man davon, wenn man Favorit ist, nämlich gar nichts”, meinte Herbst, für den der Medaillentraum bereits nach nur vier Toren zu Ende war. Der 30-jährige Salzburger wollte aber dennoch keinesfalls Trübsal blasen. “Ich bin nicht enttäuscht, sondern stolz. Weil ich gescheit gefahren bin und alles riskiert habe. Bevor ich Fünfter werde, falle ich lieber aus.”

Der Grund für den Ausfall von Herbst, der im Jänner u.a. in Adelboden und Schladming gewonnen hatte, war das enorme Tempo im oberen Teil des Kurses. “Dieser Slalom war extrem schwer anzufangen, weil das Tempo extrem hoch war. Davon hab ich mich ein bisschen überraschen lassen, das hab ich ein bisschen übersehen”, gestand Herbst, der hinzufügte: “Es gibt Schlimmeres. Ich habe alles gegeben und es ist halt nicht aufgegangen.”

Im Endeffekt war Herbst für vier WM-Slalom-Tore eine ganze Woche in Val d’Isere, er wäre ja auch im dem Schlechtwetter zum Opfer gefallenen Teambewerb für Österreich am Start gewesen. Dennoch war Herbst vor allem von der Stimmung am Sonntag beeindruckt. “Es war ein toller Hang, tolle Stimmung und ich hatte tolles Material. Nur ich habe heute nicht ins Konzept gepasst.”

Für Matt löste sich der Traum von der dritten WM-Slalom-Goldenen nach 2001 und 2007 sehr rasch in Luft auf, der Tiroler hatte zwei Steher und gab daraufhin auf. “Ich konnte mich überhaupt nicht halten und bin nur gerutscht. Das ist mühsam”, war der Tiroler über seine Probleme mit der Materialabstimmung sauer. Dabei läuft es für Matt im Training wie am Schnürchen. “Da fahre ich eine Bestzeit nach der anderen. Aber wenn es dann im Rennen noch eisiger wird, habe ich keinen Halt.”

“Das war viel zu eisig für mich. Ich war total überfordert, das muss ich klar und deutlich sagen”, gestand Hirscher, der zum Abschluss seiner sehr arbeitsreichen ersten WM ausschied. Der 19-Jährige wollte keine “blöden Ausreden” suchen, merkte jedoch an, dass die Verhältnisse in Val d’Isere aufgrund der starken Schneefälle lange Zeit “tiefschneemäßig” gewesen sind. Die Umstellung aufs blanke Eis vom Sonntag fiel dementsprechend schwer.

Doch auf Hirscher dürften noch zahlreiche weitere Chancen auf Medaillen warten. “Ein paar weitere WM-Teilnahmen wären schon mein Ziel.” Die persönliche Bilanz seines ersten Großereignisses fiel trotz der um 0,07 Sekunden verpassten Riesentorlauf-Medaille sehr positiv aus: “Es waren brutal intensive und lehrreiche Tage für mich.”

Der wohl größte Flop der WM war aus sportlicher Sicht Bode Miller. Der amtierende Gesamt-Weltcup-Sieger beendete die Titelkämpfe standesgemäß mit einem Ausfall im Slalom. Der Slalom ist damit nach wie vor die einzige der fünf Disziplinen, in der Miller noch nicht WM-Gold geholt hat.

Zuvor war Miller in Val d’Isere auch in Super-G (12.), Abfahrt (8.), Super-Kombination (out) und Riesentorlauf (out) ohne Medaille geblieben. Der US-Amerikaner wird nun erst einmal eine kleine Pause einlegen, die kommende Weltcup-Station Sestriere auslassen und dann in Kranjska Gora wieder zurückkehren.

Diesmal war Miller bei seinem frühen Ausfall allerdings in bester Gesellschaft. Neben Miller, Herbst, Hirscher und Matt fielen u.a. auch Giorgio Rocca, Andre Myhrer oder Marc Gini bereits im ersten Lauf aus. Die Ausfallsquote im von Höflehner gesteckten Durchgang war extrem, von 75 gestarteten Athleten kamen nur 36 in die Wertung – also nur 48 Prozent und damit nicht einmal die Hälfte.

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