"Wirtschaftsfeindlich": Wirtschaftskammer kritisiert geplante Mauterhöhung 2026

Die geplante Erhöhung der Lkw-Mauttarife im Jahr 2026 stößt auf scharfe Kritik der Vorarlberger Wirtschaftskammer. Präsident Karlheinz Kopf und Spartenobmann Michael Zimmermann fordern stattdessen ein Einfrieren der Mautsätze auf dem Niveau von 2025. Die Wirtschaft brauche keine weiteren Belastungen, sondern tiefgreifende Strukturreformen, betonten die beiden Kammervertreter in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Koalition uneins über Erhöhung
Auch in der Regierungskoalition sorgt die vom SPÖ-geführten Verkehrsministerium geplante Erhöhung der Lkw-Maut ab 2026 für Spannungen. Obwohl sich SPÖ, ÖVP und NEOS grundsätzlich auf eine Anhebung verständigt haben, lehnte die ÖVP die im Entwurf des Verkehrsministeriums vorgesehenen Maßnahmen ab.
Der Entwurf sieht unter anderem vor, die Zuschläge für Lärmbelastung und Luftverschmutzung deutlich anzuheben. Ziel ist eine stärkere Kostenwahrheit im Straßengüterverkehr sowie eine ökologische Lenkung. Für 2026 sind auf dieser Grundlage bereits 42 Millionen Euro an Mehreinnahmen budgetiert. Die bestehenden Tarife liegen derzeit zwischen fünf und 61 Cent pro Kilometer, abhängig von Größe, Emissionen und Lautstärke des Fahrzeugs.
Kopf sorgt sich um Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
"Österreich hat bereits heute die höchsten Mauttarife in der gesamten EU. Eine weitere Erhöhung um bis zu 13 Prozent trifft besonders unsere regional verankerten Betriebe", so Wirtschaftskammerpräsident Karlheinz Kopf. Diese seien das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und dürften nicht weiter geschwächt werden. Die Bundesregierung müsse "endlich an sich selbst sparen", so Kopf weiter, und Strukturreformen statt zusätzlicher Belastungen auf den Weg bringen.
Mittelstand als Hauptbetroffener
Auch Michael Zimmermann, Obmann der Sparte Transport und Verkehr, warnte vor negativen Folgen der geplanten Anpassung: "85 Prozent der auf österreichischen Straßen transportierten Güter stammen aus dem Inland oder sind dafür bestimmt. Die angekündigte Mauterhöhung verursacht Mehrkosten von rund 177 Millionen Euro – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen." Besonders gravierend sei der Kostenanstieg bei modernen Euro-VI-Fahrzeugen, deren Gebühren sich für Lärm- und Schadstoffemissionen auf das 3,5-Fache erhöhen könnten.
Von Wien nach Salzburg: Maut teurer als Treibstoff oder Löhne
Zimmermann verwies zudem auf die bereits erfolgten Steigerungen: In den letzten zwei Jahren seien die Mautkosten um 21 Prozent gestiegen. "Ein typischer Lkw verursacht aktuell rund 40.000 Euro Mautkosten pro Jahr. Die Strecke von Wien nach Salzburg ist mittlerweile bei der Maut teurer als bei Treibstoff oder Löhnen – das ist absurd und nicht länger hinzunehmen", erklärte der Spartenobmann.
Kammer präsentiert Maßnahmenkatalog
Um den Standort Österreich zu stärken und Unternehmen zu entlasten, fordert die Vorarlberger Wirtschaftskammer ein umfassendes Maßnahmenpaket. Neben dem Einfrieren der Tarife verlangen Kopf und Zimmermann:
- Eine Senkung der Infrastrukturgebühren
- Eine Überarbeitung der Kurzzeitvignettenregelung, um den Transitverkehr gezielter zu belasten
- Eine effizientere Mittelverwendung durch die ASFINAG, anstelle weiterer Einnahmensteigerungen auf Kosten der Betriebe
"Was wir jetzt brauchen, ist keine neue Abgabenschraube, sondern eine Politik mit Hausverstand", so Karlheinz Kopf. Die Bundesregierung müsse Verantwortung übernehmen – für den Wirtschaftsstandort ebenso wie für tausende Betriebe im täglichen Überlebenskampf.
(Red.)