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WM-Flitzer in Katar wieder "frei" und wohlauf

Der Flitzer ist nach seinem Auftritt bei der Fußball-WM wieder frei.
Der Flitzer ist nach seinem Auftritt bei der Fußball-WM wieder frei. ©AP Photo/Abbie Parr
Der WM-Flitzer Mario Ferri ist nach seinem Auftritt beim Spiel zwischen Portugal und Uruguay wieder in Freiheit. Er war mit Regenbogenfahne und mehreren politischen Botschaften auf seinem T-Shirt über den Rasen gelaufen.
Flitzer mit Regenbogenfahne bei Fußball-WM

"Ich bin frei", berichtete der WM-Flitzer Mario Ferri am Dienstag. Rechtliche Konsequenzen müsse er nicht befürchten, schrieb er bei Instagram.

WM-Flitzer: "Sie haben alles verhindert, nur mich nicht."

Kurz, bevor es losging, hatte der Italiener Videos gepostet, er huldigte seinem großen "Idol" Cristiano Ronaldo. Das, was folgte, kündigte er nicht an. Ferri lief über den Rasen, wurde von Ordnern gestoppt und in die Katakomben gebracht. Bei der TV-Übertragung wurden die Bilder nicht gezeigt, was allerdings seit Jahren im Weltfußball bei solchen Zwischenfällen üblich ist. Die Regenbogenflagge wurde von Schiedsrichter Alireza Faghani aufgehoben und vom Platz gebracht. Ferri nahm in seiner Stellungnahme Bezug auf das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde durch den Weltverband FIFA. "Sie haben alles verhindert, nur mich nicht. (...) Wir wollen eine freie Welt, die alle Menschen und alle Ideen respektiert", schrieb er.

Keine Stellungnahme von FIFA und WM-Organisationskomitee zu WM-Flitzer

Die FIFA und das WM-Organisationskomitee äußerten sich nicht - dafür aber Ferri ausführlich. "Die Regeln zu brechen, ist nie ein Verbrechen, wenn man es für eine gute Sache tut", schrieb der Italiener, der bereits etliche Flitzer-Aktionen hinter sich hat - unter anderem beim deutschen WM-Spiel in Südafrika 2010 gegen Spanien. Doch jetzt scheint Schluss zu sein: "Ich werde es 'The last Dance' nennen, meinen letzten Lauf auf ein Spielfeld, ich wollte für mich wichtige Botschaften senden." Zunächst war befürchtet worden, der Aktivist könne für längere Zeit in Gewahrsam genommen werden.

WM-Flitzer mit Regenbogenfahne und Botschaften zu Ukraine-Krieg und Iran-Protesten

Die Regenbogenfahne ist ein zentrales Symbol für die LGBTQI*-Community. LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. Homosexualität ist in Katar verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Der Schriftzug "Save Ukraine" spielt deutlich auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine an. Nach eigenen Angaben war Ferri kurzzeitig "als Freiwilliger" im Krieg in Kiew. "Respect for Iranian Woman" beschäftigt sich mit dem Schicksal von Tausenden im Iran, wo seit Wochen gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem protestiert wird. Die Aufstände werden oft von Frauen angeführt. Berichtet wird über viele Tote. Schiedsrichter Faghani ist Iraner.

Weitere Folgen für WM-Flitzer noch offen

Grundsätzlich werden Flitzer im Fußball erst einmal zur Kasse gebeten, es gibt aber große Unterschiede bei der Rechtssprechung. Nachdem während des WM-Finales 2018 in Russland gleich vier Aktivisten der Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot in Polizeiuniformen auf den Rasen gelangt waren, hatte ein Moskauer Gericht 15 Tage Arrest verhängt. In Katar könnte beim weiteren Vorgehen eine Rolle gespielt haben, dass nach der massiven Kritik in den Monaten und Jahren vor der Endrunde internationale Medien sehr genau auf die Behandlung des Regenbogen-Aktivisten geblickt haben.

"Ich hoffe, dass dem Burschen nichts passiert", sagte der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves nach der Partie, die Portugal die Teilnahme am Achtelfinale sicherte. "Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt."

(APA/Red)

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