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WM-Geschichte(n): 1954 - 1978

Cordoba 1978: Hans Krankl erzielt das 3:2 für Österreich!
Cordoba 1978: Hans Krankl erzielt das 3:2 für Österreich!
Die Fußball-Weltmeisterschaften von 1954 bis 1978 brachten Geschichten, die die Fußballwelt noch heute beschäftigen: Erinnern Sie sich mit uns an das "Wunder von Bern", den Durchbruch eines gewissen Pele, an das "Wembley-Tor", an "Kaiser Franz und König Johan" und an "I werd' narrisch"!

WM 54: Das Wunder von Bern
Die zweite Fußballweltmeisterschaft nach dem zweiten Weltkrieg ging in die Geschichtsbücher ein. Im Finale bezwang Deutschland den haushohen Favoriten Ungarn trotz eines frühen 0:2-Rückstands durch einen späten Treffer von Helmut Rahn noch mit 3:2. Es war die erste Niederlage der damals dominanten Ungarn nach über vier Jahren. Im Schatten der deutschen Nationalmannschaft erreicht Österreich die beste Endplatzierung in der Geschichte einer Fußballweltmeisterschaft. Im Spiel um Platz drei besiegten die Österreicher den amtierenden Weltmeister Uruguay mit 3:1 (1:1). Trotz allem eine kleine Enttäuschung. Denn das “Wunderteam” (u.a. mit Ernst Happel, Gerhard Hanappi, Walter Zeman und Ernst Ocwirk) hatte insgeheim sogar mit dem WM-Titel spekuliert. Dieser Traum war im Semifinale nach einem 1:6-Debakel gegen Deutschland beendet.

WM 58: Pele schafft den Durchbruch!
Die Weltmeisterschaft 1958 fand in Schweden statt. Das Turnier ging als die “Geburtsstunde” des wohl besten Fußballspielers der Welt in die Geschichtsbücher ein. Edson Arantes do Nascimento – kurz: Pele – drückte dem Turnier seinen Stempel (im Alter von 17 Jahren!) auf und erzielte nicht weniger als sechs Treffer. Darunter auch ein artistisches Tor zum 3:1 (Endstand 5:2) im Finale gegen Gastgeber Schweden. Torschützenkönig des Turniers wurde der Franzose Just Fontaine mit 13 Treffern. Eine Bestmarke, die bis heute Bestand hat.

Für Österreich verlief das Turnier in Schweden wenig erfolgreich. In der Vorrundengruppe setzte es zwei Niederlagen (0:3 gegen den späteren Weltmeister Brasilien bzw. 0:2 gegen die Sowjetunion) und ein Unentschieden (2:2) gegen England. Die ÖFB-Auswahl belegte den letzten Gruppenplatz und schied bereits nach der Vorrunde aus.

WM 62: Brasilien gewinnt “Holzhacker”-Turnier!
Die WM 1962 fand in Chile statt. Sie sollte als die unfairste Weltmeisterschaft in die Geschichte eingehen. Die schwachen Schiedsrichterleistungen waren damals ein Hauptthema in der Berichterstattung. Zum Weltmeister krönte sich zum zweiten Mal Brasilien.

In Deutschland ging das WM-Turnier in Chile auch als “Radio-WM” in die Geschichtsbücher ein. Die ARD transportierte eine eigene Radiostation nach Chile und übertrug live. Fernsehübertragungen bekamen die Fans nicht zu sehen. Erst mit einigen Tagen Verspätung wurden die Beiträge gesendet.

Nach dem verheerenden Erdbeben von 1960 (über 1500 Tote) war der Zuschauerzuspruch besonders in den Vorrundenspielen nicht gerade überragend. Kritiker des Turniers (Chile setzte sich in der Vergabe gegen Argentinien durch) wollten nach der Naturkatastrophe sogar das Turnier in ein anderes Land verlegen.

Brasiliens Superstar Pele verletzte sich in der Vorrunde gegen Tschechien schwer und konnte im weiteren Verlauf des Turniers nicht mehr eingesetzt werden. Österreich war für die Endrunde nicht qualifiziert.

Am 17. Juni 1962 trafen im Finale Brasilien und Tschechien aufeinander. Die Tschechen begannen überraschend offensiv und gingen durch Masopust in Führung. Nach zwei schweren Fehlern des ansonsten überragenden tschechischen Torwarts Schrojf gewann Brasilien mit 3:1.

WM 66: Tor oder kein Tor?
Seit dem Finale der WM 1966 beschäftigt die Fußballfans weltweit eine Frage: War es das Tor zum 3:2 im Finalspiel England gegen Deutschland (Die Gastgeber gewannen in London mit 4:2 nach Verlängerung – der bislang einzige Titel für England) tatsächlich regulär? In der 101. Minute überwand der Engländer Hurst den deutschen Torwart Hans Tilkowski mit einem Weitschuss. Der Ball prallte von der Unterkante der Latte auf den Boden und wurde dann von einem deutschen Verteidiger ins Toraus geköpft. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst entschied nach Rücksprache mit dem sowjetischen Linienrichter Bahramov auf Tor. Die Kommunikation erfolgte nur mittels Zeichensprache, da die beiden Schiedsrichter keine gemeinsame Sprache zur Verständigung hatten. Weltweit wird seitdem über das “Wembley-Tor” diskutiert. In England selbst wird nur vom “dritten Tor” gesprochen.

