Es war in der Ära von Annemarie Moser-Pröll, als die gebürtige Dornbirnerin Ingrid Eberle WM-Bronze in der Kombination 1980 in Lake Placid holte. Damit feierte die damals 23-Jährige ihren größten Erfolg. Es folgte ein sechster Rang in der olympischen Abfahrt. Moser-Pröll, ihre beste Freundin im Skizirkus, kürte sich zur Weltmeisterin in der Königsdisziplin. Ich habe mich sehr für sie gefreut, es war ein ganz besonderer Moment, erinnert sie sich zurück. Der Zusammenhalt im Team, die Reisen, die mich bis nach Japan geführt haben, und der Augenblick, als ich auf dem Podest stand, sind unvergesslich. Es war eine sehr schöne Zeit. Die heute 53-Jährige war von 1975 bis 1982 im Weltcup-Zirkus unterwegs, wo sie eine Silber- und eine Bronzemedaille und insgesamt 29 weitere Top-Ten-Platzierungen bei Großereignissen und Weltcups verbuchte. Früher war es vom Trainingsaufwand her sicher einfacher, wobei es am Ende meiner Karriere schon ein Ganzjahressport war. Heute sind die Geschwindigkeiten sehr hoch und die Pisten extrem hart. Bei uns gab es damals keine Autobahnen, die Strecken waren unruhig. Zu verdienen gab es nicht viel, auch einen Kopfsponsor hatte niemand, beschreibt die heutige Geschäftsfrau.
Lehre bei Kästle
13 Jahre lang gehörte die Allrounderin dem ÖSV-Kader an, mit 16 Jahren feierte Eberle ihr Weltcup-Debüt. Neben dem Sport absolvierte sie bei der Skifirma Kästle in Hohenems eine Lehre zur Industriekauffrau und war dann als Büroangestellte bei ihrem Skisponsor Atomic im Wagrein beschäftigt. 1982 beendete sie ihre Karriere. Mit 25 Jahren gehörte ich zur älteren Generation. Die neuen Kippstangen hätten eine neue Technik erfordert. Die Entscheidung, aufzuhören, war nicht schwer, erklärt sie. Ein halbes Jahr später hat sie mit ihrem Gatten Peter das Geschäft Sport Eberle in Bregenz eröffnet. 2012 feiern wir 30-Jahr-Jubiläum, freut sie sich über eine erfolgreiche berufliche Karriere nach dem Sport. Ihre Wettkampflust hat sie ihrem Sohn Manuel vererbt. Der 21-jährige Golf-Nationalteamspieler ist WM- und EM-Teilnehmer. Den Ehrgeiz hat er von mir, die Ruhe von meinem Mann, lacht Eberle-Trappel.
Vorarlberg hat einige Talente
Selbst fährt sie noch hobbymäßig Ski und verfolgt den alpinen Rennsport mit viel Interesse aktuell die WM in Garmisch. Dass mit Björn Sieber ein Vorarlberger dabei war und mit Rang 13 in der Kombi bei seiner Premiere großartig abgeschnitten hat, freut mich. Er ist ein sympathischer Kerl. Seit dem Rücktritt von Anita Wachter sah es relativ trostlos im Ländle aus. Aber es kommen einige sehr gute Talente nach, die es mit Fleiß an die Spitze schaffen können, hofft Eberle-Trappel auf mehr Vorarlberger Präsenz im Weltcup und bei Großereignissen.
ZUR PERSON
Ingrid Eberle-Trappel
Die gebürtige Dornbirnerin fuhr von 1975 bis 1982 im Alpinen Skiweltcup
Geboren: 3. Juni 1957
Wohnort: Bregenz
Familie: verheiratet, Sohn Manuel
Hobbies: Skifahren, Langlauf, Tennis, Lesen
Größte Erfolge: 3. Rang Kombination Triple-Bewerb WM 1980 Lake Placid*, 6. Rang Abfahrt Olympische Spiele 1980 Lake Placid; 29 Top-Ten-Platzierungen bei Weltcup- und Ski-Großereignissen
*Erklärung: zählte im Rahmen der Olympischen Spiele als WM-Bewerb.