Seit vielen Jahren existieren Gutachten, die sich dem Treffer von Wembley annähern. Auch hier kommen Experten zu keinem eindeutigen Schluss: Die Mehrzahl der Studien besagt, dass der Ball nicht vollständig hinter der Torlinie war. Eine Studie der Universität Duisburg besagt jedoch das Gegenteil. Für Gesprächsstoff scheint auch weiterhin gesorgt:

WM 70: Dritter Titel für Brasilien
In Mexiko 1970 gab es drei einschneidende Premieren. Zum einen wurden die gelben und roten Karten zum ersten Mal im Rahmen einer Weltmeisterschaft benutzt. Platzverweis wurde jedoch keiner ausgesprochen. Zum anderen wurde speziell für die Weltmeisterschaft ein eigener Ball entwickelt. Das Spielgerät “Telstar” sollte in die Geschichtsbücher eingehen. Dank des PAL-Systems wurden die Spiele der Weltmeisterschaft erstmals in Farbe übertragen.

Zum Weltmeister krönten zum dritten Mal die Brasilianer. Im Finale besiegte die Mannschaft rund um Superstar Pele Italien deutlich mit 4:1 (1:1). Der WM-Pokal “Coupe Jules Rimet” ging somit dauerhaft in den Besitz der Brasilianer über.

WM 74: “Kaiser Franz” schlägt “König Johan”
1974 war Deutschland Gastgeber des Turniers. Die Neuerungen waren nicht nur der Modus (mit erster und zweiter Finalrunde) sondern auch die neue WM Trophäe. Die 36,8 Zentimeter hohe Trophäe ist aus 18-karätigem Gold und wiegt knapp 6,2 Kilogramm. 

Sportlich stand das Duell zwischen Gastgeber Deutschland und den offensiv starken Holländern im Mittelpunkt. Die beiden vermutlich stärksten Teams schafften auch in das Finale. Angeführt wurden die Teams von ihren charismatischen Kapitänen: “Kaiser” Franz Beckenbauer und “König” Johan Cruyff.
Holland wurde bereits nach einer Minute ein Elfmeter (Cruyff wurde von Uli Hoeneß gefoult – die Gäste hielten den Ball mit einer sehenswerten Kombination exakt 17 Stationen der eigenen Mannschaft) zugesprochen. Der erste Strafstoß in einem WM-Finale wurde von Neeskens trocken verwandelt. Die Holländer verzeichneten somit auch die früheste Führung in einem WM-Finale. In der Folge hatten die Gäste zwar die größeren Spielanteile – die Tore erzielten aber die Gastgeber. In der 25. Minute glich Paul Breitner, ebenfalls per Strafstoß, aus. Noch vor dem Pausenpfiff erzielte Torjäger Gerd Müller die 2:1-Führung für die Deutschen. Am Ende freute sich Deutschland über den ersten Weltmeistertitel.

Den dritten Rang sicherte sich Polen – sie stellten mit Grzegorz Lato den Torschützenkönig des Turniers. Österreich war nicht qualifiziert.

WM 78: Krankl, Cordoba und ein legendärer Radio-Kommentar!
Die 11. Fußballweltmeisterschaft fand im Juni 1978 in Argentinien statt. Die Südamerikaner galten als schwierige Gastgeber, denn eine Militärdiktatur herrschte mit harter Hand. Die prägende Figur des Turniers war der Argentinier Mario Kempes (wurde auch mit 6 Toren Torschützenkönig des Turniers). Das Finale sollte mit einer Neuerung aufwarten. Zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg standen nicht Deutschland oder Brasilien im Endspiel. Am 25. Juni traf Argentinien auf Holland. Durch einen Doppelpack von Mario Kempes gewannen die Gastgeber mit 3:1 nach Verlängerung. Die vom legendären Ernst Happel trainierten Holländer hatten unmittelbar vor dem Ende der regulären Spielzeit großes Pech. Rob Rensenbrink traf nur die Stange.

Die ÖFB-Auswahl schaffte nach einer Durststrecke von 20 Jahren wieder die Qualifikation für ein Weltmeisterschaftsturnier und sollte am 21. Juni österreichische Sportgeschichte schreiben. Österreich besiegte den bereits entthronten Weltmeister Deutschland mit 3:2 in Cordoba. Es war der erste Sieg seit 47 Jahren gegen den “Lieblingsnachbarn”. Der Torschütze zum Siegestreffer Hans Krankl wurde zum Nationalheld – der Kommentar von Edi Finger legendär!

Das legendäre Cordoba Spiel auf Video (mit Edi Fingers Kommentar):

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